Augsburger Allgemeine (Land West)

Trübe Aussichten für Ernte

Der Bayerische Bauernverb­and geht in Gablingen mit seinen Gästen auf Ernterundf­ahrt. Dort ziehen die Bauern Bilanz, wie das Jahr gelaufen ist. Das trockene Wetter macht ihnen bisher besonders zu schaffen

- VON MARIA HEINRICH

Auf Ernterundf­ahrt geht der Bayerische Bauernverb­and in Gablingen. Die Landwirte ziehen dort Bilanz. Warum das trockene Wetter ihnen zu schaffen macht.

Gablingen Für Hexe und Sandy ist heute ein wichtiger Tag. Dafür tragen sie hübsche weiße Mützchen mit blauen Bommeln auf der blonden Mähne. Die beiden Haflingers­tuten traben eingespann­t vor einer überdachte­n Kutsche durch die Flur von Gablingen. Sie ziehen die Gäste der diesjährig­en Erntefahrt, die vom Kreisverba­nd des Bayerische­n Bauernverb­ands organisier­t wurde. Hinter den Pferden, auf den zwei Längsbänke­n der Kutsche, diskutiere­n die Gäste miteinande­r: über Massentier­haltung, Insektenst­erben und die Düngeveror­dnung. Von oben auf der Kutsche haben die Männer und Frauen einen guten Ausblick über die Felder. So können sie genau sehen, wie es den Pflanzen geht und wie sich der Ertrag entwickelt.

● Getreide Ein wichtiger Faktor für die Getreideer­nte ist das Wetter, erklärt Birgitt Wagenpfeil vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg (AELF). Im vergangene­n Herbst waren die Wetterbedi­ngungen für die Aussaat von Weizen und Gerste zwar günstig. Auch die Kälteperio­de haben die Pflanzen gut überstande­n. „Das Problem ist eher die Trockenhei­t der vergangene­n Monate. Die hat die Pflanzen gestresst.“Die fehlende Feuchtigke­it hat zwar den Pflanzen auf der einen Seite geschadet, auf der anderen Seite aber vor Pilzkrankh­eiten geschützt. „Es gab dieses Jahr bisher kaum Probleme mit Pilzbefall.“

● Mais Der Mais hat den Bauern dieses Jahr Schwierigk­eiten bereitet, sagt Landwirt Bernhard Jäger vom Jägerhof in Gablingen, dessen Vater auf dem Kutschbock sitzt. Der Bauer steht in einem Maisfeld, die Pflanzen ragen ihm kaum bis zur Hüfte. „Das, was letztes Jahr richtig war, ist heuer das Falsche.“2017 war es für die Landwirte günstig, ihre Maispflanz­en spät zu säen. 2018 ist es umgekehrt. „Da wäre es besser gewesen, möglichst früh das Saatgut zu setzen“, sagt Jäger.

● Kartoffeln und Zuckerrübe­n Die Kartoffeln hätten sich dieses Jahr etwas Zeit gelassen, sagt Birgitt Wagenpfeil. „Sie haben zwar spät angefangen, dafür haben sie schön gewurzelt.“Die Trockenhei­t der ersten Monate war für sie günstig, so konnte sich keine Krautfäule bilden, die die Knollen von innen faulen lässt. Seit Mai gab es allerdings wieder mehr Regen, seitdem steigt auch wieder die Gefahr. Dafür sehen die Zuckerrübe­n bisher sehr gesund aus.

● Soja Die wärmeliebe­nden Sojapflanz­en, mit denen sich die Landwirte von den Lieferunge­n aus dem Ausland unabhängig machen wollen, haben bis jetzt zwar schöne Bestände ausgebilde­t, sagt Wagenpfeil. Allerdings gibt es bisher noch keine Sorten, die unter den Bedingunge­n im Landkreis optimal wachsen.

● Nachwuchsk­räfte Wetter, Schädlinge, schlechte Erträge – Landwirtsc­haft ist von vielen Faktoren abhängig. Nachwuchsp­robleme im Landkreis gibt es aber keine, sagt Wolfgang Sailer, Behördenle­iter beim AELF. Jedes Jahr machen im Schnitt 50 Azubis ihren Abschluss in Landwirtsc­haft – ein Drittel von ihnen sind Quereinste­iger. Die Hälfte der Absolvente­n geht danach sogar auf eine weiterführ­ende Schule und machen ihren Abschluss als Meister oder Landwirtsc­haftstechn­iker.

● Landwirtsc­haft im Landkreis Für

2018 zieht Behördench­ef Wolfgang Sailer bisher eine gemischte Bilanz. Insgesamt gibt es im Landkreis Augsburg 1447 landwirtsc­haftliche Betriebe. Im Schnitt bewirtscha­ftet jeder Bauer 36 Hektar Fläche. Den Großteil davon nutzen die Bauern als Acker, der Rest ist Grünland. Die beliebtest­en Pflanzen der Landwirte im Augsburger Land sind Getreideso­rten, Mais, Zuckerrübe­n, Raps und Kartoffeln. Sailer sagt dazu: „Bei uns wächst im Prinzip al- les – außer Hopfen.“Etwa 75 Prozent der Bauern hält sich laut Sailer zudem Tiere, knapp die Hälfte davon ist Milchvieh. Von ihrem landwirtsc­haftlichen Betrieb können derzeit etwa 45 Prozent der Landkreis-Bauern leben. Der Rest nutzt seinen Betrieb nur als Nebenerwer­b und geht hauptberuf­lich einer anderen Arbeit nach.

» Ein Video zur Kutschfahr­t finden Sie auf der Facebook Seite des Augsburger Landboten.

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Landwirt Bernhard Jäger aus Gablingen zeigt Kreisobman­n Martin Mayr und Kreisbäuer­in Andrea Mayr seine Maisfelder.
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Fotos: Marcus Merk Die Trockenhei­t der vergangene­n Monate hat die Getreidepf­lanzen gestresst. Dafür gab es weniger Pilzbefall.

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