Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Neusässer und seine wuschligen Freunde
Helmut Schachner organisiert Treffen für bayerische Züchter von Schottischen Hochlandrindern. Welche wichtige Rolle die Tiere für die Landschaftspflege haben
Neusäß Übermütig hüpfen fünf neugeborene Kälbchen Schottischer Hochlandrinder über die Weiden in der Augsburger Wolfzahnau. Mit ihrem wuscheligen Fell und der Kennmarke im Ohr sehen sie wie kleine, lebendige Kuscheltiere aus. Allerdings spielen sie eine wichtige Rolle für den Naturschutz.
Neugierig und zutraulich sind die possierlichen Kälber, ihre Eltern dagegen imponieren mit ausladenden, spitzen Hörnern und einem Gewicht um circa 450 Kilogramm. Ein stattlicher Bulle kann es sogar bis auf 700 Kilogramm Lebendgewicht bringen. Die Herde mit derzeit rund 25 Tieren beweidet die Wolfzahnau, eine Grünlandfläche zwischen den beiden Flüssen Lech und Wertach. Die Untere Naturschutzbehörde hatte das Projekt angeregt und mit dem Neusässer Hobbyzüchter Helmut Schachner dann den passenden Kooperationspartner für dieses Landschaftsschutzprojekt gefunden. Die genügsamen Wiederkäuer pflegen die Flächen, fressen Gras, Heu und auch kleine Zweige und wirken dadurch schonend einer Verbuschung des Grünlandstreifens entgegen.
Vor Kurzem trafen sich auf Initiative von Helmut Schachner rund 25 Züchter aus ganz Bayern, um ihre Erfahrungen auszutauschen. „Diese wundervolle Tierrasse wäre beinahe ausgestorben“, erklärte Landesvorsitzender Claus Dieter Klose. In Schottland gab es nur mehr wenige Herden, so auch eine im Besitz der Queen Elizabeth. Mitte der 70er-Jahre wurde man in Deutschland auf dieses friedfertige Hausrind aufmerksam und begann, die Tiere auch auf dem Kontinent zu züchten. Zwischenzeitlich habe sich der Bestand erholt und erfreue sich immer mehr Liebhaber. Dabei gehe es um Rassezucht mit exakt gepflegten Herdbüchern, die den Stammbaum eines jeden Tieres belegen.
Die Herde in der Wolfzahnau hat Helmut Schachner größtenteils in Magdeburg gekauft. Eine Anzeige im „Highlander“, einer Zeitschrift für Züchter, gab den Anstoß. Seither grasen die Tiere in Augsburg. „Es braucht einige Erfahrung im Umgang mit den Hochlandrindern“, erklärt Helmut Schachner. Die Jungtiere weiden derzeit in Rettenbergen und die Muttertiere mit ihren Kälbern in der Wolfzahnau. Allgemein gelten diese Tiere als gutmütig, doch bei Gefahr zeigen sie auch ihr Temperament. „Als ich mich einmal um ein verletztes Kälbchen kümmern wollte, da verteidigte das Muttertier ihr Junges und rammte mit voller Wucht den Traktor“, erzählt Schachner. Sicherheitshalber trat er erst einmal die Flucht an. „Man muss sich schon um die Herde kümmern, und durch den häufigen Kontakt gewinnen die Tiere Vertrauen.“
Die Rinder sind winterhart und genügsam, sie brauchen nur ausreichend Weidefläche. Das lange Deckhaar und der zottelige Haarschopf schützen sie vor Wind und Wetter. Die Rinder haben ein gemeinschaftliches, soziales Verhalten und gelten als friedlich. Sie verursachen kaum Trittschäden an den Böden und werden daher gerne für extensiv genutzte Flächen oder Naturschutzbereiche eingesetzt.
Helmut Schachner und auch Ger- hard Schmidt, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde, sind sich einig, dass die Bewirtschaftung von Magerwiesen mit den Hochlandrindern ein Gewinn ist. Es schaffe Platz für Wildpflanzen, Wiesenblüher, Amphibien und Vögel. Gleichzeitig werde ein Naherholungsgebiet gepflegt. Die Wolfzahnau und auch andere Grünflächen würden durch die Schottischen Hochlandrinder bereichert.