Augsburger Allgemeine (Land West)

Genuss bei Ganghofer

Der Landgastho­f Zum Hirsch in Welden bietet gutbürgerl­iche Küche und ein Museum, das an den Volksschri­ftsteller erinnert. Die Zeiten für die Gaststätte sind schwierig geworden

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Welden Besucht man den Landgastho­f Zum Hirsch mitten im Holzwinkel wegen seiner guten Küche oder wegen des kleinen Ludwig-Ganghofer-Museums im ehemaligen Gastraum? Wirt Klemens Kugelmann ist diplomatis­ch: „Wir warten mit einer feinen bayerisch-schwäbisch­en Küche auf und mit der einzigen Gedenkstät­te des Heimatschr­iftsteller­s in ganz Deutschlan­d.“Schmunzeln­d fügt er hinzu: „Während der Eintritt ins Museum frei ist, müssen für die Speisen allerdings bezahlt werden.“

Doch die Preise sind moderat. Dies zeigt der Blick in die wöchentlic­h wechselnde Speisekart­e. Ein paniertes Schweinesc­hnitzel mit Pommes frites kostet 8,50 Euro, einen schwäbisch­en Zwiebelros­tbraten mit hausgemach­ten Röstzwiebe­ln, Spätzle und Bratensoße kann man für 13,50 Euro genießen.

Die gutbürgerl­iche Küche umfasst heimische Spezialitä­ten und Fischgeric­hte, auch Vegetarisc­hes ist zu haben. „Gerne bestellen die Gäste saisonale Speisen wie Spargel oder Wild und das spezielle Ganghofer-Dunkelbier im Steinkrug.“Der Metzger und Küchenmeis­ter kann aber auch anders: „Ich stelle mich gern Herausford­erungen wie einem exklusiven Mehrgang-Menü.“

Der Landgastho­f blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Urkundlich erwähnt wurde die Gaststätte erstmals 1498. Damals hieß sie noch Schwarzer Adler. „Adler durften sich nur Gasthäuser nennen, die das Metzger-, Back-, Brau- und Brennrecht besaßen“, weiß Klemens Kugelmann. Bis 1950 wurden etwa 30 Besitzer nachgewies­en, darunter auch die Fugger.

Seit 1951 gehört das Wirtshaus der Familie Kugelmann. Klemens Kugelmann betreibt es seit 1989. Seitdem ist am Gebäude viel umgebaut worden – doch es blieb bei der bodenständ­igen Küche: „Dinge, die einfach, aber gut sind“, bringt er das Angebot auf einen Nenner.

Der 64-Jährige wirkt bei diesen Worten nachdenkli­ch. Heute sei der Hirsch die einzige Gaststätte in Wel- den. Die Gesellscha­ft habe sich verändert und mit ihr die Wirtshausk­ultur. Die typischen Kartenspie­ler und Stammtisch­besucher gebe es nicht mehr. „Auch die früheren Hochzeiten mit 100 und 200 Gästen gehören der Vergangenh­eit an.“Zudem seien in der Gastronomi­e Vereinshei­me, Bürgerhäus­er und Gemeindeze­ntren als Konkurrenz hinzugekom­men. Der Mangel an qualifizie­rtem Fachperson­al, die immer größer werdende Bürokratie und die hohen Energiekos­ten kämen erschweren­d hinzu.

„Als die ganze Familie noch im Wirtshaus tätig war, war das zu bewältigen.“Doch diese Verbundenh­eit von der Oma bis zum Enkel sei vorbei. „Wenn Not am Mann ist, dann helfen zumindest meine beiden Töchter im Gasthof mit.“Heute sei er Allrounder: Wirt, Koch, Bedienung und Aufräumer – alles in einer Person. Klemens Kugelmann hat mittlerwei­le auf diese Trendwende reagiert.

Seine Gaststätte hat nur noch Sonntagmit­tag und nach Bestellung geöffnet, beispielsw­eise, wenn sich Wander- und Radfahrerg­ruppen anmelden oder eine Trauerfeie­r stattfinde­t. Zu tun gibt es für ihn und das Personal aber dennoch genügend. Zum Landgastho­f gehören noch rund 20 Gästezimme­r. „Von hier aus kann man angenehme Radtouren unternehme­n oder in einer wunderschö­nen, intakten Landschaft wandern.“

Munterer und optimistis­cher wird Klemens Kugelmann, wenn das Gespräch auf Ludwig Ganghofer kommt. Seit 2005 ist die sogenannte Ganghofer-Stätte in den Räumlichke­iten des Landgastho­fs untergebra­cht. Die Regio Augsburg und Sponsoren hätten das kleine, aber

Der Wirt ist auf den Tag 99 Jahre jünger als der Schriftste­ller

feine Museum ermöglicht. Ausgewählt wurde das Lokal nicht grundlos. „Der Volksschri­ftsteller hat in Welden seine Kindheit verbracht und in unserem Haus so manchen Lausbubens­treich ausgeheckt“, erzählt der Wirt. Wie der Autor ist auch Kugelmann am 7. Juli geboren, nur 99 Jahre später. Er ist ein Fan des Schriftste­llers und hat etwa 500 Bücher von oder über Ludwig

Ganghofer gesammelt. Sein Lieblingsw­erk ist „Buch der Kindheit“. Dass Kugelmann dieses Werk im Jahr 2006 neu in Buchform herausgab, zeugt von seiner Bewunderun­g.

OÖffnungsz­eiten Geöffnet ist der Landgastho­f Zum Hirsch, Fuggerstra­ße

1, in Welden nur sonntags von 11 bis

14 Uhr. Reservieru­ngen sind unter der Telefonnum­mer 08293/227 möglich.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Klemens Kugelmann, Wirt des Landgastho­fs Zum Hirsch in Welden, hebt in der Stammtisch­ecke des Ganghofer Museums den Steinkrug mit dem Ganghofer Dunkel zu Ehren Ludwig Ganghofers.

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