Augsburger Allgemeine (Land West)
Alles Schrott?
Recycling Welche Rolle die Gröger-Unternehmensgruppe in der Region spielt. Und warum der lange Arm von Donald Trump bis Günzburg reicht
Günzburg Die Onlineseite der Londoner Metallbörse gehört für Lars Gröger zum Pflichtprogramm. „Zehn bis 20 Mal schaue ich mir das schon am Tag an“, sagt der Geschäftsführer der Rohstoffverwertung Gröger GmbH & Co. KG. Grün und rot blinkt es auf dem Computerbildschirm in den Spalten mancher Metalle – ein untrügliches Signal dafür, dass Kurse steigen oder aber fallen. Eine langfristige Preisstabilität dürfe man sich nicht erhoffen, so Gröger, der das 1951 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation führt.
Im Bereich des Eisenschrotts wurde im vergangenen Dezember der Jahreshöchstpreis erzielt. Die Preise für Aluminium (+6,6 Prozent) und Kupfer (+7,0 Prozent) zogen 2017 verglichen mit dem Jahr zuvor ebenfalls an. Aber das ist alles schon wieder Geschichte. Denn bei den Industriemetallen wie Aluminium und Kupfer gibt es in den vergangenen Wochen deutliche Kursverluste: Die Handelsstreitigkeiten der EU mit US-Präsident Donald Trump wirken sich bis nach Günzburg aus.
Dennoch sehen Gröger und die kaumännische Leiterin Sybille Hoot die Unternehmensgruppe gut aufgestellt. Gut drei Viertel der gesamten knapp 137000 Tonnen in der Rohstoffverwertung entfielen im vergangenen Jahr auf Stahlschrotte. Die anderen 22,9 Prozent sind unter nicht eisenhaltigen Metallen wie Aluminium, Kupfer, Messing, Zink zusammengefasst.
Der Aufbereitung – da ist sich Lars Gröger sicher – wird angesichts knapper Ressourcen künftig eine noch größere Bedeutung zukommen. Die Gröger-Unternehmensgruppe mit Standorten am Günzburger Bahnhof und im Industriegebiet Donauried wollte den engen Bezug von Recycling und Umweltschutz verdeutlichen und hat mit Partnern am ersten „Global Recycling Day“am 18. März in die Tasche gegriffen. Geld für Wertstoffe wurden an diesem Tag gespendet. Insgesamt kamen dadurch 10000 Euro für die Naturschutzorganisation WWF (Worldwide Fund for Nature) zusammen. Helfer bei der diesjährigen Umweltwoche im Landkreis Günzburg konnten ebenso auf ein Preisgeld hoffen. Die originellsten Fotos aus der Region hat Gröger mit insgesamt 900 Euro belohnt. Gröger vergleicht die Natur mit einem Arbeitsplatz, „der so verlassen gehört, wie man ihn vorfinden möchte“.
Alle größeren produzierenden Unternehmen im Landkreis Günzburg entsorgen über Gröger. 18 blau-gelb lackierte Lastwagen sind ständig auf Achse, um den anfallenden Schrott einzusammeln. Ungefähr 3000 Container mit einer Größe zwischen fünf und 40 Kubikmetern stehen in den Höfen und Hallen der Kunden. Der am weitesten entfernte sitzt in Rostock.
Was in den Wertstoffhöfen im Landkreis landet, das kommt letztlich auch zu Gröger. Dieser entsorgte Metallschrott gilt in der Regel als minderwertig, weil viele Anhaftungen (unterschiedliche Materialien) das Sortieren nicht einfacher machen.