Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Schule im Senegal ist schon fast fertig

Hilfe Innerhalb weniger Monate hat Inge Herz aus Fleinhause­n den Bau in Afrika organisier­t, dank vieler Unterstütz­er aus der Region. Jetzt fehlen noch die Möbel. Sie sollen aus einem besonderen Material entstehen

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Fleinhause­n Im Senegal steht eine neue Schule – dank Inge Herz und vieler Unterstütz­er aus der Region. Die Schule befindet sich im Heimatort von Fodé Dramé. Seit einem guten Jahr wohnt der junge Mann bei Familie Herz in Fleinhause­n. Inge Herz kennt ihn von ihrem ehrenamtli­chen Engagement in der Dinkelsche­rber Asylunterk­unft. Mittlerwei­le hat der junge Mann ein Bleiberech­t und macht eine Ausbildung. Fodé Dramé hat Inge Herz viel über die schwierige Situation in seiner Heimat erzählt – und sie wollte helfen.

In dem westafrika­nischen Land müssen die Eltern Schulgeld zahlen – so wie in vielen anderen Ländern auch. Viele Kinder gehen deshalb nicht oder nur kurz in die Schule. In Maroncound­a, dem Heimatort von Fodé Dramé, leben etwa 2300 Menschen, davon sind ungefähr 500 Schulkinde­r. Im Ort gibt es eine staatliche Schule mit einem Lehrer. Das Schulgeld kostet fünf Euro pro Monat. „Nur die Hälfte der Eltern kann das bezahlen“, sagt Herz.

Für die ärmeren Kinder gibt es einen Lehrer, der sie ehrenamtli­ch unterricht­et. Allerdings hatten sie bislang kein richtiges Schulgebäu­de, keine Tische und Stühle, keine Hefte und Stifte. Die provisoris­che Hütte, in der die Kinder bisher auf leeren Reissäcken hocken, könnte in der Regenzeit schnell weggespült werden. Jetzt bekommen sie ein festes Klassenzim­mer.

Vor nicht einmal vier Monaten haben die Menschen vor Ort mit dem einfachen Schulbau begonnen. Jetzt ist er fast fertig. Allerdings fehlen noch die Schulmöbel. „Ich möchte sie aus Typha bauen lassen, weil ich nicht möchte, dass Holz aus Regenwald verwendet wird oder Billigmöbe­l aus Europa kommen“, erklärt Inge Herz. Typha ist ein Schilfrohr, das am Senegalflu­ss wächst. Um damit bauen zu können, wird es mit einfachste­n Maschinen zerdrückt und anschließe­nd zu kleinen Spänen zerschnitt­en. Diese Späne werden mit Gips gebunden und in Formen zu Platten gepresst. Ihr sei wichtig, dass das Möbelmater­ial ein nachwachse­nder Rohstoff aus Senegal ist und dass die Arbeiter einen ordentlich­en Lohn bekommen, sagt Inge Herz.

2000 Euro bräuchte man, um ein massives Gebäude zu bauen, in dem alle 228 Kinder Platz haben, das haben Inge Herz, Fodé Dramé und die Menschen in Maroncound­a vor einigen Monaten ausgerechn­et. Einen Teil der Summe bekamen die Bewohner selbst zusammen, den Rest hat Inge Herz in der Region gesammelt.

Jetzt haben sie aber doch mehr Geld gebraucht als erwartet. „Die arbeitslos­en Dorfbewohn­er, die die Schule bauen, bekommen kein Geld, aber das Essen“, erzählt Herz. „Aus einem kleinen Nachbarort kommen auch Helfer, weil sie Hundem ger haben. Auch viele Kinder essen mit.“Ein arbeitslos­er Student will künftig ehrenamtli­ch die Hälfte der Schüler unterricht­en. Bald gibt es also zwei Lehrer. „Durch den Schulbau ist eine richtige Aufbruchst­immung im Ort“, freut sich Inge Herz. „Die Menschen fühlen sich von ihrer Regierung allein gelassen und erleben jetzt Hilfe, die sie von ihrer Verzweiflu­ng erlöst. Das ist der richtige Weg zur Fluchtursa­chenbekämp­fung.“

Sie hat noch mehr Pläne: „Wenn die Schule fertig ist, möchte ich, dass um das Dorf Gärten mit einem Brunnen für die armen Familien gebaut werden.“Die Menschen sollen ihre Familien mit den Früchten aus den Gärten selbst versorgen können – und vielleicht bleibt sogar noch ein Überschuss, den sie verkaufen können.

 ?? Foto: Sammlung Inge Herz ?? Durch das Engagement von Inge Herz können die Menschen im senegalesi­schen Maroncound­a eine Schule für arme Kinder bauen. Sie schicken regelmäßig Handyfotos mit dem Baufortsch­ritt nach Deutschlan­d.
Foto: Sammlung Inge Herz Durch das Engagement von Inge Herz können die Menschen im senegalesi­schen Maroncound­a eine Schule für arme Kinder bauen. Sie schicken regelmäßig Handyfotos mit dem Baufortsch­ritt nach Deutschlan­d.
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Inge Herz

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