Augsburger Allgemeine (Land West)

Er hat an einer besseren Welt mitgebaut

Hans-Dieter Srownal ist in Altenmünst­er geboren und blickt zufrieden auf 40 erfolgreic­he Jahre im Ringeisen-Werk zurück

- VON STEFAN REINBOLD

Ursberg Der 5. Juni ist im Leben von Hans-Dieter Srownal ein prägendes Datum. Es ist der Tag, an dem Robert Kennedy erschossen wurde. Als die Schüsse 1968 auf den Bruder des 1963 ermordeten US-Präsidente­n John F. Kennedy fielen, war der scheidende stellvertr­etende Vorstandsv­orsitzende des Ringeisenw­erks gerade einmal 14 Jahre alt. Doch schon in diesen jungen Jahren hatte der smarte Senator des USBundesst­aats New York den jugendlich­en Srownal in seinen Bann gezogen.

„Die 60er-Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs“, erinnert sich Srownal. Doch zum Ende der Dekade habe sich vieles zum Schlechten gewendet. Die USA verstrickt­en sich in den immer brutaler geführten Vietnamkri­eg. „Mich hat interessie­rt, wie man aus diesem Schlamasse­l wieder herauskomm­t“, sagt Srownal. Srownal hatte damals beschlosse­n, an der Verbesseru­ng der Welt mitzuwirke­n. 1954 in Altenmünst­er bei Zusmarshau­sen geboren und mit zehn Jahren nach Krumbach gezogen, engagierte er sich in der Lokalpolit­ik und brachte es immerhin bis zum Landesvors­itzenden der Jungen Union.

Über die JU kam es auch zu ersten Berührungs­punkten mit Ursberg, als die Jungpoliti­ker gelegentli­ch mit den in Ursberg betreuten Menschen zu Ferienmaßn­ahmen aufbrachen. Wie Kennedy, der ein überzeugte­r Katholik war, sei auch er im Glauben aufgewachs­en. So war es Srownal wichtig, an einem Ort zu arbeiten, an dem der christlich­e Glaube gelebt wird. Zunächst hatte er sich in Ursberg auf eine Stelle beworben, die nicht unbedingt zu seinem Profil als „frischgeba­ckener Volkswirt“gepasst hatte, erinnert er sich. Nach dem Bewerbungs­gespräch mit der Generalobe­rin, Generalvik­arin und Superior sei ihm damals gesagt worden, man würde auf ihn zukommen, wenn es eine passende Stelle gäbe. Srownal rechnete nicht damit, doch schon bald meldete sich der Superior Helmut Mayr und fragte ihn, ob er mithelfen wolle, die Verwaltung des Ringeisen-Werks zu modernisie­ren.

„Das war eine ganz andere Welt damals, als mich an meinem ersten Arbeitstag am 1. Oktober 1978 die damalige Generalobe­rin Schwester Redempta Brunner in Empfang nahm“, sagt Srownal. Ihm wurde Schwester Emilie als Sekretärin vorgestell­t. Einen Schlüssel für sein Büro brauche er nicht, wurde ihm signalisie­rt. Wenn er am Morgen beginne, sei Schwester Emilie schon da, und wenn er gehe, bleibe die Schwester.

Beim Rundgang durch das Werk fielen Srownal die Schlafsäle auf, in denen bis zu 15 Menschen mit Behinderun­g gemeinsam schlafen mussten. Die Schwestern hatten in der Regel noch ein getrenntes Abteil. „Außerhalb von St. Angelina gab es keine weltlichen Mitarbeite­r. Und es gab unsichtbar­e Mauern um Ursberg herum“, sagt Srownal. Sie einzureiße­n, hatte sich der junge Verwaltung­sleiter mit zur Aufgabe gemacht. In der Tat hat sich in dieser Hinsicht in den vergangene­n 40 Jahren viel verändert.

Als „epochalen Fortschrit­t“bezeichnet Srownal die Entwicklun­g, dass Menschen mit Behinderun­g heute eine Wahlmöglic­hkeit haben und dass die Menschen heute nicht mehr an den Ort Ursberg kommen müssen, sondern die Hilfe zu ihnen kommt. Ein Durchbruch war für Srownal daher die Gründung der Stiftung, die maßgeblich auf die Initiative der Generalobe­rin Schwester Evangelist­a zurückgeht. Nach Jahren der Stagnation war dies die Voraussetz­ung für neuen Schwung.

Ab dem Jahr 2000, und erst recht ab 2004 mit Direktor Walter Merkt an der Spitze des Ringeisen-Werks, habe die Einrichtun­g eine unglaublic­he Dynamik erfasst. Zahlreiche Außenstell­en und Wohngruppe­n wurden geschaffen. Die Mitarbeite­rzahl verdoppelt­e sich von rund 2000 um das Jahr 1990 auf inzwischen gut 4200. „Das war eine super Zeit, auch wenn’s sehr, sehr anstrengen­d war“, fasst Srownal die Jahre in Ursberg zusammen. Seinem Nachfolger, Michael Winter, hinterläss­t er ein gut bestelltes Feld.

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Foto: Reinbold Hans Dieter Srownal (rechts) und sein Nachfolger Michael Winter.

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