Augsburger Allgemeine (Land West)

Unser Mann aus Buxtehude

Michael Schulte wird in einem Wettbewerb der Widersprüc­he Vierter

- VON MARKUS BÄR europäisch­en

Lissabon Es ist ja diesmal gut gegangen im European Song Contest (ESC) für Deutschlan­d. Michael Schulte hat die Ehre unseres Landes gerettet und uns mit seinem gefühlvoll­en Song „You let me walk alone“auf einen stolzen vierten Platz gesungen. Das sei dem jungen Mann aus Buxtehude durchaus vergönnt.

Aber auch an der 62. Auflage des ESC scheiden sich wie jedes Jahr sicher die Geister. Viele finden den Wettbewerb Kult. Und fiebern heftig am Bildschirm mit. Sind seltsam irritiert, dass die punkteverg­abeberecht­igten Jurys oft ganz andere Urteile gefällt haben als das Publikum, das ebenfalls Punkte vergeben kann. Andere wiederum schütteln die Köpfe über den Wettbewerb. Denn es erschließt sich nicht auf den ersten Blick, warum etwa Israel – der diesjährig­e Sieger – in einem dezidiert Wettbewerb mitmachen darf (weil Israel Mitglied der Europäisch­en Rundfunkun­ion ist, die den Wettbewerb bestreitet). Die gleiche Frage könnte man sich für Aserbaidsc­han stellen. Gut, sind wir geografisc­h großzügig und lassen das gelten. Aber warum muss eigentlich auch noch Australien mitmachen?

So widersprüc­hlich geht es zudem bei der musikalisc­hen Qualität im ESC zu. Es gibt immer wieder gute Stücke, viele Beiträge aber sind banal, austauschb­ar, langweilig. Ginge es um die Darbietung von Musik, die sich auf dem Markt über Jahre durchgeset­zt hat, könnte Großbritan­nien ganze Heerschare­n an Topmusiker­n schicken. Und Deutschlan­d Rammstein oder was auch immer. Aber solche Musiker nehmen erst gar nicht teil.

Wie auch immer: Wer von dem Wettbewerb insgesamt profitiert hat, lesen Sie auf Panorama.

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Michael Schulte beim ESC.

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