Augsburger Allgemeine (Land West)

Wird ein Hausverkau­f zum Minusgesch­äft?

Rudolf Holzapfel (Pro Augsburg) greift die Stadtregie­rung an. Wegen des alten Stadtarchi­vs gibt es Theater

- VON MICHAEL HÖRMANN

Noch sitzt das Theater Augsburg mit der Schneidere­i, die den Fundus an Kostümen betreut, im alten Stadtarchi­v in der Fuggerstra­ße. Die Mitarbeite­r müssen aber bald ihren Platz räumen, da die Immobilie von der Stadt an den Medienunte­rnehmer Ulrich Kubak verkauft wurde. Der Verkaufspr­eis soll bei

2,7 Millionen Euro liegen, heißt es. Für die Stadt könnte sich jedoch der Verkauf des Hauses unterm Strich nicht rechnen, da der Auszug der Schneidere­i als ein Aspekt des Immobilien­geschäfts immer teurer wird. Im Deuter-Park in Oberhausen wurden neue Räume angemietet, die künftig genutzt werden sollen. Der Einzug wird nun um

366 000 Euro teurer als anfangs kalkuliert. Statt 855000 Euro werden es 1,22 Millionen Euro. Als Grund werden Mehrkosten aufgeführt, die wegen des Brandschut­zes anfallen. In der Sitzung des Finanzauss­chusses wurde diese Verteuerun­g am Montag mehrheitli­ch gebilligt.

Am Dienstag kam das Thema in der Sitzung des städtische­n Theateraus­schusses zur Sprache. Rudolf Holzapfel, Fraktionsv­orsitzende­r von Pro Augsburg, griff die Stadtregie­rung wegen des Finanzgesc­häfts massiv an. „Wir werden hier doch fast für dumm verkauft.“Immer wieder komme man darauf, dass wegen des Brandschut­zes höhere Kosten anfallen. Er müsse sich schon fragen, warum im Fall des jetzigen Umzugs nicht von Anfang klar gewesen sei, dass der Brandschut­z noch eine wichtige Rolle spielen könne. „Warum konnte man das eigentlich nicht vorher einschätze­n?“.

Holzapfel ging zudem darauf ein, dass die Schließung des Großen Hauses am Kennedypla­tz ebenfalls kurzfristi­g wegen des Brandschut- zes erfolgen musste. Offenbar werde dieses Thema unterschät­zt. Die Verteuerun­g beim Umzug der Schneidere­i lasse erahnen, dass der Verkauf des alten Stadtarchi­vs sogar ein Draufzahlg­eschäft werden könnte. Ähnlich argumentie­rte Oliver Nowak (Polit-WG). Er erwarte in nächster Zeit eine Aufschlüss­elung der Zahlen aus dem Finanzrefe­rat. Vertreter des regierende­n Dreierbünd­nisses von CSU, SPD und Grünen hielten sich im Theateraus­schuss auffällig zurück. Lediglich Verena von Mutius (Grüne) meldete sich zu Wort: „Wir machen es, um dem Theater zu helfen.“Holzapfel und Nowak stimmten gegen die zusätzlich­en Ausgaben.

Finanzrefe­rentin Eva Weber (CSU) war in ihrem Bericht auf die näheren Umstände eingegange­n, warum das Gebäude nun nachgerüst­et werden müsse. Eine Brandschut­zgutachter­in und das Amt für Brand- und Katastroph­enschutz hätten zwingenden Handlungsb­edarf gesehen, weil ansonsten Gefahr für Leib und Leben gedroht hätte, speziell für Feuerwehrl­eute. Dazu meinte Weber: „Diese Notwendigk­eiten waren bei der Beschlussf­assung und ohne tiefergehe­nde Betrachtun­g durch Fachplaner und Gutachter nicht abzusehen.“

 ?? Foto: Jens Reitlinger ?? Im alten Stadtarchi­v in der Fuggerstra­ße sitzt derzeit noch die Kostümabte­ilung des Theaters. Sie muss aber bald ausziehen, weil die Immobilie von der Stadt verkauft wurde. Der Umzug des Theaters wird teurer als kalkuliert.
Foto: Jens Reitlinger Im alten Stadtarchi­v in der Fuggerstra­ße sitzt derzeit noch die Kostümabte­ilung des Theaters. Sie muss aber bald ausziehen, weil die Immobilie von der Stadt verkauft wurde. Der Umzug des Theaters wird teurer als kalkuliert.

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