Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie war unser ganzer Stolz
Heute vor 70 Jahren wurde die D-Mark eingeführt
Viele Menschen älteren Semesters werden heute wehmütig werden. Denn heute vor 70 Jahren wurde zumindest im westlich orientierten Deutschland die Deutsche Mark eingeführt. Eine Währung, die rasch immer stärker wurde – und unser Ansehen in der Welt nach der finsteren Nazizeit wieder verbesserte. Solides Geld, das von uns – und nur von uns – verwaltet wurde. Eine Währung, die wie eine sichere Burg, ein sicherer Hafen wirkte.
Doch dann kam 2001 der Euro, den etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung noch heute am liebsten sofort wieder abschaffen und gegen die gute alte D-Mark eintauschen würde. Dass der Euro eine geringere Inflation aufweist als die Mark? Geschenkt! Der Euro wird von vielen als Teuro empfunden. Stimmt aber inflationsbereinigt nicht.
Hier ein beliebtes Beispiel: Ein halbes Kilo Bohnenkaffee kostete 1960 neun Mark. Dafür musste man im Schnitt dreieinhalb Stunden arbeiten. Heute kostet der Bohnenkaffee teils sogar weniger. Benötigte Arbeitszeit? Etwa 20 Minuten. O.k., es gibt auch reichlich Gegenbeispiele. Aber mit einer dann viel höher bewerteten D-Mark hätten wir heute nicht die Exportstärke, die unser aktuelles zweites Wirtschaftswunder begründet.
In einem Bereich war die D-Mark im Vergleich zum Euro aber definitiv besser. Wie schön waren doch ihre Banknoten! Erinnern Sie sich an das Segelschiff Gorch Fock auf dem 10-Mark-Schein? Das Holstentor auf dem Fünfziger? Und beim Euro? Bauwerke, die es in der Realität gar nicht gibt! Wie öde. Warum wir die D-Mark trotzdem nicht wiedereinführen sollten, erklärt Stefan Stahl im Leitartikel.