Augsburger Allgemeine (Land West)
Zwei Bayern Stars kämpfen um das Achtelfinale
Lewandowskis Polen treffen auf Kolumbianer mit James. Der Verlierer scheidet wohl aus
● Polen – Kolumbien Sonntag, 20 Uhr, ARD
Welcher Bayern-Star schießt seinen Münchner Kollegen raus? Im zweiten WM-Gruppenspiel der beiden bisherigen Verlierer Polen und Kolumbien kämpfen Robert Lewandowski und James Rodríguez am Sonntag in Kasan gegen das frühe Aus. Wer verliert, ist praktisch draußen. Dass es zu dieser Situation kommt, hat viel mit den Ausnahmekönnern der beiden Nationen zu tun. Denn der Bundesliga-Torschützenkönig und der WM-Torschützenkönig von 2014 geben bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft bisher Rätsel auf.
Nach starken Vorbereitungsspielen mit den Polen war Lewandowski beim 1:2 im ersten WM-Spiel gegen Senegal praktisch nicht zu sehen. Lediglich zwei Torschüsse gelangen dem Kapitän. Der 29-Jährige schien danach dermaßen frustriert, dass er drastische Worte wählte. „So holen wir hier keine Punkte“, meinte Lewandowski. Schon bei der EM 2016 hatte Lewandowski, wie zuletzt auch in den entscheidenden Spielen mit den Bayern, seine Extraklasse nicht unter Beweis stellen können. Gegen Kolumbien aber wird sie mehr denn je gefragt sein: Sonst könnte sein Münchner Teamkollege James von Lewandowskis Schwäche profitieren.
Doch auch der kolumbianische Nationalheld bereitet seinem Team und Land bisher Sorgen wegen ominöser muskulärer Beschwerden. Beim 1:2 gegen Japan spielte der Mittelfeldakteur nur die letzte halbe Stunde, weil er anscheinend eine Wadenverletzung noch nicht vollständig auskuriert hat. Nach dem misslungenen Auftakt machte der
26-Jährige dem WM-Viertelfinalisten von 2014 Mut. „Sieger lassen sich nicht von Fehlern aufhalten. Sie nehmen den Kopf hoch und warten mit Geduld auf die nächste Möglichkeit, es besser zu machen“, twitterte er.
Die Leihgabe von Real Madrid hat in München nach Anlaufschwierigkeiten unter Trainer Carlo Ancelotti eine starke Rückrunde hingelegt, Jupp Heynckes bezeichnete ihn gar als „fußballerisches Genie“. In Russland hat er dies allerdings ebenso wie Lewandowski noch nicht zeigen können. Beide Teams brauchen ihre Stars in Topform. Ansonsten wird die WM für James oder Lewandowski schon früh vorbei sein.
● Belgien – Tunesien Samstag, 14 Uhr, ARD
Eden Hazard kennt kein Pardon. Während in Deutschland fleißig diskutiert wird, ob die Kritik von Mats Hummels am deutschen Abwehrverhalten berechtigt oder deutlich zu harsch war, macht der Kapitän der belgischen Nationalmannschaft ganz andere Ansagen. „Es ist nicht einfach, mit einem Mann weniger zu spielen. Ich habe ihm zur Halbzeit gesagt, dass wir ihn brauchen“, sagte der 27 Jahre alte Hazard nach dem
3:0 gegen Panama. Der Adressat seiner Kritik war kein geringerer als Romelu Lukaku, Belgiens Rekordtorjäger und Doppeltorschütze gegen den WM-Neuling.
Belgiens Trainer Roberto Martínez verteidigte die deutlichen Worte seines Spielführers. Er sei froh, dass so konstruktiv gemeinsam gearbeitet werde. Martínez, lange Jahre Trainer in England, hat mit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 mit zwei Entscheidungen erst dafür gesorgt, dass der Flügelstürmer des FC Chelsea einen Sonderstatus genießt. Er entzog Abwehrchef Vincent Kompany die Kapitänsbinde und übergab sie Hazard. Martínez löste zudem auch Belgiens größtes Problem auf dem Spielfeld: Er trennte Kevin De Bruyne und Hazard im Zentrum.
Die Entscheidung zahlte sich aus. Sechs Tore schoss der nur 1,73 Meter große Tempodribbler in der Qualifikation. Hazard ist ein Freund der flachen Hierarchie: Er spielt mit seinen Kollegen stundenlang Playstation und Karten und ist sehr beliebt. Das hält ihn aber nicht davon ab, auf dem Feld klare Signale zu senden. Der Chelsea-Profi will nun auch mit dem Fluch der großen Spiele brechen. 2014 bei der WM verlor Belgien im Viertelfinale 0:1 gegen Argentinien, zwei Jahre später bei der EM 1:3 gegen Wales. Beide Male tauchte Hazard ab und mit ihm sein ganzes Team.
● Südkorea – Mexiko Samstag, 17 Uhr, ARD
Nach dem 0:1 gegen Schweden brauchen die Koreaner eine deutliche Leistungssteigerung, um eine Chance gegen den Deutschland-Bezwinger zu haben. Als zusätzliche Motivation kommt Staatspräsident Moon Jae In. Er verfolgt damit als erster Präsident des Landes ein WM-Spiel der Koreaner außerhalb des Heimatlandes. Die Mexikaner wollen sich vom 1:0-Erfolg gegen Weltmeister Deutschland am ersten Spieltag nicht blenden lassen und auch gegen die Asiaten konzentriert auftreten. „Wir brauchen ein perfektes Spiel“, sagte Stürmer Raúl Jiménez. Mögliche Wechsel in seiner Startelf ließ Coach Juan Carlos Osorio vor der Partie offen.
● England – Panama Sonntag, 14 Uhr, ARD
Gut gelaunt hat England die Trainingswoche nach dem 2:1-Sieg gegen Tunesien verbracht. Doch gegen Panama ist ein Sieg Pflicht, damit aus der lockeren Stimmung keine Drucksituation im letzten Spiel gegen Belgien wird. England bangt um den verletzten Dele Alli, für den Ruben Loftus-Cheek starten könnte. Marcus Rashford könnte für Raheem Sterling in die Startelf rücken. Nach ihrem beachtlichen Debüt gegen Belgien wollen die Panamaer auch ihr zweites WM-Spiel genießen und dabei das erste WM-Tor ihrer Geschichte erzielen. Trainer Hernán Darío Gómez hat trotz des
0:3 beim Auftakt kaum einen Grund, sein Team zu ändern.
● Japan – Senegal
Sonntag, 17 Uhr, ARD
Nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Kolumbien wollen die als Außenseiter in die WM gestarteten Japaner nachlegen. Trainer Akira Nishino dürfte wenig Grund haben, die Startelf zu ändern. Allerdings wird in Japan über einen möglichen Wechsel im Tor spekuliert. Der Sieg gegen den Gruppenfavoriten Polen hat Erinnerungen an die WM 2002 geweckt, als die Westafrikaner bis ins Viertelfinale vorgedrungen waren. „Es ist noch nichts erreicht“, warnt Superstar Sadio Mané. Trainer Aliou Cissé dürfte auf die erfolgreiche Elf vom Auftakt setzen, also auch mit dem starken Bundesligaprofi Salif Sané.