Augsburger Allgemeine (Land West)
Radeln im Augsburger Land
Im neuen Schwerpunkt der Redaktion geht es um Drahtesel. Der Landkreis erarbeitet derzeit ein Radverkehrskonzept und will wissen, wo es hakt
In Deutschland werden mittlerweile mehr Fahrräder als Autos verkauft. Doch wie radelt es sich im Augsburger Land? Eine Bestandsaufnahme.
Der Drahtesel hat es geschafft: In Deutschland werden mittlerweile mehr Fahrräder als Autos verkauft. Auch im Landkreis ist das flexible und saubere Fortbewegungsmittel beliebter denn je – für den täglichen Weg zur Arbeit oder in der Freizeit. Drei passionierte Radfahrer berichten, wo es im Landkreis rundläuft und wo nicht.
Armin Falkenhein legt im Jahr rund 4500 Kilometer zurück. Für den Weg zwischen seinem Wohnort im südlichen Landkreis und seinem Büro im Landratsamt Augsburg nutzt der Fachbereichsleiter für Schulen, Sport und Kultur ein E-Bike. Er sieht den Landkreis, der Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern ist, auf einem guten Weg. Für verbesserungswürdig hält Falkenhain die Anbindung an die Stadt Augsburg. Paul Reisbacher stimmt zu. Der pensionierte Lehrer und Grünen-Stadtrat aus Stadtbergen ist seit jeher auf seinem Acht-GangRad mit Nabenschaltung unterwegs. Er macht sich vor allem für den Radverkehr in seiner Stadt stark. Er fordert zum Beispiel Tempo 30 in der viel befahrenen Bismarckstraße, um Radlern mehr Sicherheit bieten zu können. An der einen oder anderen Stelle könnte auch die Beschilderung überarbeitet werden, meint Reisbacher, der früher gegenüber seinen Schülern immer beteuerte, auch ein Auto und einen gültigen Führerschein zu besitzen. Das Thema Beschilderung liegt auch Armin Falkenhain, jetzt Ehrenvorsitzender des ADFC, am Herzen. Sie müsse gepflegt werden, sagt er. Jedes Jahr würden etliche Zeichen verschwinden.
Falkenhain hat ein weiteres Thema, bei dem es nicht rundläuft: Abstellmöglichkeiten für Radfahrer. „Es gibt zwar etliche, aber es könnten noch mehr werden“, sagt er. Gemeinden und auch die Bahn müssten auf die Entwicklungen reagieren und zum Beispiel Plätze anbieten, auf denen auch E-Bikes und hochwertige Räder sicher abgestellt und abgesperrt werden können. Falkenhain: „Ein Rad nur an der Felge festzumachen, reicht heutzutage nicht mehr.“
Falkenhain würde sich auch noch mehr Öffentlichkeitsarbeit für das wünschen. Der Landkreis mit seinen rund 1500 Kilometern Radwegen hat bereits reagiert: Seit Oktober 2017 ist Mareike Hartung die Radverkehrsbeauftragte. In einem Bürgerworkshop Mitte Mai hat sie viele Eindrücke gesammelt. Der Tenor damals: Das Radwegenetz im Landkreis Augsburg – bevölkerungsmäßig der drittgrößte Landkreis Bayerns – ist gut, riesige Lücken gibt es nicht. Trotzdem hakt es an der ein oder anderen Stelle, erklärt die 27-jährige Alltagsradlerin, die ihren Drahtesel gerne für die Fahrt zwischen Wohnung und Bahnhof nutzt. Wo genau es zwickt, das verrät auch der neue Online-Radar auf der Homepage des Landkreises. Über die Plattform unter der Adresse www.landkreis-augsburg.de/radar kann jeder Mängel online melden. So funktioniert’s: Radler müssen sich registrieren und können dann ihr Problem mitteilen und es auf einer Karte markieren. Alle Informationen kommen bei der Kreisverwaltung an. Mareike HarRad tung geht den Problemen auf den Grund. Einem Radler war beispielsweise der Schotter auf einem Weg bei Gablingen zu groß: Er befürchtete ein erhöhtes Sturzrisiko. Hartung hakte bei der Gemeinde nach: Dort hieß es, dass ordnungsgemäß aufgekiest worden sei. Bei Kleinaitingen gab es Kritik wegen eines überstehenden Kanaldeckels auf einem Weg. Die Kommune merkte an: „Ein Loch wurde beseitigt. Die Unebenheiten sind noch vorhanden und beziehen sich auf Absetzungen von Wasserschieber- und Hydrantenkappen. Die Beseitigung wird sich aber bis zum Frühjahr hinziehen.“Ein weiterer Radler schrieb dazu: „Erledigt ist da gar nichts! Allenfalls wurde der Dreck um den Deckel beseitigt, der Überstand ist aber unverändert. Unseriös!“Der Fall ist noch nicht abgeschlossen.