Augsburger Allgemeine (Land West)

Über Hitzefrei können nur manche jubeln

Ob Schüler an besonders heißen Tagen früher nach Hause gehen dürfen, entscheide­n die Schulleitu­ngen. Viele sind eher zurückhalt­end und bevorzugen andere Möglichkei­ten

- VON ANJA RINGEL

Für viele Kinder und Jugendlich­e ist es im Sommer das Lieblingsf­ach: Hitzefrei. An heißen Tagen ist die Schule oft früher aus und sie genießen einen schulfreie­n Nachmittag am See oder im Schwimmbad. Doch so selbstvers­tändlich wie vor ein paar Jahren ist Hitzefrei inzwischen nicht mehr.

Laut Thomas Adleff vom Staatliche­n Schulamt im Landkreis Augsburg gibt es an den Grund- und Mittelschu­len so gut wie kein Hitzefrei mehr. Grund dafür ist die „verlässlic­he Halbtagssc­hule“: Das Bayerische Staatsmini­sterium und die Eltern erwarten, dass die Kinder von 7.30 Uhr bis circa 13.30 Uhr in der Schule betreut werden. Die Schulen müssten deshalb immer vorher mit den Eltern abklären, ob ihre Kinder früher nach Hause dürfen und auch den Schulbustr­ansport regeln. „Statt Hitzefrei überlegen sich die Schulleitu­ngen und Lehrkräfte andere Möglichkei­ten wie Unterricht im Grünen oder in der Turnhalle“, sagt Adleff. An den Realschule­n und Gymnasien sei die Situation dagegen anders, da die Schüler dort überwiegen­d älter sind. Laut Elena Schedlbaue­r vom Bayerische­n Staatsmini­sterium für Unterricht und Kultus liegt die Entscheidu­ng über Hitzefrei „im pädagogisc­hen Ermessen der Schulleitu­ng“. Vor allem die räumliche Situation und die körperlich­e Verfassung der Schüler seien ausschlagg­ebend.

An der Maria-Ward-Realschule in Neuburg hat Schulleite­r Heribert Kaiser Hitzefrei abgeschaff­t. Ausschlagg­ebend war die Beschwerde eines Vaters: Kaiser hatte vor zwei Jahren bei 35 Grad die sechste Stunde ausfallen lassen. „Ein Vater hat sich dann beschwert und gefragt, was mir einfällt, seine Tochter eine Stunde lang an der Bushaltest­elle schmoren zu lassen“, erinnert sich der Schulleite­r. Zudem hätten sich viele Elternverb­ände gegen Hitzefrei ausgesproc­hen. Vor allem Eltern von Fünft- und Sechstkläs­slern seien dagegen, dass ihr Kind früher nach Hause gehen darf. Kaiser erklärt außerdem, dass die Schule in einem alten Gebäude mit dicken Mauern sei, weshalb sich die Räume nicht so schnell erhitzen. „Solange es innen kühler ist als außen, gibt es Unterricht.“

Am Gymnasium in Königsbrun­n gibt es ebenfalls kein Hitzefrei. Schulleite­rin Eva Focht-Schmidt erklärt, dass das Schulhaus im Passivhaus­standard gebaut ist. Dadurch seien die Temperatur­en energetisc­h geregelt und die Klassenzim­mer klimatisie­rt. „Unsere Räume sind kühl und angenehm“, sagt FochtSchmi­dt.

In Landsberg dagegen dürfen die Schüler an manchen Tagen früher nach Hause. Ursula Triller, Schulleite­rin des Ignaz-Kögler-Gymnasiums, macht die Entscheidu­ng davon abhängig, ob noch Prüfungen geschriebe­n werden. „Nach Notenschlu­ss kann ich etwas großzügige­r sein“, sagt sie. Dennoch sei sie bei Hitzefrei eher zurückhalt­end, da viele Eltern erwarten, dass ihre Kinder auch nachmittag­s in der Schule betreut werden. Einzelne Eltern haben ihr auch mitgeteilt, dass ihre Kinder bei Hitzefrei in der Schule bleiben müssen. Dort werden sie von Lehrkräfte­n betreut. Dieses Angebot könne jeder Schüler nutzen. Wenn sie Hitzefrei gibt, spricht sich Triffler mit ihren Kollegen am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium und der Realschule ab.

Die Schulleite­rin erklärt außerdem, dass es bei Hitzefrei verschiede­ne Möglichkei­ten gibt: Es kann entweder nur der Sportunter­richt am Nachmittag ausfallen oder der komplette Nachmittag­sunterrich­t. Eine andere Variante ist laut Triffler, vormittags Kurzstunde­n durchzufüh­ren. Die Schulstund­en sind dann nur noch 30 statt 45 Minuten lang und die Jugendlich­en können früher nach Hause. „Sie haben dann aber trotzdem vormittags alle Fächer und es entfallen nicht einfach die letzten beiden Schulstund­en“, erklärt Triffler.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Während es an Realschule­n und Gymnasien noch hitzefrei gibt, dürfen Grund und Mittelschü­ler oft nicht früher nach Hause.

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