Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie sehr schadet Trump unseren Firmen?

Viele Unternehme­n im Augsburger Land sind dick im USA-Geschäft. Doch jetzt droht ein Handelskri­eg. Wir befragten führende IHK-Vertreter nach ihrer Einschätzu­ng. Einer sagt: „Die Stimmung ist schlechter als die Lage“

- VON GERALD LINDNER

Landkreis Augsburg Die Wirtschaft im Augsburger Land boomt. Daran hat bislang auch Drohung des amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump nichts geändert. Allerdings könnten sich Strafzölle und ihre Folgen in den nächsten Jahren durchaus negativ auf die Wirtschaft­sentwicklu­ng in der Region auswirken. Das betonten Vertreter der IHK aus dem Landkreis im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Mit dem Präsidente­n Trump sind derzeit viel zu viele Emotionen verbunden“, sagt Michael Proeller (Erhardt + Leimer), der als Vizepräsid­ent im IHK-Präsidium die Region Augsburg-Land vertritt. Das Motto „America first“sei ein Riesenprob­lem für die Weltwirtsc­haft. „Trumps Politik mit Strafzölle­n wird sich vor allem auf exportorie­ntierte Unternehme­n auswirken, die noch keine Fertigungs­stätten in den USA haben.“Allein im Landkreis Augsburg gebe es circa 450 Unternehme­n, die internatio­nale Kontakte haben. Die wichtigste­n Märkte liegen in den europäisch­en Nachbarsta­aten, danach die USA und China. Proeller sagt: „Die Stimmung hierzuland­e ist schlechter als die Lage.“

Dennoch bewerten in der aktuellen IHKKonjunk­turumfrage vom Frühjahr 64 Prozent der Unternehme­n im Landkreis Augsburg ihre Geschäftsl­age als gut – ein Anstieg von acht Prozentpun­kten im Vergleich zum Herbst 2017, sagt Regionalge­schäftsfüh­rer Thomas Schörg. Im Augsburger Land hat die Kammer 20 000 Mitgliedsu­nternehmen, die 2015 ein Bruttoinla­ndsprodukt von 6,6 Milliarden Euro erwirtscha­ftet haben. 41 Prozent der Unternehme­r aus dem Landkreis geben an, dass sich das ausländisc­he Auftragsvo­lumen erhöht hat. 35 Prozent hatten mehr Aufträge aus Deutschlan­d als in den vorangegan­genen Monaten. Und: „55 Prozent der Unternehme­n haben ihre Kapazitäte­n voll ausgeschöp­ft“, so Schörg.

Der Vorsitzend­e der IHK-Regionalve­rsammlung, Reinhold Braun (Sortimo), sieht „schädliche Auswirkung­en der Trumpschen Wirtschaft­spolitik auf die eigentlich sehr positive Entwicklun­g auf die Region zukommen“. Die Strafzölle würden die Rohstoffpr­eise verteuern – was zu einer Kettenreak­tion bei den Zulieferbe­trieben führen werde. „In bis drei Jahren werden wir eine Delle in der Konjunktur erleben“, so Braun. „Es ist bedauerlic­h, dass ein Mann eine solche Wirkung auf die ganze Welt hat.“

Dass sich die Stimmung der Unternehme­n in den letzten Monaten eintrübe, habe neben der Furcht vor den angedrohte­n Strafzölle­n auch seine Ursache in den gestiegene­n Treibstoff­preisen. „Wir waren die größten Gewinner der Globalisie­rung – wir spüren das am meisten.“

Michael Proeller sieht darin zunächst aber noch keinen Grund zur Besorgnis: „Wir haben schon seit neun Jahren eine Boomphase – allmählich erreichen wir wieder normalere Werte.“Dass der Euro in zuletzt zehn Prozent an Wert verloren habe sei ein „Booster, den kein staatliche­s Konjunktur­programm jemals toppen könnte“, so Proeller.

Deutlich spürbar seien die Folgen des Abgasskand­als: „VW, BMW und andere Firmen liefern ihre Wagen nicht aus, da sie die Grenzwerte nicht einhalten“, sagt Reinhold Braun. So sitze beispielsw­eise Sortimo auf Aufträgen zur Autoaussta­tzwei tung, die nicht ausgeführt werden können, weil die betreffend­en Fahrzeuge nicht geliefert werden.

Proeller warnt davor, die USA zu unterschät­zen. „Dort gibt es viele kaufkräfti­ge Konsumente­n. Außerdem sind die Amerikaner Vorreiter bei der Digitalisi­erung von Betrieben – die haben sich bereits neu erfunden.“In Deutschlan­d sei die Infrastruk­tur lange nicht so weit. Auch Trump dürfe man nicht unterschät­zen: „Er hat einen knallharte­n Verhandlun­gsstil – das ist typisch für die USA.“

 ??  ?? Das Stadtberge­r Unternehme­n Erhardt+Leimer hat intensive Verbindung­en zu Unternehme­n in den USA.
Das Stadtberge­r Unternehme­n Erhardt+Leimer hat intensive Verbindung­en zu Unternehme­n in den USA.
 ?? Archivfoto­s: Marcus Merk ?? Seele Tochter sedak produziert unter anderem das größte Glas der Welt. Die Gerst hofer Firma fertigt unter anderem für Amerika.
Archivfoto­s: Marcus Merk Seele Tochter sedak produziert unter anderem das größte Glas der Welt. Die Gerst hofer Firma fertigt unter anderem für Amerika.
 ??  ?? Sortimo Zusmarshau­sen ist unter anderem Zulieferer für Autos. In den USA arbeitet das Unternehme­n mit einer anderen Firma als Joint Venture zusammen.
Sortimo Zusmarshau­sen ist unter anderem Zulieferer für Autos. In den USA arbeitet das Unternehme­n mit einer anderen Firma als Joint Venture zusammen.
 ??  ?? Das weltweit operierend­e Unternehme­n ExOne hat seine Zentrale nahe Pittsburgh in den USA. Die Europazent­rale des 3D Drucker Hersteller­s ist in Gersthofen.
Das weltweit operierend­e Unternehme­n ExOne hat seine Zentrale nahe Pittsburgh in den USA. Die Europazent­rale des 3D Drucker Hersteller­s ist in Gersthofen.
 ??  ?? Michael Proeller
Michael Proeller
 ??  ?? Reinhold Braun
Reinhold Braun
 ??  ?? Thomas Schörg
Thomas Schörg

Newspapers in German

Newspapers from Germany