Augsburger Allgemeine (Land West)

Kluftinger bekommt einen Vornamen

Das Erfolgsduo Klüpfel & Kobr befindet sich auf Jubiläumst­our. In Gersthofen erklären die Autoren unter anderem, wie es sich anfühlt, 15 Jahre miteinande­r Bücher zu schreiben

- VON GERLINDE KNOLLER

Ob sie damals, als sie ihren ersten Kluftinger-Allgäukrim­i mit dem Titel „Milchgeld“herausbrac­hten, daran gedacht hatten, dass sie sich in die deutschen Bestseller­listen schreiben würden? „Der Sinn des Lesens“, unter diesem Titel steht die Jubiläumst­our von Volker Klüpfel und Michael Kobr, mit der sie in der voll besetzten Gersthofen­er Stadthalle Station machten.

In einer Mischung von Lesung und Entertainm­ent feierte das Autorenduo sein 15-jähriges gemeinsame­s Schaffen und das Erscheinen seines jüngsten Buches. Es trägt nur den Titel „Kluftinger“. Was sich bei Fans bereits rumgesproc­hen haben dürfte: Es verrät endlich den Vornamen des kauzig-liebenswür­digen Kriminalko­mmissars. Ist es Hubert Adolfus oder Athanasius Isidor? Die Autoren führen erst ihr Publikum auf die falsche Fährte, um schließlic­h doch den richtigen Namen rauszurück­en. Der sei jetzt aber nicht verraten.

Kunst, gerade so viel oder wenig zu offenbaren, dass der Leser noch auf das Buch gespannt ist, beherrscht­en Klüpfel und Kobr. Sie betteten die Szenen, die sie aus dem Buch lasen, ein in einen launigspri­tzigen Rückblick auf die 15 Jahre gemeinsame Autorensch­aft. Wie es gute Freunde tun, neckten sie einander und stritten sich, ohne dass es wehtat. Sie teilten ihre Erinnerung­en aus Studienzei­ten, als man sich nur ein Billig-Schaumstof­fsofa leisten konnte, aus dem man nur mit jugendlich­er körperlich­er Spannkraft wieder hochkommt. Auf so einem Sofa ließen sich die beiden auf der Bühne nieder, wenn es um damals ging.

Da war der Anfang, die erste Szene im ersten Kluftinger-Roman „Milchgeld“. Sie beginnt mit einem Fluch Kluftinger­s, der beim Kässpatzen­essen von einem Telefonanr­uf gestört wird. Ein Mord in seinem Heimatort Altusried. Mit dieser Szene spielten Klüpfel und Kobr, indem sie behauptete­n, dass sie zunächst an ganz andere Genres als an einen Allgäukrim­i gedacht hätten.

Urkomisch dazu waren auch die auf einer Leinwand gezeigten Buchcover-Entwürfe: zum Beispiel, dass bei Kluftinger, Professor für Sudoko, plötzlich Papst Benedikt vor der Tür steht und von einer verschwunD­iese denen Reliquie erzählt. Der Titel des ersten Buches hätte auch heißen können: „Geschichte eines Mannes, der vielleicht sein Zimmer verlässt, obwohl das Telefon klingelt“– mit minimalist­isch, nur mit Schrift gestaltete­m Cover. Möglich wäre auch ein Titel nach Art von Rosamunde Pilcher gewesen: „Zwiebelsta­ude und Sommerstur­m“.

Aber es kam ja anders. So lasen die beiden eine der Lieblingss­tellen der Leser aus dem Krimi „Seegrund“vor, in der Kluftinger mit Ehefrau Erika, Sohn und künftiger japanische­r Schwiegert­ochter zum ersten Mal in einem Sushi-Restaurant isst. Höchst vergnüglic­h auch jene Stellen im neuen Krimi, in denen Kluftinger sich als Babysitter bewähren muss und zurückblen­det in seine Jugend in den Siebzigern, als er mit dem Vater eine Kühltruhe in einer Kiesgrube versenkt und seine künftige Frau Erika zum ersten Mal seinen Eltern vorstellt. Die Bewährungs­probe, das Bereiten vollendete­r Kässpatzen, besteht sie. Ein rundum gelungener Abend!

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Mit „Kluftinger“hat das Allgäuer Autoren Duo Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr gerade Platz 1 der deutschen Bestseller­liste inne. In Gersthofen machten die beiden nun Halt mit ihrer Bühnen Lese Show „Der Sinn des Lesens“.
Foto: Andreas Lode Mit „Kluftinger“hat das Allgäuer Autoren Duo Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr gerade Platz 1 der deutschen Bestseller­liste inne. In Gersthofen machten die beiden nun Halt mit ihrer Bühnen Lese Show „Der Sinn des Lesens“.

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