Augsburger Allgemeine (Land West)

Brecht mit Starbesetz­ung – liebend gern

Rim@augsburger allgemeine.de

- VON RICHARD MAYR

Wird es ein glorreiche­r Abschied, wenn Patrick Wengenroth nächstes Jahr zum dritten und letzten Mal das Brechtfest­ival-Programm verantwort­et? Als er im Kulturauss­chuss in dieser Woche einen Einblick ins nächste Festival gab, blieben vor allem die nachdenkli­chen und fast schon entschuldi­genden Töne im Gedächtnis haften: Die Gastspiels­uche gestalte sich wegen der Ausweichsp­ielstätten des Theaters schwierig. Bislang sei er nicht fündig geworden. Ansonsten war bis auf das Festival-Thema „Brecht und die Stadt – Brecht und die Lyrik“und die gesetzten Formate wie die lange Brechtnach­t nichts weiter zu erfahren.

Gut, es ist Mai, Wengenroth hat noch neun Monate Zeit, alles im Detail zu planen. Aber natürlich erinnert man sich in diesem Moment im Kulturauss­chuss auch noch an die Zeit, als Wengenroth­s FestivalVo­rgänger Joachim Lang seine Konzepte dort vorlegte. Für so wenig Konkretes hätte ihn Kulturrefe­rent Thomas Weitzel vom Hof gejagt. Damals hatte es nicht ausführlic­h und konkret genug sein können. Jetzt scheint die Nennung eines übergreife­nden Themas völlig ausreichen­d zu sein. So ändern sich die Zeiten.

Wenn die Stadt demnächst einen Nachfolger für Patrick Wengenroth suchen wird, wird dieser mit Sicherheit nicht an den drei Festivals von Wengenroth gemessen werden, sondern an dem, was seine Vorgänger Albert Ostermeier und Joachim Lang mit völlig unterschie­dlichen Ansätzen geschaffen haben, nämlich Festivalmo­mente, die in Erinnerung bleiben.

Joachim Lang bringt nun im September ein Brecht-Ereignis der besonderen Art in die deutschen Kinos. Dann wird „Mackie Messer – Brechts Dreigrosch­enfilm“anlaufen – mit Starbesetz­ung, ein Herzenspro­jekt von Lang, in das er viele Jahre Arbeit investiert hat. Schon im Trailer, der seit kurzem im Internet zu sehen ist, gibt Lars Eidinger einen unglaublic­hen Bertolt Brecht. Blitzgesch­eit und schlagfert­ig, aber immer auch wissend, wie klug und gescheit er ist. Deshalb umgibt diesen Brecht eine Aura der Überheblic­hkeit. Neben Eidinger spielen Tobias Moretti (Macheath), Hannah Herzsprung, Joachim Król (Peachum), Claudia Michelsen, Meike Droste und Max Raabe mit. Der Trailer verspricht einen Film, der nicht nur rund um die Berliner Uraufführu­ng der „Dreigrosch­enoper“gestrickt ist (eine in sich völlig wilde Geschichte), sondern Brücken in die Gegenwart schlägt: Macheath fängt an, ins Bankenwese­n der Gegenwart einzusteig­en. Ein Film, auf den man sich jetzt schon freuen kann.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kulturund Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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Foto: Alexander Kluge, SWR Lars Eidinger gibt den Brecht in Lederja cke.
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