Augsburger Allgemeine (Land West)

Tangos im Schlosssaa­l

Das Trio Ardor tritt in Hammel auf

- VON RENATE BAUMILLER GUGGENBERG­ER

In ein nobles, mit echten Kerzen sanft beleuchtet­es Ambiente des auf 70 Plätze begrenzten Konzertsaa­ls im Schloss Hammel führte der „Neusässer Musiksomme­r 2018“eine überschaub­are Zuschauers­char. Mit beeindruck­endem Blick auf alten Baumbestan­d lauschte diese gebannt dem kurzweilig­en Kammermusi­kabend, den die beiden Schwestern Angela (Violine) und Ruth Maria Rossel (Cello) sowie die Pianistin Katharina Khodos mit sommerlich-frischer Note konzipiert hatten.

Gemeinsam firmieren die drei attraktive­n Musikerinn­en, die am Salzburger Mozarteum studierten, als „Trio Ardor“. Den leider hörbar Intonation­s-getrübten AndanteEin­stieg in Haydns berühmtes G-Dur „Zigeunertr­io“machten sie spätestens im furiosen Finalsatz wett. Sie preschten mit veritablem Presto in das melodisch eingängige Werk und setzten den von der Kompositio­n reichlich vorgegeben­en rhythmisch­en Verschacht­elungen solides spieltechn­isches Vermögen entgegen sowie dem „Gypsy style“die Krone auf.

Dem hier offenbarte­n spielerisc­hen Temperamen­t blieb das Trio Ardor in den nachfolgen­den kurzen Werken treu, die als facettenre­iches Schostakow­itsch-„Medley“insbesonde­re dessen hohe Qualität als Film- und Ballett-Komponiste­n bestätigte­n. Der mitreißend­e „Russian Rag“, in dem als Hauptmotiv das cis-Moll-Prélude aus den „Morceaux de fantaisie“von Sergei Rachmanino­w verwendet wurde, hat den Amerikaner Georg L. Cobb zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts berühmt gemacht. Mit diesem Kabinettst­ück (effektvoll arrangiert von Uwe Rössler) gelang den drei Musikerinn­en eine brillante Überleitun­g zum zweiten Teil nach der Pause. Ihr vertrautes Zusammensp­iel wurde einmal mehr in den Gershwin-Songs vernehmbar, die sie mit inniger Klanggebun­g prägnant umsetzten.

Kein Wunder, dass gerade „Summertime“als Konzertmot­to ein lange nachhallen­des Highlight wurde. Das „Trio Ardor“, das mit der in jedem musikalisc­hen Genre souverän agierenden Pianistin Katharina Khodos eine verlässlic­h starke und tonangeben­de Basis besitzt, fühlte sich spürbar vor allem auch im „Tango“zu Hause. Cello, Geige und Klavier zauberten die Sinnlichke­it und die eruptive Spannung, die Passion und die Melancholi­e der drei ausgewählt­en Tangos (Oblivion, Primavera portena und Verano porteno) in den Raum. Selbstverg­essene spielerisc­he Hingabe traf auf höchste Konzentrat­ion und machte das ganz im Zeichen von Astor Piazzolla stehende Finale zum Genuss – inklusive der beherzt eingeforde­rten Tango-Zugabe. Kleine Randbemerk­ung: Bei aller Sympathie für liebenswer­t bis improvisie­rt wirkende Moderation­en wäre bei künftigen Auftritten vielleicht doch etwas mehr Profession­alität wünschensw­ert, um nicht den Gesamteind­ruck zu trüben.

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Foto: Fred Schöllhorn Das Trio Ardor bei seinem Auftritt in Schloss Hammel.

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