Augsburger Allgemeine (Land West)
Trübe Aussichten für Ernte
Der Bayerische Bauernverband geht in Gablingen mit seinen Gästen auf Ernterundfahrt. Dort ziehen die Bauern Bilanz, wie das Jahr gelaufen ist. Das trockene Wetter macht ihnen bisher besonders zu schaffen
Auf Ernterundfahrt geht der Bayerische Bauernverband in Gablingen. Die Landwirte ziehen dort Bilanz. Warum das trockene Wetter ihnen zu schaffen macht.
Gablingen Für Hexe und Sandy ist heute ein wichtiger Tag. Dafür tragen sie hübsche weiße Mützchen mit blauen Bommeln auf der blonden Mähne. Die beiden Haflingerstuten traben eingespannt vor einer überdachten Kutsche durch die Flur von Gablingen. Sie ziehen die Gäste der diesjährigen Erntefahrt, die vom Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands organisiert wurde. Hinter den Pferden, auf den zwei Längsbänken der Kutsche, diskutieren die Gäste miteinander: über Massentierhaltung, Insektensterben und die Düngeverordnung. Von oben auf der Kutsche haben die Männer und Frauen einen guten Ausblick über die Felder. So können sie genau sehen, wie es den Pflanzen geht und wie sich der Ertrag entwickelt.
● Getreide Ein wichtiger Faktor für die Getreideernte ist das Wetter, erklärt Birgitt Wagenpfeil vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg (AELF). Im vergangenen Herbst waren die Wetterbedingungen für die Aussaat von Weizen und Gerste zwar günstig. Auch die Kälteperiode haben die Pflanzen gut überstanden. „Das Problem ist eher die Trockenheit der vergangenen Monate. Die hat die Pflanzen gestresst.“Die fehlende Feuchtigkeit hat zwar den Pflanzen auf der einen Seite geschadet, auf der anderen Seite aber vor Pilzkrankheiten geschützt. „Es gab dieses Jahr bisher kaum Probleme mit Pilzbefall.“
● Mais Der Mais hat den Bauern dieses Jahr Schwierigkeiten bereitet, sagt Landwirt Bernhard Jäger vom Jägerhof in Gablingen, dessen Vater auf dem Kutschbock sitzt. Der Bauer steht in einem Maisfeld, die Pflanzen ragen ihm kaum bis zur Hüfte. „Das, was letztes Jahr richtig war, ist heuer das Falsche.“2017 war es für die Landwirte günstig, ihre Maispflanzen spät zu säen. 2018 ist es umgekehrt. „Da wäre es besser gewesen, möglichst früh das Saatgut zu setzen“, sagt Jäger.
● Kartoffeln und Zuckerrüben Die Kartoffeln hätten sich dieses Jahr etwas Zeit gelassen, sagt Birgitt Wagenpfeil. „Sie haben zwar spät angefangen, dafür haben sie schön gewurzelt.“Die Trockenheit der ersten Monate war für sie günstig, so konnte sich keine Krautfäule bilden, die die Knollen von innen faulen lässt. Seit Mai gab es allerdings wieder mehr Regen, seitdem steigt auch wieder die Gefahr. Dafür sehen die Zuckerrüben bisher sehr gesund aus.
● Soja Die wärmeliebenden Sojapflanzen, mit denen sich die Landwirte von den Lieferungen aus dem Ausland unabhängig machen wollen, haben bis jetzt zwar schöne Bestände ausgebildet, sagt Wagenpfeil. Allerdings gibt es bisher noch keine Sorten, die unter den Bedingungen im Landkreis optimal wachsen.
● Nachwuchskräfte Wetter, Schädlinge, schlechte Erträge – Landwirtschaft ist von vielen Faktoren abhängig. Nachwuchsprobleme im Landkreis gibt es aber keine, sagt Wolfgang Sailer, Behördenleiter beim AELF. Jedes Jahr machen im Schnitt 50 Azubis ihren Abschluss in Landwirtschaft – ein Drittel von ihnen sind Quereinsteiger. Die Hälfte der Absolventen geht danach sogar auf eine weiterführende Schule und machen ihren Abschluss als Meister oder Landwirtschaftstechniker.
● Landwirtschaft im Landkreis Für
2018 zieht Behördenchef Wolfgang Sailer bisher eine gemischte Bilanz. Insgesamt gibt es im Landkreis Augsburg 1447 landwirtschaftliche Betriebe. Im Schnitt bewirtschaftet jeder Bauer 36 Hektar Fläche. Den Großteil davon nutzen die Bauern als Acker, der Rest ist Grünland. Die beliebtesten Pflanzen der Landwirte im Augsburger Land sind Getreidesorten, Mais, Zuckerrüben, Raps und Kartoffeln. Sailer sagt dazu: „Bei uns wächst im Prinzip al- les – außer Hopfen.“Etwa 75 Prozent der Bauern hält sich laut Sailer zudem Tiere, knapp die Hälfte davon ist Milchvieh. Von ihrem landwirtschaftlichen Betrieb können derzeit etwa 45 Prozent der Landkreis-Bauern leben. Der Rest nutzt seinen Betrieb nur als Nebenerwerb und geht hauptberuflich einer anderen Arbeit nach.
» Ein Video zur Kutschfahrt finden Sie auf der Facebook Seite des Augsburger Landboten.