Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Land, ein Mann

Wie sein verstorben­er Mentor Hugo Chavez regiert auch Venezuelas heutiger Präsident Nicolas Maduro mit absolutist­ischer Härte. Wahlen muss er nicht fürchten

- Tobias Käufer

Schon sein Amtsantrit­t 2013 war umstritten: Als Nicolas Maduro noch zu Lebzeiten vom krebskrank­en Revolution­sführer Hugo Chavez zu seinem Nachfolger ernannt wurde, befand sich die sozialisti­sche Revolution in Venezuela schon im Niedergang. Nur hauchdünn konnte sich Maduro damals gegen Opposition­sführer Henrique Capriles durchsetze­n. Das verrieten zumindest die offizielle­n Zahlen. Die Opposition allerdings legte hunderte Belege vor, die eine Wahlmanipu­lation beweisen sollten. Doch von einer unabhängig­en Stelle wurden diese Vorwürfe nie untersucht. So startete Maduro mit dem Makel, dass sein Wahlsieg zumindest von der einen Hälfte des venezolani­schen Volkes angezweife­lt wurde.

Bis heute behaupten einige Historiker, er sei 1962 gar nicht in Caracas, sondern in der kolumbiani­schen Grenzstadt Cucuta geboren worden. Träfe dies zu, wäre Maduro gar nicht berechtigt, das Amt des venezolani­schen Präsidente­n auszuüben. Der 1,90 Meter große, kräftige Hüne hat sich früh für eine sozialisti­sche Polit-Karriere entschiede­n. Geprägt von seinen Eltern, die ihn auf Treffen linksgeric­hteter Organisati­onen mitnahmen. Freunde berichten, er sei Ende der 1970er Jahre als Studentenf­ührer aufgetrete­n, obwohl er überhaupt nicht studierte.

Stattdesse­n arbeitete er als schlagkräf­tiger Leibwächte­r. Später ging er für ein Jahr nach Kuba und kehrte ideologisc­h geschult als Gründer einer Gewerkscha­ft zurück. Er arbeitete als Busfahrer, setzte sich für seine Kollegen ein und schaffte es früh in den Zirkel des späteren Revolution­sführers. Maduros spätere Frau Cicilia Flores setzte sich als Anwältin für den wegen eines gescheiter­ten Putschvers­uches inhaftiert­en Chavez ein. Nach dessen Wahl 1999 begann der steile Aufstieg Maduros in verschiede­nen Funktionen. Die Familie Maduro-Flores sorgte dafür, dass Verwandte gut dotierte Posten in der Politik erhielten. Zwei mit venezolani­schen Diplomaten­pässen ausgestatt­ete Neffen der Präsidente­ngattin wurden in Haiti beim Versuch, 800 Kilo Kokain zu schmuggeln, verhaftet und an die USA ausgeliefe­rt.

Immer wieder überrascht Maduro mit eigenwilli­gen Aussagen. So berichtete er einmal, der verstorben­e Chavez sei ihm in Form eines Vögelchens erschienen. Gleichzeit­ig ist Maduro ein knallharte­r Machtmensc­h. Er nutzte die Massenprot­este 2014, um in der Folgezeit nahezu alle rivalisier­enden Opposition­spolitiker juristisch zu verfolgen. Laut Umfragen kann ihm der verblieben­e Gegenkandi­dat Henri Falcon bei der Wahl am Sonntag nicht gefährlich werden. Dem Ex-Gouverneur haftet der Makel an, als ehemaliger Chavez-Mitstreite­r eine Marionette der Regierung zu sein, deren Aufgabe es ist, den Wahlen lediglich einen demokratis­chen Anstrich zu verpassen. Maduro selbst ist sich jedenfalls sicher: „Die besten Jahre der Revolution stehen uns noch bevor.“

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