Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich kann nicht immer an mehr denken“

Rafael Nadal genießt den Augenblick nach dem Paris-Sieg und zeigt sich nachdenkli­ch

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Paris Es sind nur zweieinhal­b Stunden mit dem Zug von Paris nach London, doch der Tennis-Rasen von Wimbledon schien für Rafael Nadal nach dem elften FrenchOpen-Sieg in einem anderen Universum zu liegen. Erst einmal ein paar Tage lang kein Gedanke an das nächste Grand-Slam-Turnier in drei Wochen: Die Strapazen der vom Triumph im Stade Roland Garros gekrönten Sandplatzs­aison haben den 32 Jahre alten Spanier ermüdet. Nadal will ein paar Tage lang in seinen Körper hineinhöre­n und dann entscheide­n, wann er auf den grünen Untergrund wechselt und wo er demnächst spielt. Früher, als er viel jünger und schneller gewesen sei, trat er sofort bei einem Vorbereitu­ngsturnier für Wimbledon an.

Auch die Titelhatz von anderthalb Jahrzehnte­n hat ihre Spuren hinterlass­en, Dinge haben mit dem zunehmende­n Alter eine andere Bedeutung bekommen. Und so spielt es für Nadal keine Rolle, ob er mit nun 17 Grand-Slam-Titeln vielleicht doch noch Roger Federer einholt, der mit 20 Erfolgen Rekord- halter in dieser Kategorie ist. „Lasst mich diesen Titel genießen. Ich kann nicht immer an mehr denken“, sagte Nadal einige Stunden nach dem 6:4, 6:3, 6:2-Finalsieg über den Österreich­er Dominic Thiem. Bevor er sich noch einmal mit der geliebten Coupe des Mousquetai­res – dem Musketier-Cup – fotografie­ren ließ, sinnierte Nadal über Werte in seinem Leben. „Wenn du dich umschaust, kann es dich frustriere­n, dass Menschen insgesamt mehr Dinge haben als du“, sagte der Weltrangli­sten-Erste. „Ich bin nicht so ein Mensch. Ich freue mich, dass andere Leute Dinge haben, und ich bin sehr zufrieden und glücklich mit den Dingen, die mir passiert sind.“

Das sind immerhin neben den großartige­n Erfolgen nun auch mehr als 100 Millionen Dollar Preisgeld. Natürlich würde er gern 20 GrandSlam-Titel wie Federer haben, aber für Nadal war wichtig, diesen für ihn so speziellen Titel im Stade Roland Garros noch einmal erobert zu haben. Das Turnier mit all seinen Menschen sei für ihn von Anfang an eine Liebesgesc­hichte.

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Foto: Witters Zum elften Mal triumphier­te Rafael Na dal in Paris.

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