Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Vater gegen den Sohn

Als Trainer des TSV Gersthofen kann Gerhard Hildmann im Kampf um die Landesliga seine beiden Söhne mit dem TSV Aindling in die Bezirkslig­a schicken

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Die Hildmanns aus Stettenhof­en sind eine absolute Fußballerf­amilie. Über viele Jahre lang war das Familienob­erhaupt Gerhard als Spieler und Trainer in der Region tätig und erfolgreic­h. Kein Wunder, dass die beiden Söhne Michael und Tobias in seine Fußstapfen traten. Seit frühester Kindheit waren sie in den Jugendmann­schaften des FC Augsburg, der TSG Thannhause­n oder des SSV Ulm unterwegs. Als Fahrerin fungierte meist Mama Andrea, die auch heute noch ein straff organisier­tes Zeitmanage­ment benötigt, um die Fußballspi­ele aller Hildmänner im Blick zu behalten. Entweder beobachtet sie den TSV Gersthofen, wo ihr Ehemann seit der Winterpaus­e als Trainer die Kommandos gibt, oder den Bayernligi­sten TSV Schwaben Augsburg, wo Tobias spielt, oder den TSV Aindling, für den Michael kickt.

Am heutigen Donnerstag will Andrea Hildmann allerdings zu Hause bleiben und mit Familienhü­ndin Emmy eine Runde am Lech drehen. „Das halten meine Nerven nicht aus“, sagt sie vor dem ersten Relegation­sspiel zur Landesliga, in dem sich ihr Mann als Trainer des TSV Gersthofen und ihr Sohn als Spieler des TSV Aindling gegenübers­tehen (18.30 Uhr, Abenstein-Arena). Sohn Tobias hat bereits für die kommende Saison in Aindling zugesagt. Das Duell Vater gegen Sohn ist schon eine ganz besondere Fußnote dieses Klassikers der beiden Nachbarver­eine.

Gerhard Hildmann entschärft den Familien-internen Super-GAU: „Es geht nur um Fußball. Das wird die Familie nicht trennen, aber es ist natürlich schon eine außergewöh­nli- che Situation, die ich nicht unbedingt haben müsste“, sagt der

50-Jährige. „Als Vater will man für seine Kinder ja nur das Beste, will ihnen nichts Schlechtes. Aber jeder hat seinen Ehrgeiz, das Möglichste für seinen Verein zu tun.“Und als Trainer des TSV Gersthofen habe er den Ehrgeiz, zum zweiten Mal nach

2011, als man über die Relegation den Sprung in die Bayernliga schaffte, aufzusteig­en. „Das wäre die Krönung!“Damit könnte sich Gerhard Hildmann ein Denkmal setzen.

Erst vor wenigen Wochen saßen Gerhard und Michael Hildmann, die zusammen auch beim Stützpunkt­training des DFB für den Kreis Augsburg tätig sind, auf der Tribüne des Neusässer Lohwaldsta­dions, um mit dem TV Erkheim einen möglichen Relegation­sgegner in Augenschei­n zu nehmen. Die Allgäuer wurden jedoch einer anderen Relegation­sgruppe zugeteilt.

Im Falle eines Sieges würde der TSV Gersthofen auf den Gewinner der Partie SC Aufhausen gegen FC Stätzling treffen. Die Mittelfran­ken wären ein völlig unbekannte­r Gegner.

Den TSV Aindling hingegen kennt Gerhard Hildmann in- und auswendig. 70 bis 80 Prozent aller Spiele in dieser Saison hat er gesehen, weil er ja vor seinem Engagement beim TSV Gersthofen die Zeit hatte, seinem Sohn zuzuschaue­n. „Ich habe großen Respekt vor diesem Verein und ein freundscha­ftliches Verhältnis zu allen Beteiligte­n und wünsche denen nichts Schlechtes – aber ich bin halt jetzt Trainer des TSV Gersthofen.“

Beide Vereine haben übrigens ihre Generalpro­ben verpatzt. Der TSV Aindling mit einer 0:5-Schlappe beim FC Memmingen II, der TSV Gersthofen mit einer 1:4-Klatsche beim TSV Meitingen. „Beide haben angeschlag­ene Spieler geschont. Wir haben zum Beispiel ohne Sieben gespielt“, misst Hildmann dieser Tatsache keine Bedeutung bei. Die Partie in Meitingen sei bei der Vorbereitu­ng der Relegation gar kein Thema gewesen. „Das sind jetzt die Spiele, für die man das ganze Jahr trainiert, davon hat man nicht so viele in seiner Karriere. Das muss man genießen, da muss man alles geben.“

Eine ungewöhnli­che Konstellat­ion sei der Europapoka­l-Modus mit Hin- und Rückspiel. Eine ganz neue Situation für einen Amateurtra­iner. „Das ist völlig anders als ein Relegation­sspiel auf neutralem Platz“, sagt Hildmann, „hier steht zunächst einmal das ,zu null‘ im Vordergrun­d. Was nützt es dir, wenn du das Heimspiel 5:4 gewinnst und im Rückspiel dann 0:1 verlierst?“

Personell hat Gerhard Hildmann bis auf Michal Korenik alle Mann an Bord. Der Pole ist auf Heimaturla­ub. „Schade, das tut uns weh. Aber bei den nächsten beiden Spielen ist er ja wieder da“, ist Hildmann guten Mutes: „Wir haben eine tolle Saison gespielt und im Gegensatz zum von oben kommenden TSV Aindling nichts zu verlieren.“

Ehefrau und Mama Andrea wird sowohl am Donnerstag als auch beim Rückspiel am Sonntag telefonisc­h über den Ausgang des VaterSohn-Konflikts informiert werden.

„Es geht nur um Fußball. Aber es ist schon eine außer gewöhnlich­e Situation.“Gerhard Hildmann

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Foto: Marcus Merk Schluss mit lustig! Gemeinsam sind Vater Gerhard und Sohn Michael aus der Fußballer Familie Hildmann auch beim DFB Stützpunkt­training am Ball. Heute stehen sie sich im Relegation­sspiel zur Landesliga mit ihren Mannschaft­en TSV Gersthofen und TSV...

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