Augsburger Allgemeine (Land West)

Aufgeben? Niemals!

Zwei Langweider Tischtenni­s-Ikonen zeigen beim Tipp-Kick Kampfgeist. Und am Ende Sportsgeis­t / Serie (4)

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Langweid Dramatik pur in den letzten 30 Sekunden der regulären Spielzeit: Katrin Meyerhöfer schafft den Ausgleich – 2:2 beim WM-Duell der Langweider Tischtenni­s-Ikonen. Meyerhöfer­s geballte Faust schießt nach oben. Dann ein langer Schrei. So muss es wohl gewesen sein, als sie 2001 das Bundesrang­listenturn­ier gewann. Oder 1999,

2000, 2001 und 2003, als sie mit Langweid deutscher Meister wurde. „Das ist einfach meine Natur“, sagt die ehemalige Nationalsp­ielerin, die gegen Bundesliga­spielerin Katharina Schneider zunächst schlechte Karten hat.

Die Juristin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Konzentrie­rt und zielstrebi­g arbeitet sie sich vor das Tor der quirligen 39-Jährigen, die um keinen Kommentar verlegen ist. „Vööööllig talentfrei“, ruft Meyerhöfer ihrer Gegnerin zu, der gerade wieder ein harter und gezielter Schuss aufs Tor gelungen ist. Das

1:0 von Schneider quittiert die frühere Nationalsp­ielerin, die an der Seite von Tischtenni­s-Ass Timo Boll 1994 den Mixed-Titel bei der deutschen Schülermei­sterschaft gewann, so: „Du blindes Huhn.“Dann folgt die Selbsterke­nntnis: „Mir fehlt vorne einfach ein Knipser.“Doch jetzt ist erst einmal Pause. Schneider und Meyerhöfer nehmen einen Schluck aus der Wasserflas­che und stellen fest, dass TippKick anstrengen­d ist. Es hat auch eine gewisse Ähnlichkei­t mit dem Sport an der Platte: Köpfchen ist genauso wie Gefühl gefragt, um den Ball kontrollie­rt und manchmal mit Schnitt nach vorne zu bewegen. Bei Meyerhöfer und Schneider passiert das übrigens im Sekundenta­kt – beinahe wie beim Tischtenni­straining, das die beiden für die ungewöhnli­che Aktion der Redaktion unterbro- haben. „Gefragt sind auch Strategie, Taktik und Kampfgeist“, sagt Katrin Meyerhöfer. Aufgeben? Niemals. Attacke!

Katrin Meyerhöfer, die sich 1997 dem damaligen FC Langweid anschloss, erhöht nach der Pause das Tempo, muss aber zunächst einmal das 0:2 hinnehmen. Nach einem Pfostensch­uss von Schneider gelingen ihr 30 Sekunden vor Ende der Anschlusst­reffer und schließlic­h der Ausgleich. Wieder reckt sie die Faust und macht ihren Emotionen Luft. Die beiden Herren an der Tischtenni­splatte nebenan schauen irritiert. Meyerhöfer dreht sich zu ihnen und verspricht: „Tschuldigu­ng, ich stör heuer nur noch einmal.“

Schneider nutzt die kurze Abwesenhei­t und haut den zwölfeckig­en Ball zum 3:2 in der Nachspielz­eit ins kleine Plastiktor. Katrin Meyerhöche­n fer im schwarz-roten DFB-Auswärtstr­ikot von 2014 kann’s nicht fassen und pflaumt den Schiedsric­hter an. Doch der kann ob der Emotionen und der unfassbare­n Geschwindi­gkeit nur mit den Schultern zucken.

Katharina Schneider zeigt großen Sportsgeis­t und verzichtet auf die Wertung des Siegtreffe­rs: Ein 2:2-Unentschie­den geht nach der Gaudi schon in Ordnung.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Das WM Duell auf der Tischtenni­splatte: Am Anfang jubelte die Langweider Bundesliga­spielerin Katharina Schneider zweimal …
Fotos: Marcus Merk Das WM Duell auf der Tischtenni­splatte: Am Anfang jubelte die Langweider Bundesliga­spielerin Katharina Schneider zweimal …
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… doch dann kämpfte sich die frühere Nationalsp­ielerin Katrin Meyerhöfer zurück.
 ??  ?? Nach einer dramatisch­en Schlusspha­se einigten sich die beiden auf ein 2:2 Unentschie­den.
Nach einer dramatisch­en Schlusspha­se einigten sich die beiden auf ein 2:2 Unentschie­den.

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