Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Schule im Senegal ist schon fast fertig
Hilfe Innerhalb weniger Monate hat Inge Herz aus Fleinhausen den Bau in Afrika organisiert, dank vieler Unterstützer aus der Region. Jetzt fehlen noch die Möbel. Sie sollen aus einem besonderen Material entstehen
Dinkelscherben Fleinhausen Im Senegal steht eine neue Schule – dank Inge Herz und vieler Unterstützer aus der Region. Die Schule befindet sich im Heimatort von Fodé Dramé. Seit einem guten Jahr wohnt der junge Mann bei Familie Herz in Fleinhausen. Inge Herz kennt ihn von ihrem ehrenamtlichen Engagement in der Dinkelscherber Asylunterkunft. Mittlerweile hat der junge Mann ein Bleiberecht und macht eine Ausbildung. Fodé Dramé hat Inge Herz viel über die schwierige Situation in seiner Heimat erzählt – und sie wollte helfen.
In dem westafrikanischen Land müssen die Eltern Schulgeld zahlen – so wie in vielen anderen Ländern auch. Viele Kinder gehen deshalb nicht oder nur kurz in die Schule. In Maroncounda, dem Heimatort von Fodé Dramé, leben etwa 2300 Menschen, davon sind ungefähr 500 Schulkinder. Im Ort gibt es eine staatliche Schule mit einem Lehrer. Das Schulgeld kostet fünf Euro pro Monat. „Nur die Hälfte der Eltern kann das bezahlen“, sagt Herz.
Für die ärmeren Kinder gibt es einen Lehrer, der sie ehrenamtlich unterrichtet. Allerdings hatten sie bislang kein richtiges Schulgebäude, keine Tische und Stühle, keine Hefte und Stifte. Die provisorische Hütte, in der die Kinder bisher auf leeren Reissäcken hocken, könnte in der Regenzeit schnell weggespült werden. Jetzt bekommen sie ein festes Klassenzimmer.
Vor nicht einmal vier Monaten haben die Menschen vor Ort mit dem einfachen Schulbau begonnen. Jetzt ist er fast fertig. Allerdings fehlen noch die Schulmöbel. „Ich möchte sie aus Typha bauen lassen, weil ich nicht möchte, dass Holz aus Regenwald verwendet wird oder Billigmöbel aus Europa kommen“, erklärt Inge Herz. Typha ist ein Schilfrohr, das am Senegalfluss wächst. Um damit bauen zu können, wird es mit einfachsten Maschinen zerdrückt und anschließend zu kleinen Spänen zerschnitten. Diese Späne werden mit Gips gebunden und in Formen zu Platten gepresst. Ihr sei wichtig, dass das Möbelmaterial ein nachwachsender Rohstoff aus Senegal ist und dass die Arbeiter einen ordentlichen Lohn bekommen, sagt Inge Herz.
2000 Euro bräuchte man, um ein massives Gebäude zu bauen, in dem alle 228 Kinder Platz haben, das haben Inge Herz, Fodé Dramé und die Menschen in Maroncounda vor einigen Monaten ausgerechnet. Einen Teil der Summe bekamen die Bewohner selbst zusammen, den Rest hat Inge Herz in der Region gesammelt.
Jetzt haben sie aber doch mehr Geld gebraucht als erwartet. „Die arbeitslosen Dorfbewohner, die die Schule bauen, bekommen kein Geld, aber das Essen“, erzählt Herz. „Aus einem kleinen Nachbarort kommen auch Helfer, weil sie Hundem ger haben. Auch viele Kinder essen mit.“Ein arbeitsloser Student will künftig ehrenamtlich die Hälfte der Schüler unterrichten. Bald gibt es also zwei Lehrer. „Durch den Schulbau ist eine richtige Aufbruchstimmung im Ort“, freut sich Inge Herz. „Die Menschen fühlen sich von ihrer Regierung allein gelassen und erleben jetzt Hilfe, die sie von ihrer Verzweiflung erlöst. Das ist der richtige Weg zur Fluchtursachenbekämpfung.“
Sie hat noch mehr Pläne: „Wenn die Schule fertig ist, möchte ich, dass um das Dorf Gärten mit einem Brunnen für die armen Familien gebaut werden.“Die Menschen sollen ihre Familien mit den Früchten aus den Gärten selbst versorgen können – und vielleicht bleibt sogar noch ein Überschuss, den sie verkaufen können.