Augsburger Allgemeine (Land West)
Als der Lehrer ins Gefängnis musste
Weldener Drittklässler erfahren, wie Schule in ihrem Heimatort früher war
Welden Das waren noch Zeiten, als 60 Kinder in einer Klasse unterrichtet wurden. Unter den Schülern war damals auch Ludwig Ganghofer. Der Heimatdichter verbrachte seine Kindheit im Weldener Forsthaus und besuchte die Volksschule in der Holzwinkelgemeinde von der ersten bis zur vierten Klasse. „Ich glaube nicht, dass ich in diesen Jahren allzu viel gelernt habe“, soll Ganghofer später einmal über diese Zeit gesagt haben.
Über ihn und die Geschichte des Ortes erzählte jetzt Karl Höck den Buben und Mädchen der Klasse 3a der Grund- und Mittelschule Welden. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Friedrich-Scharunge besuchten sie jetzt das Heimatmuseum, das im Schulhaus untergebracht ist.
Von früheren Schultagen berichtete auch Johann Abele, der vor 66 Jahren zusammen mit 23 weiteren Buben und Mädchen in Welden eingeschult wurde. Damals musste noch für jedes Kind Schulgeld bezahlt werden. Doch nicht jede Familie konnte sich die Gebühr leisten. Für die ärmeren Kinder, sagte Abele, habe die Bezahlung die sogenannte Rosenkranzbruderschaft übernommen, die dafür wiederum Spenden in der Bevölkerung sammelte.
In der alten Weldener Schule, die 1910 erbaut und 1982 abgerissen wurde, seien die Klassenzimmer noch mit Holzöfen beheizt worden. Abele: „Wir Kinder mussten dann abwechselnd den Schürdienst übernehmen.“Sehr streng sei es damals im Unterricht zugegangen und Disziplin oberstes Gebot gewesen. „Und es gab vom Lehrer mit dem Zeigestock schon mal Tatzen, wenn wir nicht gefolgt oder geschwätzt haben.“
Übrigens: Schon im Jahr 1536 ist die Rede von Christoff Strohmayr, dem „ersten Schulmeister zu Welden“. Als der für einen Bürger von Hausen einen Beleidigungsbrief geKatharina schrieben hatte, wurde der Lehrer mit Gefängnis sowie mit einer lebenslangen Verweisung aus der Herrschaft Welden bestraft. So jedenfalls steht es im Heimatbuch der Gemeinde.
Mit großem Interesse und vielen Fragen verfolgten die Kinder der Klasse 3 a auch den Vortrag von Rudolf Zitzelsberger-Jakobs, der mit ihnen eine Reise in die Vergangenheit unternahm und im Heimatmuseum Arbeitsgeräte und Gegenstände aus früheren Zeiten erklärte. Und selbstverständlich durften die Kinder auch auf einer alten Schulbank, die im Museum Platz gefunden hat, „Probe sitzen“.