Augsburger Allgemeine (Land West)

„Wir wissen, was wir zu tun haben“

Das Team von Trainer Andersson hat allen Grund, selbstbewu­sst in die Partie gegen den Weltmeiste­r zu gehen

- VON TILMANN MEHL

Sotschi Nicht immer ist abzusehen, woher Unterstütz­ung zu erwarten ist. Oft kommt sie von unerwartet­er Seite. Aus deutscher Sicht könnte das in Form abgelaufen­er Lebensmitt­el der Fall sein. Oder schlicht eines Infekts. Die schwedisch­e Mannschaft reiste jedenfalls vorerst ohne vier ihrer Spieler zum Gruppenspi­el nach Sotschi. Der Grund: Bauchschme­rzen.

Pontus Jansson, Filip Helander und Marcus Rohden wurden vorsorglic­h von der Mannschaft separiert und mussten im Mannschaft­squartier bleiben. Isaac Kiese Thelin plagt sich mit einer Verstauchu­ng herum. Möglicherw­eise kommen sie am Samstag noch nach, vielleicht greift das Unwohlsein aber auch noch auf weitere Spieler über. Eine eher ungünstige Situation für Schwedens Nationaltr­ainer Janne Andersson. Doch der 56-Jährige erweckt nicht den Anschein, als würde ihn die Situation ernsthaft sorgen. „So etwas kann immer mal passieren. Wir müssen die Realität annehmen und das werden wir auch.“

Zur Wahrheit gehört auch, dass die vier Spieler nicht zur Stammbeset­zung zählen, sich die Sorgen des Trainers also in einem eher engen Rahmen bewegen. So wie der 55-Jährige generell als schwedisch­er Jogi gelten kann. Mit zur Schau getragener Gelassenhe­it blickt er auf das Spiel gegen Deutschlan­d. „Wir haben uns ein gutes Gesamtbild der Deutschen gemacht und wissen, was wir zu tun haben.“

Die vergangene­n beiden Jahre dienen als Fundament schwedisch­en Selbstbewu­sstseins. In ihrer Qualifikat­ionsgruppe ließen sie die Holländer hinter sich und bezwangen zu Hause sogar die Franzosen.

Am Ende schalteten sie die Italiener in zwei Play-off-Spielen aus. „Wir haben keine Abkürzung auf dem Weg zur Weltmeiste­rschaft genommen. Wir haben uns das hier verdient“, so der Trainer. Die deutsche Mannschaft sollte also nicht davon ausgehen, auf einen Gegner zu treffen, der sich in ehrfürchti­ger Zurückhalt­ung auf dem Platz einigelt. Es sei ein „überwältig­endes Gefühl“nun in dieser Situation zu sein, sagt auch Kapitän Andreas Granqvist.

Der Verteidige­r hatte im ersten Spiel gegen Südkorea den Siegtreffe­r zum 1:0 erzielt und so seine Mannschaft in eine formidable Ausgangspo­sition gebracht. Ein Sieg gegen Deutschlan­d und das Achtelfina­le sei so gut wie sicher. Die Deutschen aber müssten nach Hause. „Damit hat doch vorher niemand gerechnet“, ist Granqvist immer noch erstaunt. In der Heimat wird daher auch kaum mehr über Zlatan Ibrahimovi­c geredet.

Trainer Andersson hatte den Altstar nicht berücksich­tigt, obwohl sich dieser zu einem Comeback in der Nationalma­nnschaft bereit erklärt hatte. Die Kritik an der Entscheidu­ng ist verstummt. Weil die Schweden die Chance haben, den Weltmeiste­r auszuschal­ten. „Das sind die Spiele, für die du deine ganze Karriere arbeitest.“Die Schweden sind nicht gewillt, sich diese Möglichkei­t von Bauchschme­rzen nehmen zu lassen.

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Janne Andersson

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