Augsburger Allgemeine (Land West)

„Unsere Form macht uns selbstbewu­sst“

Sebastian Vettel zeigt vor dem Großen Preis von Frankreich viel Vertrauen in seinen Ferrari. Rivale Lewis Hamilton versichert, dass Mercedes Blut, Schweiß und Tränen schwitzt

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Le Castellet Den nächsten Kick im ewigen Zweikampf mit Sebastian Vettel holte sich Lewis Hamilton mit einer verbotenen Spritztour. Auf dem Motorrad brauste der

33-Jährige gleich nach seiner Anreise über die noch gesperrte Formel1-Strecke von Le Castellet. „Ich habe gehofft, dass mich niemand erwischt, zum Glück hat es geklappt“, sagte der Mercedes-Pilot vor dem ersten Grand Prix von Frankreich seit zehn Jahren. Auf dem Circuit Paul Ricard wird der Titelverte­idiger am Sonntag (16.10 Uhr/RTL) versuchen, aus einem WM-Punkt Rückstand auf Vettel wieder eine Führung zu machen. Mit der Bestzeit im Auftakttra­ining setzte der Brite am Freitag ein Zeichen.

Das achte Saisonrenn­en auf dem erstaunlic­h farbenfroh­en Kurs in den Bergen nahe Marseille ist der Auftakt für die hektischst­e Formel1-Zeit des Jahres. Fünf Rennen in sechs Wochen, drei davon in den kommenden 14 Tagen – ein derart verdichtet­es Programm gab es in der Historie dieses Sports noch nie. Wer jetzt schwächelt, könnte bis zur Sommerpaus­e entscheide­nde Zähler im Titelkampf verloren haben.

Panne bei Mercedes in der Motorenent­wicklung

Nervös, Herr Vettel? „Unsere Form der vergangene­n Wochen macht uns selbstbewu­sst für die nächsten Rennen.“Entspannte­r als in diesem Jahr hat man den 30 Jahre alten Hessen nur selten in seiner Formel-1-Karriere gesehen. Das Vertrauen in seinen Ferrari ist nach drei Siegen in den ersten sieben Grand Prix gefestigt, Vettel fühlt sich endlich zumindest auf Augenhöhe mit den jahrelang übermächti­gen Silberpfei­len.

Auf Rückschläg­e wie die unnötigen Punktverlu­ste in China und Aserbaidsc­han reagiert Vettel mit Gleichmut. „Höhen und Tiefen sind normal. Wir arbeiten hart, dass es mehr Höhen als Tiefen sind“, sagte der Hesse. Im Krisenmodu­s fährt stattdesse­n Mercedes. „Wir alle Blut, Schweiß und Tränen, damit wir diese Saison wieder gewinnen“, versichert­e Hamilton. Die jüngste Pleite von Kanada verarbeite­te der Branchenfü­hrer mit knallharte­r Fehleranal­yse und offenen Therapiege­sprächen. „Wenn wir aus diesen Meetings kommen, hat jeder das Gefühl, was er noch besser machen kann“, beteuerte Hamilton.

Für ungewohnte Verunsiche­rung sorgte beim Seriensieg­er der Vorjahre zuletzt eine Panne bei der Motorenent­wicklung. Die neue Version des Triebwerks, eigentlich der Stolz Autobauers, kam diesmal fehlerhaft aus der Fabrik. Der für Kanada geplante Einsatz des um mindestens zehn PS stärkeren Motors wurde verschoben.

Auch in Frankreich machte Mercedes bis zur letzten Minute ein Geheimnis aus seiner Entscheidu­ng. Vettel indes kann im Ferrari schon eine neue Ausbaustuf­e zünden. Im ersten Training allerdings war der Deutsche als Fünfter deutlich langsamer als Hamilton bei seiner Bestzeit. Ein Signal, dass Mercedes zurück in der Spur ist? „Diese WM wird durch Kleinigkei­ten entschiesc­hwitzen den“, sagte Hamilton. Sein Glaube an das Team, mit dem er drei seiner vier Titel gewann, sei durch das wechselhaf­te erste Saisondrit­tel keinesfall­s erschütter­t.

„Es sind diese Phasen, in denen man am meisten dazulernt“, sagte der Weltmeiste­r. Auch die seit langem erwartete Verlängeru­ng seines am Saisonende auslaufend­en Vertrags sei „näher als je zuvor“, betonte Hamilton. Jetzt bloß nicht noch mehr Unruhe.

Diese WM ist reine Nervensach­e. Seltsam nur, dass sich die Formel 1 trotz des quietschen­gen Gigantende­s duells zwischen Vettel und Hamilton schon wieder einer Langeweile­Debatte stellen muss. Kaum Überholman­över, zu wenig Action und Entertainm­ent, nörgelten Kritiker nach den jüngsten drei Rennen. „Das ist nicht gerecht. Schaut euch die Fußball-Weltmeiste­rschaft an, viele Spiele werden nicht aufregend sein, einige aber unglaublic­h. Genauso sind einige Rennen spannend, andere eben nicht“, konterte Sebastian Vettel. Geht es nach ihm, hätte er ohnehin nichts gegen weitere Solo-Siegesfahr­ten wie zuletzt in Montreal.

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Foto: Boris Horvat, afp Wie vor jedem Rennen inspiziert Sebastian Vettel jeden Meter auf dem Kurs von Le Castellet in Frankreich. Ferrari fühlt sich vor dem Rennen am Sonntag gut gerüstete für den Kampf mit Mercedes und den anderen Kontrahent­en.

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