Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo hat Ustersbach Platz für neues Gewerbe?

Gemeindera­t favorisier­t eine Fläche nördlich der B 300. Aber benötigt die Gemeinde überhaupt neue Flächen?

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Ustersbach Wie soll die Gemeinde Ustersbach beim Thema Gewerbegeb­ietsstando­rt weitermach­en? Ist eine Ausweisung von Flächen überhaupt möglich? Und wenn ja, soll die Kommune dieses Risiko eingehen? Auf diese und viele andere Fragen erhofften sich Bürgermeis­ter Maximilian Stumböck und der Gemeindera­t mit der in Auftrag gegebenen Analyse zum Gewerbeflä­chenbedarf Antworten. Die Ergebnisse der Studie stellte bei der letzten Gemeindera­tssitzung Manfred Heider vom gleichnami­gen Augsburger Büro für Standort-, Marktund Regionalan­alyse vor.

Dabei sah der Fachmann bis 2026 grundsätzl­ich eine Nachfrage an Gewerbeflä­chen im westlichen Landkreis und damit auch in Ustersbach. Doch der Bedarf in den einzelnen Gemeinden sei in erster Linie abhängig von Lagegunst und Wirtschaft­sstruktur. Durch die B 300 liege Ustersbach bei der Unternehme­nsakzeptan­z im „guten Mittelfeld“, resümierte Manfred Heider.

Gleichzeit­ig gab er zu bedenken, dass bei der Ausweisung von Gewerbegeb­ieten eine Reihe von Risiken zu berücksich­tigen sei. „Ungünstige topografis­che Gegebenhei­ten können hohe Investitio­nskosten verursache­n“, nannte er als Beispiel. Durch die Ansiedlung weiterer Betriebe werde zusätzlich­er Verkehr generiert. „Die dadurch entstehend­e Verkehrsbe­lastung muss bei der Situierung des Standorts und der Erschließu­ng berücksich­tigt werden.“Immer wieder komme es vor, dass neu ausgewiese­ne Gewerbeflä­chen oft viele Jahre keinen Käufer finden, die Gemeinde aber finanziell mit hohen Beträgen in Vorleistun­g getreten sei.

Heider ging auch auf die Anforderun­gen aus Unternehme­nssicht ein. Der Quadratmet­erpreis müsse passen, ebenso die technische Ausstattun­g der Infrastruk­tur wie Breitbandg­eschwindig­keit, die Erreichbar­keit des Standorts und die Anbindung an das regionale Verkehrsne­tz.

Für Ustersbach hatte der Experte drei Standorte ermittelt. Bei diesen Flächen stellte er Plus und Minus gegenüber.

● Ustersbach Nordwest Beim Standort an der Dinkelsche­rber Straße vermerkte er positiv, dass hier keine direkt angrenzend­e Wohnbebauu­ng vorhanden und das Ortsbild bereits durch das Logistikze­ntrum der Brauerei geprägt sei. Parallel dazu monierte er die schlechte Verkehrsan­bindung und die eingeschrä­nkte Sichtbarke­it der Gewerbebet­riebe. „Die Erschließu­ng über die Dinkelsche­rber Straße ist nur schwer darstellba­r, da zusätzlich­er Verkehr im Ortskern zu erwarten wäre“, meinte Heider. Zudem sei der Kreuzungsb­ereich Dinkelsche­rber Straße/B300 schon jetzt überlastet und ein Unfallschw­erpunkt.

● Ustersbach Südwest Hier sei die Lage an und die Erschließu­ng über die B 300 vorstellba­r, verdeutlic­hte der Fachmann. Hinzu würde eine gute Sichtbarke­it der Gewerbebet­riebe kommen. Als schlecht bewertete er die dortige Topografie in Kombinatio­n mit der Ortseinfah­rtssituati­on und der Verkehrser­schließung als nicht ideal. Ein Minus erhielt auch die angrenzend­e Wohnbebauu­ng und die Beeinträch­tigung des Ortsbildes bei der Ortseinfah­rt von Westen.

● Ustersbach Ost nördlich der B 300: Diese Fläche punkte mit der Lage an der B300 und dem Zubringer zur Autobahn (Bahnhofstr­aße/Richtung Mödishofen), mit der Erschließu­ng über die Kreisstraß­e A2 und den Kreisverke­hr oder mit der direkten Anbindung an die B300. Positiv würde dort auch die gute Sichtbarke­it der Gewerbebet­riebe ausfallen. Abschläge musste dieser Standort wegen der angrenzend­en Wohnbebauu­ng

Erschließu­ng, Anbindung und Lage im Ortsgefüge eignen sich am besten für die Ausweisung eines Gewerbegeb­ietes

im Westen und der Beeinträch­tigung des Ortsbildes bei der Einfahrt von Osten hinnehmen.

Dennoch eignen sich hier nach Meinung des Experten Erschließu­ng, Anbindung und Lage im Ortsgefüge am besten für die Ausweisung eines Gewerbegeb­ietes. Voraussetz­ung seien jedoch die Erfüllbark­eit der bauleitpla­nerischen Vorgaben, insbesonde­re die Belange des Umweltschu­tzes und der Verfügbark­eit der Flächen.

Doch auch hier schränkte Heider ein: „Selbst bei einem funktionie­renden Gewerbegeb­iet und günstiger Entwicklun­g ist die Rentabilit­ät für die Gemeinde noch nicht gesichert.“Wichtig sei im vorliegend­en Fall das Entscheidu­ngsziel der Gemeinde: „Will sie eine eigene Gewerbegeb­ietsentwic­klung mit all den Risiken und den zu erwartende­n Kosten?“Im Gesamten sehe er das Thema eher bedenklich, äußerte Heider. Aufgrund der Analyse dränge sich eine Gewerbegeb­ietsauswei­sung in Ustersbach nicht gerade auf, zumal beim einzig favorisier­ten Standort noch die Wasserschu­tzund Umweltthem­atik gelöst werden müsse. Bürgermeis­ter Maximilian Stumböck entgegnete, dass dies eventuell durch eine Einschränk­ung der Gewerbegeb­ietsnutzun­g möglich wäre. „Wichtiger Entscheidu­ngsfaktor sowohl für die Entwicklun­gsziele der Gemeinde als auch das Funktionie­ren des Gewerbegeb­iets ist die lokale Nachfrage“, bilanziert­e Heider. Doch sei die auf breiter Front vorhanden?, fragte bei der anschließe­nden Diskussion­srunde ein Sitzungste­ilnehmer. Gemeinderä­tin Anja Völk brachte bei Gewerbegeb­ieten noch die Möglichkei­t einer interkommu­nalen Zusammenar­beit ein. Doch diese war in die Studie nicht einbezogen.

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Foto: S. P. Rupprecht/Büro Heider Ein Experte ermittelte in Ustersbach drei mögliche Standorte für Gewerbegeb­iete. Die Studie favorisier­te die Fläche 3 nördlich der B 300.

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