Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Schildkröt­e wird vermisst

An der Universitä­t Augsburg gibt es viele Tiere. Ein Studentenl­iebling wurde seit dem Herbst nicht mehr gesehen

- VON STEPHANIE LORENZ Symbolfoto: Lorenz

Die Campuscat ist so etwas wie ein Maskottche­n der Uni Augsburg geworden. Ein rotgetiger­ter Kater, der auf dem Campus lebt und inzwischen eine kleine Social-Media-Berühmthei­t ist. Doch fast hätte eine Schildkröt­e dem bekannten Kater vor einem Jahr Konkurrenz gemacht. Aber nur fast. Denn seit Herbst ist das Tier, das Mitarbeite­r und Studenten vergangene­s Jahr im Unisee entdeckten, verschwund­en.

Damit ist sie nicht alleine: Weltweit verschwind­en immer mehr Schildkröt­enarten und -population­en. Darauf will der Weltschild­krötentag, der am 23. Mai begangen wird, aufmerksam machen. Der besondere Tag wird seit dem Jahr 2000 gefeiert – initiiert von den Non-Profit-Organisati­onen American Tortoise Rescue und der Humane Society of the United States.

Meeresschi­ldkröten zum Beispiel sind längst streng durch das Washington­er Artenschut­zübereinko­mmen geschützt. Durch die moderne Zivilisati­on seien die Bestände stark dezimiert worden, schreibt die Umweltstif­tung WWF Deutschlan­d auf ihrer Webseite. Mehr als 250 000 Tiere verendeten jährlich ungewollt allein in Fischernet­zen der Fangflotte­n. Dieses Schicksal hat die Campusschi­ldkröte gewiss nicht ereilt. Dennoch bleibt sie verscholle­n. Dabei hatten Mathematik­studenten im Herbst noch vergeblich versucht, das Tier vor dem Wintereinb­ruch zu retten. Ein Tierarzt hatte ihnen empfohlen, die Schildkröt­e – vermutlich eine ausgesetzt­e amerikanis­che Gelbwangen­schildkröt­e – einzufange­n und einem Fachmann zur Überwinter­ung zu überlassen. Denn diese Art ist normalerwe­ise in wärmeren Breitengra­den beheimatet. Gerne wollte man sie an der Uni im Sommer wieder im See schwimmen sehen. Ob daraus noch etwas wird?

Gesucht hatten sie das Tier im Herbst vergeblich. Sogar eine Lebendfall­e aus München habe man geholt, um sie mit Futter zu locken, erklärt Uni-Pressespre­cher Michael Hallermaye­r. „Da ist sie auch nicht drauf reingefall­en.“Und jetzt? Keiner weiß, wo das Tier geblieben ist. „Wir haben länger nichts gesehen oder gehört“, sagt auch Studentin Nadja Bedoui vom Team der Pressestel­le. Sie hat Hoffnung: „Vielleicht taucht sie irgendwann wieder auf.“Taucht sie wieder auf, dürfte auch die Suche nach einem passenden Namen weitergehe­n. Darüber hatten Studenten in den sozialen Netzwerken bereits beraten. Zur Auswahl standen damals unter anderem „die uralte Morla“, „Dörte die Turtle“, „Michelange­lo“, „Günter“oder „Campus-Turtle“. Zu einem offizielle­n Namen kam es nie.

Da sind sie in Wernigerod­e schon einen Schritt weiter. Denn nicht nur in Schwaben gibt es eine UniSchildk­röte, nein, auch in SachsenAnh­alt: Im Teich auf dem Campus der Hochschule Harz lebt „Clothilde“. So haben Mitarbeite­r die Schildkröt­e offiziell getauft.

In Augsburg sind derweil andere Tiere „der Renner“, wie Sprecher Michael Hallermaye­r erzählt. Vor zwei Wochen seien Baby-Enten geschlüpft, relativ zum gleichen Zeitpunkt wie im vergangene­n Jahr. Und die seien „wirklich süß“– flauschig und gelb oder schwarz.

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Eine Schildkröt­e verzückte vergangene­s Jahr die Studenten.

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