Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum heimische Erdbeeren besser sind als Importware

Die Früchte lassen sich nur sehr schwer lagern und transporti­eren. Deshalb ist Selbstpflü­cken gut

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Warum denn in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah …“In dieser Erkenntnis wusste bereits Goethe poetisch zu schwelgen. Gerade im Lebensmitt­elbereich tun wir gut daran, regionale Lebensmitt­el zu bevorzugen. Und da lohnt sich vor allem das Warten auf die heimische Erdbeerzei­t ganz besonders. Das liegt zum Beispiel daran, dass heimische Erdbeeren, was die Schadstoff­belastung betrifft, seltener zu beanstande­n sind als die aus anderen EU-Ländern. Das heißt: Wer Importware kauft, muss mit deutlich mehr Rückstände­n rechnen. Allein in Spaniens Region Almeria ist nahezu jeder Quadratmet­er einer über 60 000 Hektar großen Fläche mit Plastikfol­ie bedeckt. Dazu kommt: Durch das Bewässern der Erdbeerfel­der sinkt der Grundwasse­rspiegel seit Jahren und immer öfter trocknen Zuflüsse aus. Das Wasser wird mittlerwei­le aus bis zu 200 Metern Tiefe gepumpt, oft illegal. So viel zur „Import-Frischware“. Wie sieht es mit zu verarbeite­nden Früchtchen aus?

Heute stammen rund 80 Prozent aller in der Nahrungsin­dustrie verbraucht­en Erdbeeren aus China. Sie landen in der Konfitüre im Kompott oder als Zutat in Joghurt, Süßigkeite­n, Backwaren und Eiscreme. Auf den Etiketten gibt es nach wie vor keine Kennzeichn­ungspflich­t, woher die einzelnen Zutaten stammen.

Der Anbau im großen Stil ist lukrativ, immerhin werden allein in Spanien rund 400 Millionen Euro pro Jahr durch den Erdbeeranb­au umgesetzt. Neun Zehntel der Ware geht in den „Frische“-Export, ein Drittel davon nach Deutschlan­d. Südspanien baut dermaßen große Mengen an, dass sie in manchen Jahren gar nicht verbraucht werden können. Ein Drittel der Ernte kauft der Staat schon mal auf, um sie anschließe­nd zu vernichten.

Höchste Zeit, dass wir Verbrauche­r das tun, was wir vor langer Zeit vielleicht das letzte Mal getan haben: uns das ganze Jahr über auf den Frühsommer freuen und auf heimische Erdbeeren.

Zur Erinnerung: Erdbeeren sind empfindlic­h. Sie bekommen leicht Druckstell­en und sind extrem fäulnisund schimmelan­fällig. Spätestens einen Tag nach der Ernte sollten sie verzehrt oder verarbeite­t sein. Erdbeeren sind äußerst empfindlic­h, was die Länge der Transportw­ege und die Dauer der Lagerzeite­n betrifft. Also selber pflücken oder auch aus Umweltschu­tzgründen möglichst nach Erdbeeren im Pappkarton schauen. Heimische Anbieter vermarkten nämlich meist in einer Pappschach­tel, der Export bevorzugt Plastikgeb­inde.

Wer auf Erdbeerfel­dern pflückt, sollte nur die Früchte stibitzen, die weiter oben wachsen, wo Staub und mögliche Pflanzensc­hutzmittel weitgehend abgeregnet wurden. Erdbeeren in Bodennähe können eher mit Erde und Keimen infiziert sein. Der beste Erntezeitp­unkt ist frühmorgen­s nach einer regenfreie­n Nacht. Damit die Früchte nicht zusammenge­drückt werden, eignen sich flache Körbe. Die Frucht immer inklusive des grünen Kelchblatt­es pflücken und auch so waschen. Erst nach dem Waschen die Kelchblätt­er entfernen, so läuft kein Wasser in die Frucht.

Und für die Zeit nach dem Frühsommer lassen sich Erdbeeren gut einfrieren. Dazu breitet man die geputzten und gewaschene­n Früchte auf einem Blech aus und friert sie ein. Man nennt das Schockfros­ten. Sind sie hart gefroren, lassen sie sich mühelos in Tüten verpacken.

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Foto: marysckin, Fotolia Blitzschne­ll gemacht und lecker: ein Erd beer Tiramisu.
 ??  ?? Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.
Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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