Augsburger Allgemeine (Land West)
Was wirkt gegen Extremismus?
Wie die politische Bildung die Demokratie stärken will
Augsburg Die AfD ist in Teilen Deutschlands auf dem besten Weg zur zweitstärksten Partei. Gleichzeitig fordern viele, mit der Zeit des Nationalsozialismus endgültig abzuschließen. Warum erlebt rechtskonservatives und rechtspopulistisches Gedankengut derzeit einen so starken Zulauf? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich die Landes- und Bundeszentralen für politische Bildung, die diese Woche im Glaspalast in Augsburg das Jubiläum 100 Jahre Politische Bildung in Deutschland feiern.
Klaus-Peter Hufer, Professor für Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, warnt: „Es braut sich etwas zusammen, ein Extremismus in der Mitte der Gesellschaft. Die Menschen sind wü- tend.“Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sei Sprache ein wichtiger Punkt, betont Hufer, der in der Erwachsenenbildung tätig ist. „25 Begriffe werden gezielt von Rechtspopulisten aufgeladen – darunter Heimat und Identität. Deshalb fordert der Professor: „Wir müssen behutsam mit Sprache umgehen.“
Besonders in Richtung AfD spart Hufer nicht mit Kritik: Seiner Ansicht nach nimmt sich die AfD derzeit die Volkshochschulen vor, um manche Kurse zu torpedieren. In Dresden beispielsweise, so der Experte, habe es einen Burka-Kurs getroffen: „Wie fühlt es sich an, eine Burka zu tragen? Darum sollte es in dem Kurs gehen. Am Ende hieß es, dass man in Dresden lernen muss, eine Burka zu tragen.“Politische Bildung sei der AfD ein Dorn im Auge. Allerdings ist sich der Profes- sor sicher, dass sich etwas ändern muss: „Wir müssen Filterblasen verhindern und Foren der Öffentlichkeit schaffen, sonst ist politische Bildung bedeutungslos.“Daher seien auch Besuche von Gedenkstätten wichtig.
Ähnlich argumentiert auch Michael Kohlstruck vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin: Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, müssten in die politische Bildung aufgenommen werden, fordert er. „Bisher dachten wir, dass Deutschland vor Parteien wie der AfD gefeit ist“, sagt Kohlstruck. „Das ist nun nicht mehr so.“Um Extremismus – sei es aus der linken, rechten oder islamistischen Ecke – zu verhindern, muss politische Bildung digital präsenter werden, da waren sich am Ende alle Experten einig.