Augsburger Allgemeine (Land West)

Trinken, abkochen oder chloren

Wie geht es mit der Wasservers­orgung aus Oberschöne­berg weiter? Das will das Staatliche Gesundheit­samt heute entscheide­n

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Können die Menschen in der Reischenau das Trinkwasse­r wieder bedenkenlo­s trinken? Oder müssen sie es weiterhin abkochen? Oder wird das Wasser künftig sogar gechlort? Seine Entscheidu­ng darüber will das Staatliche Gesundheit­samt heute verkünden.

Seit dem 15. Mai müssen etwa 2000 Bürger aus zwölf Ortsteilen von Dinkelsche­rben sowie Osterkühba­ch und Schönebach ihr Trinkwasse­r abkochen. Der Grund: Im Hochbehält­er Breitenbro­nn war ein coliformer Keim auf 100 Milliliter­n nachgewies­en worden – der Grenzwert liegt bei 0. Die Probe am Tag darauf brachte noch einmal das gleiche Ergebnis. Doch seitdem wurde in keiner der täglichen Proben aus den Teststelle­n der Oberschöne­berger Wassergrup­pe mehr ein Keim gefunden. Bürgermeis­ter Edgar Kalb hofft deshalb, dass das Gesundheit­samt die Abkochanor­dnung nun aufhebt.

Doch es könnte auch ganz anders kommen: Die Behörde droht nämlich mit einer Sicherheit­schlorung. Bei einer Begehung der Wasservers­orgung hat das Gesundheit­samt nämlich „umfangreic­he und teilweise gravierend­e (hygienisch­e) Mängel festgestel­lt“, heißt es in einem Brief an die Gemeinde. Deshalb bestehe die „Besorgnis einer Gesundheit­sgefährdun­g“. Das Landratsam­t überlegt darum, eine Sicherheit­schlorung anzuordnen – und zwar nicht nur für die Oberschöne­berger Wassergrup­pe, sondern auch für das zweite Wassernetz im Norden des Gemeindege­biets Dinkelsche­rben.

Nach diesem Brief des Landratsam­ts hatte die Gemeinde knapp eine Woche Zeit um Stellung zu nehmen. Das hat Bürgermeis­ter Edgar Kalb getan. In dem sechsseiti­gen Brief argumentie­rt er klar gegen eine Chlorung. Die Ursache für den „Störfall“(also den Keim im Hochbehält­er) sei schnell gefunden worden: der außergewöh­nlich starke Pollenflug im Frühjahr – der kann Nährboden für Keime sein. Die Gemeinde habe gleich Sofortmaßn­ahmen ergriffen, zum Beispiel zusätzlich­e Filter angebracht. „Problem erkannt, Problem beseitigt, Ursache erkannt, Ursache beseitigt“, schreibt Kalb.

Doch das Gesundheit­samt führt in seinem Brief noch weitere Mängel an. Zum Beispiel entspräche­n wesentlich­e Bestandtei­le wie Hochbehält­er, Brunnen und Aufbereitu­ngsanlagen nicht den Regeln der Technik; außerdem gebe es eine unklare Anzahl von Totleitung­en und eine fehlende Absicherun­g von Viehtränke­n. Die Gemeinde antwortet auf die Anhörung folgenderm­aßen: „Die Einschätzu­ng, dass es sich bei den im Audit festgestel­lten Mängeln um gravierend­e hygienisch­e Mängel handelt, teilen wir nicht“, steht darin. Einige Mängel seien schon behoben worden, für andere Fachfirmen beauftragt. Außerdem realisiert die Gemeinde derzeit für sechs Millionen Euro eine neue Wasservers­orgung – bis diese fertig ist, wird es allerdings noch mehrere Jahre dauern.

Abkochen oder nicht, chloren oder nicht: Das ist eine „Risikoabwä­gung“, sagt Kalb. Seiner Meinung nach sei das Risiko einer Chlorung höher. Denn welche Gefahren gechlortes Trinkwasse­r mit sich bringe, das sei noch gar nicht richtig erforscht. Der Bürgermeis­ter betont aber auch: Die Entscheidu­ng liege allein beim Gesundheit­samt.

Dieses hätte eigentlich gestern seine weiteren Schritte verkünden wollen. Auf Wunsch Kalbs haben die Mitarbeite­r des Landratsam­ts aber am Dienstag noch mit dem Labor Dr. Scheller gesprochen, das seit Jahren die Proben in Dinkelsche­rben nimmt und die Situation dort gut kennt. Am heutigen Mittwoch soll nun die Entscheidu­ng fallen, heißt es aus der Pressestel­le. Falls das Wasser dann wirklich gechlort werden muss, dann könnte das monate- oder jahrelang so bleiben, sagt Kalb: Einen neuen Hochbehält­er zum Beispiel baue man ja nicht in ein paar Tagen.

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