Augsburger Allgemeine (Land West)
Polizisten wären wichtiger als Pferde
Man könnte es gehässig kommentieren und sagen: Der Freistaat investiert eine ganze Menge Geld, um den jährlichen Festumzug zur Eröffnung des Herbstplärrers attraktiver zu machen. Eine Reiterstaffel der Polizei, die den Umzug anführt, ist schließlich ein besonderer Hingucker. Tatsächlich könnte es in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden, dass Polizeireiter in Augsburg den Plärrerumzug begleiten. Denn das hiesige Präsidium soll, wie alle Großstädte in Bayern, in den nächsten Jahren eine eigene Reiterstaffel bekommen. Ministerpräsident Markus Söder hat das persönlich so verkündet – er sprach von einer „bayerischen Kavallerie“. Das mag gut klingen.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit muss man aber stellen. Polizeipferde können in manchen Einsatzlagen durchaus sinnvoll sein. Sie flößen Respekt ein. Gerade bei hitzigen Fußballfans oder Demonstranten kann alleine das Auftreten von einigen Polizeireitern rasch für Ruhe sorgen. Allerdings: Solche Einsätze kann man in Augsburg an einer Hand abzählen. Bislang hat die Polizei sie auch ohne Pferde bestens gemeistert. Viel wichtiger wäre es, endlich die offenen Stellen in den Revieren zu besetzen. Das würde die Polizei wirklich stärken. Und zwar Tag für Tag. Die fünf Inspektionen in der Stadt haben zusammen auf dem Papier 471 Beamte, tatsächlich verfügbar waren im zweiten Halbjahr 2017 im Schnitt aber nur 373 Polizisten. Mit den neuen Reiterstaffeln setzt Markus Söder auf das falsche Pferd.