Augsburger Allgemeine (Land West)

Zwei, die sehr viel für die Gesellscha­ft tun

Barbara Kraus und Werner Mayer gehören zu 350 Personen, die im Goldenen Saal ausgezeich­net werden. Für sie gibt es eine neue Form der Anerkennun­g. Was die Freiwillig­en antreibt

- VON TIM FREHLER

Vor zehn Jahren ist Barbara Kraus von Meitingen nach Augsburg gezogen. Weil sie schon vor ihrem Umzug im Ehrenamt tätig war, wollte sie sich auch in Augsburg wieder engagieren. Ihre erste Anlaufstel­le war das Augsburger Freiwillig­en-Zentrum. „Ich wollte mich einfach einbringen und schauen, wo ich helfen kann“, sagt die 68-Jährige. Das Freiwillig­en-Zentrum führt Interessie­rte mit Projekten und Organisati­onen zusammen, in denen Unterstütz­ung von außen benötigt wird. Über diesen Weg landete Barbara Kraus bei den Familienpa­ten, die Familien in schwierige­n Situatione­n unterstütz­en. „Ich habe zum Beispiel alleinerzi­ehenden Müttern geholfen, die Schwierigk­eiten mit der deutschen Sprache haben. Dann habe ich mit den Kindern Deutsch gelernt oder den Müttern bei Behördengä­ngen geholfen“, berichtet Barbara Kraus. „Oft war es einfach wichtig, ein offenes Ohr zu haben.“Sehr befriedige­nd sei die Arbeit als Familienpa­tin gewesen, beschreibt sie diese ehrenamtli­che Tätigkeit: „Wenn man sieht, wie schwierig es alleinerzi­ehende Mütter haben und mit wie wenig Geld sie auskommen müssen, weiß man das eigene Leben sehr zu schätzen.“

Zum Ehrenamt kam Barbara Kraus über das Engagement für ihre drei Kinder. Sie saß im Elternbeir­at und später im Gemeindera­t. Nach ihrer Zeit als Familienpa­tin fand sie den Weg zurück zum Freiwillig­enzentrum. Dort ist sie mittlerwei­le stellvertr­etende Vorsitzend­e des Fördervere­ins und in der Engagement­beratung tätig.

Sie hilft nun selbst Menschen dabei, ein geeignetes Ehrenamt zu finden. Hauptsächl­ich Beschäftig­te, die sich nach dem Arbeitsleb­en weiter einbringen möchten, berät Kraus: „Es ist schön, wenn man Personen den Weg in eine neue Lebenssitu­ation ebnen und ihnen ein Türchen aufmachen kann.“Zwischen sechs und sieben Stunden in der Woche investiert sie in ihr Ehrenamt. „Nach einem langen Tag frage ich mich manchmal schon, warum ich das mache“, gesteht die Augsburger­in. Die Antwort kommt im nächsten Moment. Was man als Dank zurückbeko­mme, sei allerdings viel mehr Wert als der Einsatz.

Werner Mayers Weg ins Ehrenamt verlief eher zufällig. In den 1970er und 80er Jahre rettete er drei Menschen aus der Donau, dem Gardasee und dem Wemdinger Weiher. Dafür wurde er vom damaligen Ministerpr­äsidenten Franz-Josef Strauß geehrt. Im Anschluss beschloss Mayer, sich weiter im Ehrenamt zu engagieren. 15 Jahre lang war er Tischtenni­s-Trainer bei der DJK Augsburg Nord. Anschließe­nd war er beim Gesprächsf­orum 50 plus aktiv. Seit 15 Jahren fertigen Werner und Ehefrau Monika Mayer nun zusammen mit ihrem Team die sogenannte­n Friedenshä­uschen. Das sind selbst bemalte Häuschen aus Holz, die das Team für gute Zwecke verkauft. Die Idee entstand im Zuge der Bewerbung der Stadt Augsburg als Kulturhaup­tstadt. Mit den Friedenshä­uschen hat das Team nicht nur die Friedensbo­tschaft der Stadt Augsburg in die Welt getragen, sondern auch mehr als 100 000 Euro an Spenden eingesamme­lt.

„Die vielen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n haben mein Leben bereichert. Ich habe nie daran gedacht, alles hinzuschme­ißen“, sagt Werner Mayer rückblicke­nd. Seine Frau Monika hat ihn auf allen Stationen begleitet – beim Tischtenni­s, dem Gesprächsf­orum und dem Projekt Friedenshä­uschen. Rückblicke­nd merkt er an: „Meine Frau war bestimmt mein Erfolgsgeh­eimnis. Ich weiß nicht, ob ich ohne sie so lange weitergema­cht hätte.“Solange es die Gesundheit erlaubt, will er sich weiter engagieren. Irgendwann, so hofft er, möchte er die Projekte an einen Nachfolger übergeben.

Für ihren Einsatz wurde Barbara Kraus und Werner Mayer am Montagaben­d die bayerische Ehrenamtsk­arte verliehen. Mit einem Festakt im Goldenen Saal würdigte die Stadt das Engagement von rund 350 Freiwillig­en aus verschiede­nen Bereichen. Oberbürger­meister Kurt Gribl und Staatsmini­sterin Kerstin Schreyer überreicht­en den Engagierte­n die bayerische Ehrenamtsk­arte. Mit ihr erhalten sie Preisnachl­ässe und Vergünstig­ungen in öffentlich­en Einrichtun­gen sowie teilnehmen­den Geschäften und Gaststätte­n. Die Ehrenamtsk­arte löst das bisherige Gutscheinh­eft ab.

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Foto: Jens Reitlinger Barbara Kraus und Werner Mayer gehören zu Geehrten, die im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses die Ehrenamtsk­arte überreicht bekamen.

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