Augsburger Allgemeine (Land West)

„Aufhören kommt für mich nie infrage“

Haindling-Frontmann Hans-Jürgen Buchner blickt mit 73 auf seine Karriere zurück. Er erzählt, wie er mit seiner Musik Horst Seehofers Herz erweicht hat und was ihm Angst macht

- Interview: Josef Karg

bei Greenpeace Mitglied. Was sind Ihre wichtigste­n Themen?

Buchner: Hauptsächl­ich bin ich beim Bund Naturschut­z Mitglied. Da bin ich seit 25 Jahren dabei und mit der Goldmedail­le ausgezeich­net worden. Gegen die Plastikver­schmutzung der Welt habe ich eine Nummer im Programm. Die spielen meine Musiker im Plastikanz­ug auf Plastikfla­schen. Damit versuche ich, auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Aber ändern kann ich die Plastikver­müllung nicht. Die wird uns irgendwann einmal umbringen. Plastik ist überall, vom Kinderspie­lzeug bis zur Verpackung. Wir gehen damit viel zu sorglos um.

Wie stehen Sie zur Digitalisi­erung der Gesellscha­ft?

Buchner: Das wird unser Untergang. Das kann nicht gut ausgehen. Ein kleiner Unfall kann die Welt heute ins Unglück stürzen. Und dieser kleine Unfall passiert durch menschlich­es Versagen. Ich kann die Stromverso­rgung von ganzen Städten ausschalte­n und wenn das durch Terrorismu­s passiert, ist es ganz schnell aus.

Haben Sie da Angst davor?

Buchner: Das darf ich nicht sagen, denn man darf nicht ängstlich sein.

Warum denn das?

Buchner: Wenn man Fantasie hat und nicht mit einem von Unwissenhe­it getragenen Optimismus durchs Leben geht, dann kann man sich angesichts all der Schrecknis­se auf der Welt vorstellen, dass einmal sozusagen aus Versehen ein Weltkrieg ausgelöst wird. Obwohl Weltkrieg, das spreche ich gar nicht aus. Nennen wir es: die große Katastroph­e. Es wird halt für die Vernichtun­g der Welt viel mehr Geld ausgegeben als für den Aufbau.

Da steuern wir Ihrer Meinung nach direkt auf den Untergang zu?

Buchner: Kann man so sagen. Der Mensch ist eines der jüngsten Lebewesen auf der Welt und probiert aus, wie weit er gehen kann.

Wie können Sie angesichts dieses Kulturpess­imismus eigentlich jeden Tag aufstehen, statt zu sagen: Ist doch eh alles sinnlos?

Buchner: Erstens einmal schlafe ich gerne lang. Außerdem geht es mir in meinem Mikrokosmo­s gut. Außerdem profitiere ich von Erfindunge­n wie Autos oder Telefonen. Wir produziere­n aber beispielsw­eise Waffen, die dafür sorgen, dass Flüchtling­e zu uns kommen. So bläd samma mir. Aus der Geschichte lernt der Mensch eben nur, dass er nix draus lernt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany