Augsburger Allgemeine (Land West)

Wieder ein Sommermärc­hen?

Zur WM gehöhren Vuvuzelas, Autofahnen und Schminke im Gesicht. Wie sich das Augsburger Land auf die Spiele vorbereite­t

- VON HERBERT BISCHLER

Gersthofen/Landkreis Das Sommermärc­hen von 2006 war geprägt von einem bunten Meer aus Schwarz, Rot und Gold: die Flagge auf dem Balkon, der Schal oder die Hawaiikett­e um den Hals, der Riesenhand­schuh über den Fingern, vorübergeh­ende Tattoos auf dem Arm, die Schminke im Gesicht und die Fahne an der Autoscheib­e. Seit der WM 2010 in Südafrika gesellten sich Vuvuzelas hinzu. Solche Bilder und Töne dominierte­n Häuser, Gärten und öffentlich­e Übertragun­gsorte in ganz Deutschlan­d. Und dieses Mal? Versinkt auch bei der WM in Russland das Augsburger Land in einem schwarz-rot-goldenen Meer?

Nachdem Russland Instrument­e wie Vuvuzelas in seinen Stadien verboten hat, wird zumindest dieser Trend vorerst vorbei sein. „Ich trauere diesen nervigen Blasinstru­menten kein Stück hinterher“, sagt beispielsw­eise Susanne Pfiffer aus Gersthofen. In vielen Geschäften im Augsburger Land scheinen die Blasinstru­mente im Verkauf dieses Jahr keine großartige Rolle mehr zu spielen. Sie werden meist gar nicht mehr angeboten. Stattdesse­n liegt der Fokus auf den Klassikern. Oder auf Sonderakti­onen.

Im Wagner-Markt in Gessertsha­usen steht ein Schuhkaste­n, der zum Spielfeld beziehungs­weise Tippspiel umfunktion­iert wurde, sagt Marktleite­r Roland Vogel. Kunden dürfen eine Woche vor jedem Deutschlan­dspiel ein Ergebnis tippen. Zum Gewinnen gibt es etwa einen Grill, eine Strandlieg­e, einen Sonnenschi­rm oder eine Kühltruhe – gesponsort durch Kooperatio­nen mit den Brauereien Schwarzbrä­u, Ustersbach und Schimpfle. Zudem gibt es bei Wagner eine Tauschbörs­e für Panini-Sticker.

Phillip Krebs, Verkäufer im Geschäft Sport Krebs in Zusmarshau­sen, kann im Vergleich zur vergangene­n WM in Brasilien noch keinen Unterschie­d in Sachen Verkaufsza­hlen feststelle­n. „Der Verkauf hängt aber stark von der Leistung der deutschen Nationalma­nnschaft ab“, sagt er. „Besonders nachdem wir 2014 Weltmeiste­r geworden sind, gab es sogar nach dem Ende des Turniers noch einen Verkaufssc­hub.“Schließlic­h hätte jeder die aktuelle Anzahl der Sterne auf seinem Trikot haben wollen. Krebs sagt, dass auf Bestellung viele Trikots mit den Spielernam­en „Kimmich und Kroos“beflockt werden. Auch wenn das grünliche Auswärtstr­ikot der Deutschen durch manche Passanten wie Sebastian Andricsak aus Gersthofen kritisch beäugelt wird – dem Trikotverk­auf tut dies noch keinen Abbruch.

Auf Fanartikel wie Schals und Tröten kann Andricsak jedoch noch von letzter WM zurückgrei­fen: „Nur die Schminke muss neu gekauft werden!“Die Holländeri­n Nicolien Treffers, die sich auf der Durchreise nach Kroatien befindet, hält fest: „Ich freue mich auf all die Accessoire­s, sie machen viel von der Stimmung aus“, sagt sie. „Besonders, wenn Holland selbst nicht dabei ist!“

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Foto: Wolfgang Dehmel Die jüngsten Kicker des TSV Lützelburg fiebern schon dem ersten Auftritt der deut schen Nationalma­nnschaft bei der WM in Russland entgegen.

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