Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Lichtblick: Die Kolonie der seltensten Fledermaus Deutschlan­ds wächst in Bayern

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einem Hautkleber am Rücken der Tiere angebracht und fielen nach einigen Tagen ab. Mithilfe der sogenannte­n Telemetrie war es den Experten möglich, die „Wochenstub­e“der Fledermäus­e zu finden. Sie ist im Stamm einer Buche, in einem Spalt auf etwa sechs Metern Höhe. Der Baum war vor wenigen Jahren bei einem Sturm geköpft worden. Jetzt steht er als absterbend­er Biotopbaum ohne Krone in einem naturnahen Mischwald, sagt Volker Fiedler, Chef des zuständige­n Forstbetri­ebs Weißenhorn.

Der Fledermaus-Experte Alois Liegl, Leiter Naturschut­z bei der Regierung, ist begeistert von dem Fund. Denn in Schwaben ist diese Art ganz selten. Bekannt ist ein Vorkommen unter anderem in einer Kirche bei Waldreiche­nbach im „Roggenburg­er Forst“. Er hatte einmal ein Tier in der Hand: „Es hat ein ganz samtenes Fell“, sagt der Biologe. Und natürlich eine platte Nase, wie der Name verrät. Im „Roggenburg­er Forst“(Bereich des Forstbetri­ebs Weißenhorn) sind im Übrigen zehn Fledermaus-Arten nachgewies­en – unter anderem die Bechstein- und die Wasserfled­ermaus, der Kleine und Große Abendsegle­r sowie das Braune Langohr.

Liegl ist froh, dass der Wald, in Natur und Tierschutz zeigen Erfolg: Die stark bedrohte Fledermaus­art Große Hufeisenna­se konnte in einem Projekt erfolgreic­h gestärkt werden. Der Landesbund für Vogelschut­z, LBV, führt seit 2012 in Kooperatio­n mit dem Bundesfors­tbetrieb Hohenfels ein von der EU, dem Bayerische­n Natur schutzfond­s und dem Naturpark Hirsch wald finanziert­es LIFE Projekt zur Rettung der massiv vom Aussterben be

die Mopsfleder­maus gefunden wurde, den Bayerische­n Staatsfors­ten gehört. Das erleichter­e die Zusammenar­beit. Das Walduntern­ehmen hat sich nämlich ein ehrgeizige­s Naturschut­zkonzept gegeben, das es weiter ausbauen wird. Dazu kommt: Die bayerische Staatsregi­erung stellte unlängst für das Projekt „Der Wald blüht auf“1,5 Millionen Euro bereit. Damit sollen Wiesen mit heimischen Saatgut angelegt werden und auch Sträucher an Waldränder­n. Es ist als Beitrag gedacht, das Insektenst­erben zu stoppen, sagt Förster Fiedler.

Ein ökologisch­es Planungsbü­ro hat zusammen mit dem Forst und der Naturschut­zverwaltun­g Maßnahmen erarbeitet, wie das Überle- drohten Art in Hohenburg in der Oberpfalz durch. „Seit Projektbeg­inn vor sechs Jahren ist die Kolonie von 67 auf 184 Tiere angewachse­n“, freut sich LBV Artenschut­zreferent Andreas von Lindeiner. Als besonders bedeutsame Maßnahme nennt der LBV die Wiederbele­bung des ehemali gen Hohenburge­r Hutangers als Waldweide für die projekteig­ene Rot viehherde und den Wanderschä­fer.

ben der Mopsfleder­mäuse bei Edelstette­n gesichert werden könnte. Denn seltsamerw­eise bleiben die Tiere während der Aufzucht in diesem einen Baum, ohne das Quartier – wie üblich – zu wechseln. Die geköpfte Buche wird aber mit den Jahren zusammenbr­echen. Bis dahin muss es andere Lebensräum­e für die kleinen nachtaktiv­en Säugetiere geben. Forst und Naturschut­z haben sich deshalb darauf verständig­t, in dem Waldstück mehrere Schutzbere­iche auszuweise­n. Dort sollen betagte Laubbäume „geköpft“werden, entweder maschinell von einem Harvester oder von einem Baumklette­rer. Diese Art einer Simulation eines Sturms ist gedacht als Angebot an die Fledermäus­e wie auch Nistdem Auch wurden pestizidfr­eie Flächen an gelegt, die zusammen mit den Wei den mit ihrem Insektenre­ichtum einen idealen Jagdlebens­raum und damit einen Schlüsself­aktor zum Überleben der letzten deutschen Kolonie der Großen Hufeisenna­se bilden. Einen Blick in die Wochenstub­e und damit auf die nächste „Hufi“Generation ist im Internet unter der Adresse www.lbv.de/huficam möglich. (AZ)

kästen an Bäumen. In zwei oder drei Jahren wird es im Auftrag der Regierung von Schwaben eine Nachunters­uchung mit Netzen und Fangversuc­hen geben. Die staatliche­n Naturschüt­zer wollen auch mit Privatwald­besitzern in der Nachbarsch­aft der Staatsfors­ten Kontakt aufnehmen und sondieren, ob sie sich am Fledermaus-Schutz beteiligen.

Das Walduntern­ehmen und der behördlich­e Naturschut­z arbeiten in Schwaben inzwischen bei mehreren Artenschut­z-Projekten zusammen: Da geht es beispielsw­eise um das Wald-Wiesenvöge­lchen, den Geldringfa­lter und die Totholzkäf­er in den Tobelwälde­rn im Landkreis Lindau.

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