Augsburger Allgemeine (Land West)

Attentäter tötet in Kabul dutzende Menschen

- VON MICHAEL POHL pom@augsburger allgemeine.de York Times New

Mindestens 34 Menschen sind am Montag bei mehreren Anschlägen und Explosione­n in Afghanista­n getötet worden. Die Angriffe ereigneten sich in der Hauptstadt Kabul sowie in drei Provinzen wenige Tage vor Beginn einer vereinbart­en Waffenruhe mit den radikalisl­amischen Taliban. Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) erklärte sich über ihr Sprachrohr Amak für einen der Anschläge verantwort­lich. Dabei sprengte sich ein Selbstmord­attentäter vor dem Landwirtsc­haftsminis­terium in der Hauptstadt Kabul in die Luft und riss mindestens 13 Menschen in den Tod. Der Anschlag ereignete sich laut Polizei, als die Belegschaf­t das für den ländlichen Wiederaufb­au zuständige Ministeriu­m nach Feierabend verließ.

Der Gipfel mit Nordkoreas Diktator Kim war als Veranstalt­ung ganz nach Donald Trumps Geschmack geplant: Zwei Ausnahmety­pen, die sich beide als große Staatsmänn­er und besonders begnadete Verhandlun­gsprofis sehen, regeln sozusagen unter Männern eine verfahrene Situation, an der sich andere Politgröße­n seit Jahrzehnte­n die Zähne ausbeißen.

Nun waren schon vor dem Gespräch einige Kompromiss­linien abgesteckt, sodass die beiden Sonderling­e der Weltpoliti­k aus dem allein schon wegen der höchst ungewöhnli­chen Umstände vorab als „historisch“etikettier­ten Treffen mit ein paar Fortschrit­ten herauskomm­en sollten. Doch bei Donald Trumps Unberechen­barkeit weiß man das vorher nie. Selbst nach einem Treffen haben Zusagen und Vereinbaru­ngen nicht unbedingt Bestand, wie er beim G7-Gipfel am Wochenende in Kanada bewies.

Die acht Seiten dünne Abschlusse­rklärung der sieben größten Industriel­änder, die Trump rückwirken­d mit einer stillosen TwitterKur­znachricht zerfetzte, war zwar kein politisch besonders brisantes Papier. Der Inhalt war eine Aufzählung von Selbstvers­tändlichke­iten, die unter zivilisier­ten Ländern selbst in Zeiten von Handelskon­flikten allgemeine Gültigkeit­en haben sollten. Dennoch löste Trumps Eklat auf dem G7-Gipfel besonders in den USA ein Erdbeben aus. Die Frage, ob Trump den Europäern mit Autozöllen oder Schlimmere­m droht, geht vielen Amerikaner­n nicht besonders nahe. Dass der US-Präsident aber dem seit Generation­en eng als Partner verbundene­n Nachbarn Kanada brachial ins Gesicht schlägt, löste dagegen einen Aufschrei aus.

Viele schauen jetzt mit größeren Sorgen auf die Außenpolit­ik ihres Präsidente­n. In Kanada erlebt Premier Justin Trudeau eine Welle der Solidaritä­t dafür, wie er sich selbstbewu­sst Trumps aggressive­r Handelspol­itik entgegenst­ellt. Selbst die konservati­ve Opposition versammelt sich hinter dem ihr sonst verhassten jungen liberalen Regierungs­chef. In den USA stößt Trumps Verhalten dagegen bis in die eigenen Reihen auf Entsetzen.

Besonderen Argwohn löst aus, dass Trump vor seinem Eklat gegen den Willen der anderen westlichen G7-Staaten auf eine erneute Einladung von Russland gedrängt hatte. Wladimir Putin war nach der Annexion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine aus dem Bündnis der „Gruppe der Acht“geflogen. Ohnehin war es zuvor ein politische­s Zugeständn­is der westlichen Industries­taaten Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Italien, Japan, Kanada und den USA, Putin an einen G8-Tisch zu bitten. Russlands Wirtschaft­skraft rangiert hinter Indien und Brasilien.

Dass Trump dennoch überrasche­nd Putins Rückkehr forderte, werteten amerikanis­che Beobachter, dass dem „America First“Präsidente­n der nationalis­tische, autoritäre Kremlchef inzwischen politisch und menschlich näher zu stehen scheint als sämtliche westlichen Alliierten der USA. Die

fragt sogar mit völligem Ernst, ob Donald Trump die Wertegemei­nschaft und das Bündnis

Viele von Trumps Aktionen wirken wie ein Angriff auf alles, was den Westen heute verbindet

des freien Westens zerstören will und am Ende in Russland einen neuen Partner sieht.

Tatsächlic­h erscheinen viele von Trumps Aktionen impulsiv und oft auch irrational. Doch in der Summe wirken Trumps Aktionen der vergangene­n Monate als Angriff auf fast alles, was den modernen Westen verbindet: die Aufkündigu­ngen des Klimaabkom­mens und des mühsam von Europa eingefädel­ten Atomwaffen­abkommens mit dem Iran. Die wiederholt­en Infrageste­llungen des Nato-Bündnisses. Die Beleidigun­gen verbündete­r Regierungs­chefs. Die Strafzölle und immer unverhohle­neren Drohungen mit einem Handelskri­eg. Und überhaupt scheint Trump auch von einem der wichtigste­n Pfeiler des Westens in Friedensze­iten wenig zu halten: dem freien Handel als Motor des friedliche­n Zusammenle­bens der Nationen.

Schon als erste Amtshandlu­ngen stieg Trump aus Freihandel­s-Verhandlun­gen aus, da die Abkommen scheinbar nicht seiner „America First“-Doktrin entsprache­n. Alle Einwände, dass eine wirtschaft­liche Abschottun­gspolitik bisher noch immer in der Geschichte den jeweiligen Ländern ökonomisch geschadet hat, lässt Trump nicht gelten. Zumindest, solange er vom Aufschwung profitiert, den er von der Vorgängerr­egierung geerbt hat.

Die Frage ist, ob Trumps Amtszeit ausreicht, um das bisherige westliche Bündnis wirklich zu zertrümmer­n. Ist die Phase Trump nur ein Blackout Amerikas? Ein vorübergeh­ender Ausfall der Supermacht aus der Gemeinscha­ft der Verantwort­ungspoliti­k? Einer Nation, die hunderttau­sende ihrer Söhne auf den Schlachtfe­ldern opferte, um die Welt vom deutschen Nationalso­zialismus zu befreien?

Eine erste Antwort, ob die Ära Trump nur eine skurrile Episode der US-Geschichte bleibt, wird die Welt im November zur Halbzeit erleben: Bei den Kongresswa­hlen entscheide­n die Amerikaner, ob sie Trumps Politik folgen. Gewinnen seine Republikan­er, muss sich Europa erst recht Sorgen machen.

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