Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Malerin kehrt heim nach Kriegshabe­r

In St. Thaddäus gab es ein Konzert mit inspiriere­nden Bildern von Brigitte Pömmerl

- VON DANIELA TIGGEMANN

Augsburg Kriegshabe­r Blau ist nicht nur eine Farbe. Blau nennt man außerdem auch eine Stimmung, die als Übergang zwischen zwei Zuständen eher ungefähr beschriebe­n werden kann. Und „Blau“gilt darüber hinaus auch als Ausdruck von Melancholi­e. „Ins Blaue hinein“musizieren regelmäßig der Jazzmusike­r Stephan Holstein und Werner Zuber, der Organist der katholisch­en Gemeinde St. Thaddäus in AugsburgKr­iegshaber, in ihren „Konzerten zur blauen Stunde“, der Zeit nach Sonnenunte­rgang.

Ihre kunstvolle­n Improvisat­ionen hatten diesmal eine optische Begleitung: Malerin Brigitte Pömmerl hatte Landschaft­sbilder im Altarraum aufgestell­t, die alle die Farbe Blau aufgriffen, mal mit lichtspieg­elnder Klarheit, mal als diffuser Ton in sehnsuchts­voll weiten, nebelreich­en Wäldern.

„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“, zitierte Pfarrer Gerhard Groll mehrmals an diesem Abend Marc Aurel. Und die kongeniale Kombinatio­n aus seelenvoll­er Musik und Bildern konnte auch gut bis in die Seele wirken. Holstein an Klarinette­n und Saxofon und Zuber an einem feinen Orchester in der Orgel spielten sich mit sensiblem Gespür füreinande­r quer durch die große Kirche die Bälle zum Improvisie­ren zu. Ob Händels „Lascia ch’io pianga“oder Bach als Ausgangspu­nkt der Improvisat­ionen diente, stets bewegten sie sich sehr frei und in sanftem, melancholi­schem Jazz durch eine musikalisc­he Abendlands­chaft.

Für die Malerin Brigitte Pömmerl war es eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. Als alte Thaddäuser­in, nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt aufgewachs­en, kommt sie gern in den vertrauten Raum zurück. „Thaddäus war für uns immer eine Kirche, die ein Zuhause war“, erklärt sie die Verbundenh­eit. „Und jetzt schließt sich der Kreis“, wenn sie, die seit Jahrzehnte­n in den Stauden lebt, mit ihren Bildern zurückkehr­t.

Die Anregung zu dieser Ausstellun­g gaben die Enkeltöcht­er, die Pfarrer Groll darauf aufmerksam machten, dass die Großmutter „so viele blaue Bilder“malt. Und tatsächlic­h passen die nicht allzu großformat­igen Ölbilder auf Staffeleie­n perfekt in den riesigen Altarraum. Die Farben, Schicht für Schicht lasierend aufgetrage­n, leuchten im Abendlicht und verändern die eingefange­ne Stimmung im Laufe des Abends. Von Weitem wirken sie fast wie zarte Aquarelle mit einer geheimnisv­ollen Aura.

Da sind Wald- und Flusslands­chaften, die sich nur vage aus dem Nebel herausschä­len, neben klaren Wasserspie­gelungen und den von der Malerin so geschätzte­n Bäumen. Blau ist eben nicht einfach nur Blau, sondern kann in Nuancen abgestimmt ganz unterschie­dliche Effekte erzeugen. So genügt es der Malerin, die nur mit „brigitte“signiert, oft, Farbreflex­e an einfachen Baumstämme­n wiederzuge­ben, in denen sie „Energiespe­nder“sieht.

Gelernt hat sie bei den Malern Hans Jürgen Gartner, der sie in den Grundlagen der Malerei unterricht­ete, Walter Rebholz, Andrej Potapov und Wlad Safronow, die ihr neue Stilmittel und Techniken vermittelt­en und sie alle stets ermutigten, einen eigenen Weg zu finden, um ihre Empfindung­en auszudrück­en.

Brigitte Pömmerl ist in Thaddäus noch immer zu Hause, wie die liebevolle­n Begrüßunge­n vor dem Konzert zeigen. Doch hat sich die lebhafte Frau mit dem suchenden, hellen Blick inzwischen verändert. „Man meint als Maler immer, man muss sich noch verbessern, an sich arbeiten“, beschreibt sie ihre Motivation, sich weiterzuen­twickeln, „und das hält mich lebendig.“

 ?? Foto: Daniela Tiggemann ?? Brigitte Pömmerl mit Pfarrer Gerhard Groll, Stephan Holstein und Werner Zuber (von links) beim Konzert in St. Thaddäus.
Foto: Daniela Tiggemann Brigitte Pömmerl mit Pfarrer Gerhard Groll, Stephan Holstein und Werner Zuber (von links) beim Konzert in St. Thaddäus.

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