Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Malerin kehrt heim nach Kriegshaber
In St. Thaddäus gab es ein Konzert mit inspirierenden Bildern von Brigitte Pömmerl
Augsburg Kriegshaber Blau ist nicht nur eine Farbe. Blau nennt man außerdem auch eine Stimmung, die als Übergang zwischen zwei Zuständen eher ungefähr beschrieben werden kann. Und „Blau“gilt darüber hinaus auch als Ausdruck von Melancholie. „Ins Blaue hinein“musizieren regelmäßig der Jazzmusiker Stephan Holstein und Werner Zuber, der Organist der katholischen Gemeinde St. Thaddäus in AugsburgKriegshaber, in ihren „Konzerten zur blauen Stunde“, der Zeit nach Sonnenuntergang.
Ihre kunstvollen Improvisationen hatten diesmal eine optische Begleitung: Malerin Brigitte Pömmerl hatte Landschaftsbilder im Altarraum aufgestellt, die alle die Farbe Blau aufgriffen, mal mit lichtspiegelnder Klarheit, mal als diffuser Ton in sehnsuchtsvoll weiten, nebelreichen Wäldern.
„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“, zitierte Pfarrer Gerhard Groll mehrmals an diesem Abend Marc Aurel. Und die kongeniale Kombination aus seelenvoller Musik und Bildern konnte auch gut bis in die Seele wirken. Holstein an Klarinetten und Saxofon und Zuber an einem feinen Orchester in der Orgel spielten sich mit sensiblem Gespür füreinander quer durch die große Kirche die Bälle zum Improvisieren zu. Ob Händels „Lascia ch’io pianga“oder Bach als Ausgangspunkt der Improvisationen diente, stets bewegten sie sich sehr frei und in sanftem, melancholischem Jazz durch eine musikalische Abendlandschaft.
Für die Malerin Brigitte Pömmerl war es eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. Als alte Thaddäuserin, nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt aufgewachsen, kommt sie gern in den vertrauten Raum zurück. „Thaddäus war für uns immer eine Kirche, die ein Zuhause war“, erklärt sie die Verbundenheit. „Und jetzt schließt sich der Kreis“, wenn sie, die seit Jahrzehnten in den Stauden lebt, mit ihren Bildern zurückkehrt.
Die Anregung zu dieser Ausstellung gaben die Enkeltöchter, die Pfarrer Groll darauf aufmerksam machten, dass die Großmutter „so viele blaue Bilder“malt. Und tatsächlich passen die nicht allzu großformatigen Ölbilder auf Staffeleien perfekt in den riesigen Altarraum. Die Farben, Schicht für Schicht lasierend aufgetragen, leuchten im Abendlicht und verändern die eingefangene Stimmung im Laufe des Abends. Von Weitem wirken sie fast wie zarte Aquarelle mit einer geheimnisvollen Aura.
Da sind Wald- und Flusslandschaften, die sich nur vage aus dem Nebel herausschälen, neben klaren Wasserspiegelungen und den von der Malerin so geschätzten Bäumen. Blau ist eben nicht einfach nur Blau, sondern kann in Nuancen abgestimmt ganz unterschiedliche Effekte erzeugen. So genügt es der Malerin, die nur mit „brigitte“signiert, oft, Farbreflexe an einfachen Baumstämmen wiederzugeben, in denen sie „Energiespender“sieht.
Gelernt hat sie bei den Malern Hans Jürgen Gartner, der sie in den Grundlagen der Malerei unterrichtete, Walter Rebholz, Andrej Potapov und Wlad Safronow, die ihr neue Stilmittel und Techniken vermittelten und sie alle stets ermutigten, einen eigenen Weg zu finden, um ihre Empfindungen auszudrücken.
Brigitte Pömmerl ist in Thaddäus noch immer zu Hause, wie die liebevollen Begrüßungen vor dem Konzert zeigen. Doch hat sich die lebhafte Frau mit dem suchenden, hellen Blick inzwischen verändert. „Man meint als Maler immer, man muss sich noch verbessern, an sich arbeiten“, beschreibt sie ihre Motivation, sich weiterzuentwickeln, „und das hält mich lebendig.“