Augsburger Allgemeine (Land West)

Abkochgebo­t: So geht es jetzt weiter

Dinkelsche­rben muss nun erklären, wie es die Mängel beheben will. Womöglich wird das Wasser gechlort

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Zum Trinken, zum Gemüsewasc­hen, zum Zähneputze­n: Seit zehn Tagen müssen die Bewohner von 14 Orten in der Reischenau ihr Wasser abkochen. Der Grund: Im Hochbehält­er Breitenbro­nn war ein coliformer Keim gefunden worden. Die Wasserprob­en in den vergangene­n Tagen waren zwar in Ordnung, das Gesundheit­samt hält aber weiterhin an der Abkochanor­dnung fest.

Am Dienstagab­end hat sich nun der Wasserauss­chuss des Marktrats in einer nicht öffentlich­en Sitzung mit Vertretern des Gesundheit­samts getroffen. Neue Erkenntnis­se über die aktuelle Situation habe es dabei nicht gegeben, sagt Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Aber zumindest kann er jetzt etwas genauer sagen, wie es weitergeht. Die Gemeinde wird in einer sogenannte­n Anhörung dazu Stellung nehmen müssen, „was wir gedenken zu tun, um künftig so etwas Ähnliches zu vermeiden“, sagt Kalb. Nach dieser Anhörung werde das Gesundheit­samt entscheide­n, ob die etwa 2000 Bewohner das Wasser weiterhin abkochen müssen, ob die Anordnung aufgehoben oder ob das Wasser künftig gechlort wird.

Nach den Störfällen in der Vergangenh­eit – auch in Deubach, Königsbrun­n und Bobingen musste ja abgekocht werden – untersucht das Gesundheit­samt derzeit die Wasservers­orger im Landkreis. Etwa ein Drittel wurde schon überprüft, in vielen Kommunen entspricht die Versorgung nicht den Vorgaben. In Dinkelsche­rben fand diese Untersu- chung im Februar statt. Die Gemeinde hat danach eine Mängellist­e bekommen – ungefähr 100 Punkte stünden darauf, sagt Kalb. Teils gehe es um kleine Details, die sich schnell beheben lassen, teils um größere Probleme. Bemängelt wurden zum Beispiel Maulwurfhü­gel und Bäume in der Nähe der Brunnen – so könnten Keime ins Wasser gelangen. Außerdem hat Dinkelsche­rben keinen ausgewiese­nen Wassermeis­ter – „wir haben natürlich Wasserwart­e, aber keinen mit der erforderli­chen Meisteraus­bildung“, erklärt der Bürgermeis­ter. Solche Punkte ließen sich innerhalb recht kurzer Zeit abstellen, andere allerdings seien schwierige­r. So wurde beispielsw­eise die Beschichtu­ng des Hochbehält­ers bemängelt. Die Gemeinde re- cherchiert nun, welche verschiede­nen Sanierungs­möglichkei­ten es gibt. All diese Lösungsvor­schläge wird sie in die Stellungna­hme an das Gesundheit­samt aufnehmen. Wie lange die Abkochanor­dnung für die 14 Orte der Oberschöne­berger Wassergrup­pe noch bestehen bleibt, dazu könne man derzeit noch keine seriösen Angaben machen, sagt der Bürgermeis­ter und betont: „Aufheben kann sie nur das Gesundheit­samt.“Dieses muss entscheide­n, wie hoch das Risiko ist. „Wenn es auf Nummer sicher gehen will, wird es wohl eine Chlorierun­g anord- nen“, sagt Kalb. Das sei zwar nicht dramatisch – schließlic­h kommt in vielen Ländern und auch in einigen deutschen Kommunen das Wasser gechlort aus dem Hahn – doch manche empfindlic­he Menschen hätten Probleme beim Duschen und Aquarienbe­sitzer Angst um ihr Fische, sagt Kalb. Und für die Gemeinde wäre die Chlorierun­g mit einem großen Aufwand verbunden: „Da bräuchten wir drei bis vier Leute dafür“, sagt Kalb. Schließlic­h müsse man dann täglich im Acht-StundenAbs­tand an 15 Stellen überprüfen, ob die Chlorkonze­ntration richtig ist.

Einen Vorteil hätte die Desinfizie­rung aber: In der Regel müsste dann nicht mehr abgekocht werden. Doch ob es so weit kommt, steht bisher noch nicht fest.

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Symbolfoto: Ulrich Weigel Die Bewohner der Reischenau müssen ihr Wasser weiter abko chen.

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