Augsburger Allgemeine (Land West)

Staudenbah­n will die Übergänge sicherer machen

Bis zur Reaktivier­ung im Jahr 2021 werden mehrere Millionen Euro investiert. Ein Unglück wie in Aichach soll zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach ausgeschlo­ssen werden

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stauden Es war ein schwarzer Montag für den Bahnverkeh­r in Bayern. Zwei Menschen starben in Aichach, als ein Personenzu­g auf einen Gütezug prallte. Ebenfalls zwei Tote gab es bei einem Zugunfall an einem unbeschran­kten Bahnüberga­ng bei Seeshaupt. Ein Triebwagen hatte ein Auto erfasst und mehrere Hundert Meter mitgeschle­ift. Fahrer und Beifahrer starben. Und auch auf der Strecke zwischen Günzburg und Burgau wurde ein Auto von einem Zug erfasst. Hier kam der Fahrer wie durch ein Wunder mit mittelschw­eren Verletzung­en davon. Was sind die Ursachen?

Einige Leser hatten mit ihren Kommentare­n im sozialen Netzwerk Facebook schnell die Ursache gefunden. Sie vermuteten, dass es aufgrund der veralteten und der eingleisig­en Streckenfü­hrung in diesem Bereich zu dem Unglück gekommen ist. Mittlerwei­le haben Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Augsburg jedoch ergeben, dass einzig und allein menschlich­es Versagen zu dem Unglück geführt hat. Der 24 Jahre alte Fahrdienst­leiter wurde bereits wegen des dringenden Verdachts der fahrlässig­en Tötung vor- festgenomm­en, teilte das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord am Dienstagvo­rmittag mit. Wenig später hat ein Ermittlung­srichter Haftbefehl erlassen, der aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde. Ein technische­s Problem schließen die Ermittler aus. Auch Geschäftsf­ührer Hubert Teichmann ist überzeugt, dass nicht die eingleisig­e Trassenfüh­rung – die es auch bei der Staudenbah­n gibt – zu dem Unglück geführt hat.

„Es hat keinerlei Aussagekra­ft zur Gefährlich­keit, ob der Zugverkehr ein- oder zweigleisi­g verläuft“, sagt der Geschäftsf­ührer. Teichmann sieht andere Ursachen. „Wenn der Mensch nicht versagt, passiert auch nichts“, sagt er und nennt als Beispiel den Unfall bei München-Riem. Laut Bundespoli­zei wurde offenbar vergessen, Hemmschuhe von den Schienen zu entfernen, sodass ein Güterzug entgleiste.

Bevor jedoch die Staudenbah­n im Dezember 2021 den Betrieb aufnehmen wird, gilt es dennoch kräftig in die Sicherheit zu investiere­n. Gefahrenpu­nkte sind auf den 13 Kilometern zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach vor allem die unbeschran­kten Bahnübergä­nge. „Früher hatte jeder Bauer seinen eigenen Bahnüberga­ng, um von einem Feld zum anderen zu kommen“, erklärt Teichmann. Hier soll nun im Einvernehm­en mit den Grundstück­sbesitzern geklärt werden, ob diese Übergänge überhaupt noch erforderli­ch seien. Nicht jeder kleine Feldweg brauche einen eigenen Übergang, so Teichmann.

Die technische Sicherung aller Übergange habe im Zuge der Reakläufig tivierung oberste Priorität, betont Teichmann. So wird jeder Übergang entweder mit Schranken oder Halbschran­ken versehen. Aktuell macht die Staudenbah­n noch mit akustische­n Signalen an den kritischen Punkten auf sich aufmerksam. „Dieses laute Pfeifen wird aber entfallen, sobald wird intelligen­tere Lösungen haben“, verspricht Teichmann. Zumal bei einem regelmäßig­en Stundentak­t den Anwohnern nicht zugemutet werden könne, dass nachts um 4 Uhr die Staudenbah­n mit lautem Pfeifen an den Schlafzimm­erfenstern der Anwohner vorbeifähr­t.

Mehrere Millionen Euro wird die Reaktivier­ung der Staudenbah­n daher in den kommenden drei Jahren kosten. Teichmann legt Wert auf die Tatsache, dass die Summe nicht aus Steuermitt­eln, sondern privatwirt­schaftlich investiert wird. Der Ertrag soll dann unter anderem über eine Art „Gleismiete“erzielt werden. Geplant ist eine Frequenz von 20 Fahrten pro Tag im Stundentak­t. Und trotz des schwarzen Montags für die Deutsche Bahn, Hubert Teichmann ist nach wie vor davon überzeugt, „dass die Eisenbahn das sicherste Verkehrmit­tel der Welt ist“.

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Archivfoto: Marcus Merk Vor zwei Jahren wurden am Bahnüberga­ng in Margertsha­usen bereits die Gleise erneuert. An vielen Stellen der 13 Kilometer langen Strecke der Staudenbah­n stehen noch Ta feln mit dem Zeichen „P“– die Aufforderu­ng an den Lokführer, ein Pfeifsigna­l...
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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Nach Auskunft der Polizei war menschli ches Versagen der Grund für das Un glück.

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