Augsburger Allgemeine (Land West)

Sammelalbe­n stehen hoch im Kurs

Sozialpäda­goge Joachim Marin erklärt, wie Eltern mit der Sammelleid­enschaft ihrer Kinder umgehen sollten

- Bleibt dennoch die Kostenfrag­e. Gerade bei den Fußball-Stickern investiere­n die Kinder viel Taschengel­d.

Herr Marin, viele Eltern sind ob der Begeisteru­ng ihrer Kinder für die Panini-Sammelbild­chen hin und her gerissen. Was raten Sie?

Joachim Marin: Sammeln gehört einfach zum Kindsein dazu und hat viele positive Aspekte. Die Kinder rücken durch das Sammeln und Tauschen näher zusammen, interagier­en miteinande­r im realen statt im virtuellen Leben vor dem Computer. Obendrein können sie ihre Kompetenze­n, die sie in diesem Fall im Be- reich Fußball haben, präsentier­en. Das macht sie stolz und gibt Selbstbewu­sstsein.

Sie sehen den Hype um die FußballSti­cker also eher locker?

Marin: Ja. Mir ist in meinen 34 Jahren Berufserfa­hrung noch kein Fall untergekom­men, bei dem die Sammelleid­enschaft eines Kindes zu einem größeren Problem wurde. Natürlich liegt es aber bei den Eltern, ihre Kinder zu begleiten.

Wie kann das gelingen?

Marin: Die Eltern sollten Interesse daran zeigen, was die Kinder sammeln. Oft versteht man dann als Erwachsene­r besser, worin der Reiz liegt. Und manchmal kommt man dabei selbst auf den Geschmack und findet so ein Hobby oder Thema, das Eltern und Kinder begeistert. Marin: Das stimmt. Aber das Taschengel­d wird zur freien Verfügung gegeben und soll den Kindern helfen, den Umgang mit Geld zu erlernen. Die Kinder müssen Erfahrunge­n sammeln und herausfind­en, was passiert, wenn sie zu viel Geld für Dinge ausgeben, die sie zwar ad hoc haben wollten, deren Kauf aber auf längere Sicht gesehen nicht sinnvoll war. Hier können Eltern mit den Kindern sprechen und ihnen aufzeigen, welche Konsequenz­en es haben kann, wenn man zu viel Geld für Fußballbil­der ausgibt oder wie es gelingen kann, sich die Sammelleid­enschaft sinnvoll zu finanziere­n. Das ist ein großes Lernfeld, das Kinder aber auch brauchen.

Joachim Marin ist Sozial pädagoge bei der Erzie hungs , Jugend und Fami lienberatu­ng der Katholi schen Jugendfürs­orge (KJF).

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