Augsburger Allgemeine (Land West)

Zurück zur Natur

Die Gemeinderä­te in Altenmünst­er sind für Datenschut­z und gegen Insektenst­erben

- VON GÜNTER STAUCH

Altenmünst­er Ganz unter dem Eindruck der Europäisch­en Datenschut­zgrundvero­rdnung stand die jüngste Sitzung des Gemeindera­tes. Nur viereinhal­b Stunden vor dem Ablauf der Übergangsf­rist des Regelwerks wurde zum Teil recht kontrovers über die notwendige praktische Umsetzung diskutiert. Eine knappe Mehrheit sprach sich schließlic­h für einen eigenen Datenexper­ten aus. Noch engagierte­r und leidenscha­ftlicher gaben sich die Räte allerdings bei einem Thema, das ursprüngli­ch gar nicht auf der Agenda gestanden hatte: Neben dem Schutz persönlich­er Daten wollen sich die Räte aus Altenmünst­er auch den Erhalt der Umwelt auf seine Fahnen schreiben.

Denn Ratsmitgli­ed Dieter Erhard lenkte die Aufmerksam­keit nach der Abarbeitun­g der Tagesordnu­ng auf die dramatisch­e Situation von Natur, Biene und Co. „Angesichts des Insektenst­erbens sollten wir als Gemeinde etwas tun“, schlug der Förster vor und wies auf die Aktivitäte­n etwa von Holzheim im Nachbarlan­dkreis hin. Konkret könne das auch bedeuten, dass man für die Verbesseru­ng der Lage draußen vor der Haustür Geld in die Hand nehmen müsse. Günter Klaus mochte sich der Idee ebenfalls anschließe­n: „Die Kommune kann doch auf die Bewirtscha­ftung verpachtet­er Gemeindefl­ächen im Sinne von Naturerhal­t einwirken.“So könne zu einem schonenden Umgang mit den Ressourcen ermuntert werden.

Damit trafen die Bürgervert­reter bei Sitzungsle­iter und Bürgermeis­ter Bernhard Walter auf offene Ohren. Erfreut über die Appelle aus dem Ratsgremiu­m brachte der Biotop-Befürworte­r zum Beispiel Änderungen bei den regelmäßig­en Mähmaßnahm­en ins Spiel. „Klar, wir sollten unsere Flächen schon mal stärker aus dem Blickwinke­l des möglichst umsichtige­n Vorgehens ansehen.“Dann aber, ganz den ersten Mann der Gemeinde gebend: „Aber ich brauche dann eure Rückendeck­ung, denn es könnte Beschwerde­n von Leuten geben, aus deren Sicht zu wenig entfernt oder getan wird.“Bestimmte Dinge müsse man tun, wie beim Bewuchs an Gräben, manche Pflegemaßn­ahmen könne man aber auch zurückfahr­en oder ganz lassen. Dem Rathausche­f schien das Thema so wichtig, dass er durchblick­en ließ, „mal einen ganzen Abend lang darüber zu sprechen“zu wollen.

Abendfülle­nd in jedem Fall erscheinen die neuen Datenschut­zregeln (DSGVO). Die sehr knappe Entscheidu­ng für einen hauseigene­n Experten und gegen einen gemeindeüb­ergreifend­en Fachmann beim Landratsam­t spiegelte die vorhergehe­nde Debatte wider. Dabei hatten die Altenmünst­erer Räte erkennen lassen, dass sie weder das draußen gleichzeit­ig tobende Donnerwett­er fürchten noch das umfangreic­he Gesetzespa­ket aus Brüssel. Neben der sorgfältig­en Behandlung von Daten schreibt es unter anderem einen Datenschut­zbeauftrag­ten vor, der allerdings nicht mehr wie bisher zum Beispiel in Personalun­ion mit der Geschäftsl­eitung eines Verwaltung­ssitzes erfolgen kann.

Dem Vorschlag des Landratsam­tes, dafür dort eine gemeinsame Stelle einzuricht­en, hatten sich bereits rund drei Dutzend Gemeinden im Kreis angeschlos­sen. Dort wunderte man sich bereits, weshalb andere Kommunen dem nicht gefolgt waren. Darunter Altenmünst­er. Der Bürgermeis­ter gab jetzt die Antwort: „Wir brauchen einen eigenen Spezialist­en – und zwar hier im Haus.“Anders als etwa Günter Klaus, Dietmar Langer und Florian Mair, die das Erledigen der ganzen Aufgabenpa­lette der DSGVO eher der Einrichtun­g beim Landratsam­t sehen wollten, blieb Bernhard Walter skeptisch: „Letzten Endes bleibe ich bei der ganzen Sache der Verantwort­liche.“Für ihn bleibe es im Übrigen ein Rätsel, wie das bei der alternativ­en Vorgehensw­eise funktionie­ren soll: „Ein einziger Posten für so viele Kommunen?“Den Herausford­erungen zum Nutzen der Privatsphä­re soll sich der Verwaltung­sangestell­te Jonas Fritz widmen.

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