Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Bäume fallen nicht aus Willkür
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Wenn ein gesunder Baum gefällt wird, ist dies oft ein Aufreger. Wenn es viele Bäume sind, ist der Aufschrei der Bürger zwangsläufig und nicht zu überhören. Das ist auch bei den am Herrenbach zu fällenden Bäume der Fall. Bei insgesamt 96 Bäumen kann die lautstarke Empörung also nicht überraschen. Zumal, wenn man sich vor Ort informiert, der Eindruck entsteht, dass hier ein wunderbarer Naturzug beseitigt wird.
Er muss jedoch beseitigt werden, weil es eben nicht allein um die Bäume geht. Die Fällaktion hat nachvollziehbare Gründe, die nicht leichtfertig von der Hand zu weisen sind. Hintergrund ist, dass diese Bäume bei einem Sturm umfallen und den Herrenbach verstopfen könnten. Diese Botschaft wurde von Anfang an in der Diskussion offensiv vom Tiefbau und Wasserwirtschaftsamt vertreten. Es besteht auch die Sorge, dass durch herausgerissenes Wurzelwerk ein Loch in der Uferbefestigung entstehen könnte. Zum Teil stehen die Bäume im Abschnitt zwischen Friedberger und Reichenberger Straße direkt am Ufer. Weil der Bach, an dem mehrere Kraftwerke liegen, über weite Strecken oberhalb des Geländeniveaus verläuft und mit Deichen befestigt ist, könnte dies fatale Folgen haben.
Wer jetzt nur an die Bäume denkt, mag daran erinnert werden, dass es vor 19 Jahren das Pfingsthochwasser in Augsburg gab. Die überlaufende Wertach hinterließ hohe Schäden. Danach wurde festgestellt, dass das Gefahrenpotenzial der Wertach unterschätzt worden war. Es muss beileibe am Herrenbach nicht so kommen, aber die Situation ist vorstellbar: Der Bach könnte über die Ufer treten. Wenn Wasser in Wohngebiete läuft, besteht Gefahr für Leib und Leben. Immense Schäden wären zu erwarten. Die Haftpflichtversicherung der Stadt würde aufgrund der aktuellen Gegebenheiten nicht einspringen. Das ist bekannt. Es bleibt daher kein anderer Weg, als die Bäume zu fällen. Auch wenn er schmerzhaft ist.