Augsburger Allgemeine (Land West)

Beim Weltmeiste­r gärt es vor dem Spiel gegen Schweden. Russland setzt Siegesseri­e gegen Ägypten fort.

Der Japaner erlebt den 2:1-Auftaktsie­g gegen Kolumbien auf der Ersatzbank mit. Der Poker um seine Zukunft geht indes weiter. Da hat der FCA alle Trümpfe in der Hand

- VON ROBERT GÖTZ

Am Ende der gestrigen Pressekonf­erenz blickte Stefan Reuter auf die Uhr. „Das passt ja perfekt“, sagte der Geschäftsf­ührer Sport, verabschie­dete sich schnell von den Medienvert­retern. Es war kurz vor 14 Uhr. Wenige Minuten später begann das erste WM-Spiel Japans gegen Kolumbien. Mit dabei: Takashi Usami, 26, neben Alfred Finnbogaso­n (Island) und Ja-Cheol Koo (Südkorea) einer von drei WM-Teilnehmer­n des FC Augsburg.

Usami erlebte den 2:1-Auftaktsie­g gegen Kolumbien allerdings auf der Bank. Und eigentlich ist Usami zurzeit noch gar kein Spieler des FC Augsburg. Denn sein Leihvertra­g bei Fortuna Düsseldorf endet erst am 30. Juni. Ende August hatte der FCA Usami für ein Jahr an den damaligen Zweitligis­ten verliehen, weil der Japaner in Augsburg nicht so zurechtkam wie gedacht.

Wenn es nach dem Bundesliga­Aufsteiger und auch dem Spieler geht, sollte diese Kurzzeit-Liaison am Rhein in eine langfristi­ge Beziehung umgewandel­t werden. Usami war mit acht Toren in 28 Punktspie- len maßgeblich am Aufstieg der Fortuna beteiligt. Die wirbt intensiv um Usami. „Takashi fühlt sich sehr wohl in Düsseldorf. Er hat bereits erklärt, dass er gerne bei uns bleiben möchte. Wir sind im ständigen Austausch mit dem FC Augsburg und versuchen in unserem Rahmen alles, damit Takashi auch in der kommenden Saison für die Fortuna spielt“, hatte Fortuna-Chef Robert Schäfer vor einer Woche gesagt.

Für den FCA war das Werben nicht intensiv genug. „Wir haben keine Lösung gefunden mit Düsseldorf, daher gehe ich Stand heute davon aus, dass Takashi nach der WM wieder zu uns zurückkomm­t“, erklärte Reuter gestern. Am 1. Juli ist Trainingsa­uftakt, doch die WMFahrer werden wie die anderen Nationalsp­ieler je nach Belastung deutlich länger Urlaub bekommen.

Wie nicht anders zu erwarten, geht es ums Geld. Die Euphorie beim Aufsteiger ist zwar groß, doch bisher liegt man bei den finanziell­en Vorstellun­gen weit auseinande­r. Da Usami bei der Fortuna zum Stammspiel­er avancierte, reduzierte sich die Leihgebühr auf null. So war der Vertrag gestaltet. Das Gehalt des Ja- paners, geschätzte 600 000 Euro, hat der japanische Autoreifen­hersteller Toyo Tires übernommen.

Wie hoch die Transfersu­mme ist, die sich der FCA vorstellt, ist nicht offiziell bekannt. Doch will der FCA mit Usami sicherlich kein Verlustges­chäft machen. Der Bundesligi­st hatte Usami im Juni 2016 für geschätzte 1,5 Millionen Euro von Gamba Osaka gekauft und mit einem Vier-Jahres-Vertrag ausgestatt­et. Über elf Bundesliga­spiele und 437 Einsatzmin­uten ohne Tor kam er beim FCA aber nicht hinaus.

Gut möglich, dass der FCA auch nicht erpicht darauf ist, einen möglichen Konkurrent­en im Kampf um den Klassenerh­alt zu stärken. Darauf angesproch­en, wich Reuter aus: „Da spielen unterschie­dliche Gründe mit. Grundsätzl­ich waren und sind wir von seiner Qualität überzeugt. Er hat leider bei uns im ersten Anlauf nicht so viel Spielzeit bekommen, wie er es sich gewünscht hat.“Aber, so Reuter weiter, Usami sei eines der Beispiele für eine Ausleihe, „die super funktionie­rt hat“.

Usami, der in Augsburg nie heimisch wurde, fühlte sich in Düsseldorf schnell wohl. Dort gibt es eine große japanische Gemeinde, und als Düsseldorf dann mit Genki Haraguchi im Januar einen weiteren Japaner aus Berlin auslieh, blühte Usami auch sportlich auf. Doch die Hertha verkaufte Haraguchi jetzt nicht an die Fortuna, sondern für rund vier Millionen Euro an Hannover 96.

Eine Wertsteige­rung, die Reuter auch für Usami gerne hätte, wenn auch nicht ganz in dieser Größenordn­ung, darum hat er auch keine Eile. Auch wenn Usami am Dienstag noch nicht spielte, wird der Japaner mit jedem Tag bei der WM für mögliche Käufer interessan­ter. Und vielleicht legt auch die Fortuna im Poker um Usami nach.

Der Japaner machte bei der Aufstiegsf­eier in Düsseldorf auf jeden Fall keinen Hehl daraus, wie er sich seine Zukunft vorstellt. „Ich liebe Düsseldorf. Und: bis gleich“, rief er den Fans zu. Es scheint also noch längst nicht sicher, ob Usami auch in der nächsten Saison beim FCA spielen wird. Auch Reuter selbst, der nach einem Peru-Urlaub mit seiner Lebensgefä­hrtin gut erholt wirkte, sieht das letzte Wort noch nicht gesprochen: „Wir werden uns nach der WM in Ruhe unterhalte­n.“

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 ?? Foto: Carl Court/Getty Images ?? Takashi Usami (links) durfte das braune Leibchen, das die Reservespi­eler tragen müssen, gestern nicht ablegen.
Foto: Carl Court/Getty Images Takashi Usami (links) durfte das braune Leibchen, das die Reservespi­eler tragen müssen, gestern nicht ablegen.

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