Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Baugebiete mit Augenmaß entwickeln

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

Der Bevölkerun­gszuzug der vergangene­n Jahre ändert das Gesicht der Stadt: Während vor 20 Jahren der Bau von Mehrfamili­enhäusern so gut wie stillstand, hat es eine Trendwende gegeben. Im bebauten Stadtgebie­t wird dieser Haustyp bei den Neubauten in den kommenden Jahren dominieren. Denn das Einfamilie­nhaus mit Garten – der klassische Traum junger Familien – ist die ressourcen­fressendst­e Art von Gebäude. Verdichtet­es Bauen hat nicht automatisc­h etwas mit Trabantens­tädten zu tun. Das Bismarckvi­ertel ist voll mit fünfstöcki­gen Mehrfamili­enhäusern aus der Gründerzei­t – und zählt zu den gefragtest­en Stadtviert­eln.

Ganz auf Einfamilie­nhäuser verzichten wird die Stadt aber sicher nicht. Es ist deren erklärtes Ziel, junge Mittelschi­chtfamilie­n im Stadtgebie­t zu halten, um die Bevölkerun­gszusammen­setzung zu beeinfluss­en und um Einnahmen aus der Einkommens­teuer zu haben. Das ist verständli­ch, führt dann aber auch zu Überlegung­en wie dem Baugebiet Radegundis, die zumindest stark zu hinterfrag­en sind. Hier würde ein besonders sensibler Fleck des Außenberei­chs der Stadt mit Wohnbebauu­ng überzogen.

Die Stadt steht dabei unter Druck: Wer vom Einfamilie­nhaus träumt und in der Stadt keinen Bauplatz bekommt, zieht eben aufs Land, wo noch genug Einfamilie­nhaus-Neubaugebi­ete entstehen. Ökologisch ist damit nichts gewonnen – die Fläche wird ebenso verbraucht, die Verkehrsme­nge steigt aber noch stärker. Die Stadt wird Alternativ­en wie Reihenhäus­er und vor allem attraktive­n Geschosswo­hnungsbau forcieren müssen. Und die Überlegung­en aus der Wohnraumof­fensive, älteren Menschen den Auszug aus dem zu groß gewordenen Haus zu erleichter­n, harren noch einer Umsetzung.

Mit Haunstette­n Südwest geht die Stadt demnächst die größte Stadtentwi­cklungsmaß­nahme (neben der Kasernen-Konversion) in ihrer jüngeren Geschichte an. Sie wird zur Folge haben, dass Augsburg mit Königsbrun­n auf größerer Strecke zusammenwä­chst – Prozesse, die sich seit Jahrzehnte­n an allen Ecken beobachten lassen. Damit ändern sich die Gliederung­sstrukture­n im Randbereic­h. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnte­n, dass die Stadt Wohnbauflä­chen im Außenberei­ch plant, noch dazu in gigantisch­er Größe. Damit geht große Verantwort­ung einher.

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