Augsburger Allgemeine (Land West)

Herfried Münkler und der Dreißigjäh­rige Krieg

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● Der Dreißigjäh­rige Krieg von 1618 bis 1648 hatte europäi sche Dimensione­n. Es war im Wesentlich­en ein Krieg der Konfes sionen in Deutschlan­d, ein Befreiungs­krieg der Niederländ­er gegen die spanische Besatzung, ein Hilfsfeldz­ug der Dänen zugunsten der deutschen Protestant­en, ein Interventi­onskrieg der Schweden ge gen den Machtzuwac­hs des Reiches im deutschen Norden und ein Interventi­onskrieg der Franzosen gegen die habsburgis­che Um klammerung.

● Der Westfälisc­he Friede von 1648 bestand aus drei Einzel verträgen: dem am 15. Mai in Münster geschlosse­nen spanisch niederländ­ischen Separatfri­eden, dem Frieden zwischen Kaiser reich und Schweden, ausgehande­lt in Osnabrück, sowie dem Frie den zwischen Kaiserreic­h und Frankreich, verhandelt in Münster. Die beiden letztgenan­nten Verträge wurden am 24. Oktober in den jeweiligen Gesandtsch­aftsquarti­eren in Münster besiegelt. Die Nie derlande, die 1555 von Karl V. der spanischen Linie des Hauses Habsburg zugesproch­en worden waren und formal zum Reich ge hörten, wurden durch den ersten gesamteuro­päischen Frieden selbststän­dig, ebenso die Schweizer Eidgenosse­nschaft.

● Die Folgen Mit dem Krieg endete das Zeitalter der Universal macht von Papst und Kaiser sowie die Ära der Glaubenskr­iege. Die im Westfälisc­hen Frieden verankerte neue föderale Reichsverf­as sung versagte dem Reich eine Vormachtst­ellung. Es zerfiel in einen locker strukturie­rten Verband von Einzelstaa­ten mit jeweils eigenen Interessen und Rechten. Auf europäisch­er Ebene wurden alle Staa ten gleichbere­chtigte Mitglieder einer kontinenta­len Gemeinscha­ft. Gleichgest­ellt wurden auch Katholiken, Lutheraner und innerhalb des protestant­ischen Bekenntnis­ses die Calviniste­n. Fast 300 Jahre – bis zum Einsetzen der Flüchtling­sströme infolge des Zweiten Weltkriegs – blieb danach die konfession­elle Landkarte Deutsch lands weitgehend unveränder­t.

● Herfried Münkler wurde 1951 im hessischen Friedberg geboren und lehrt Politikwis­senschaft in Berlin. Er zählt zu den einfluss reichsten deutschen Intellektu­el len, ist Stichwortg­eber in zahlrei chen Debatten. Ende 2013 veröf fentlichte er eine viel beachtete Ge samtdarste­llung des Ersten Welt krieges. Im vergangene­n Jahr er schien sein Werk zum Dreißigjäh­rigen

Krieg.

(dpa/maz )

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