Augsburger Allgemeine (Land West)
Blumenmaler verschönert einstiges Gefängnis
Ein Wandgemälde soll die JVA im Hochfeld aufpeppen. Eine außergewöhnliche Kooperation
Ein 50 Meter langes Wandgemälde entsteht am kommenden Wochenende an der Außenmauer der ehemaligen JVA Hochfeld im PrinzKarl-Weg. Die Hochschule Augsburg, die auf dem Gelände ihren dritten Campus einrichten will, hat es in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit dem Popkulturbüro der Stadt und dem Verein „Die Bunten“hat die Hochschule lokale und regionale Künstler aufgerufen, ein Graffiti zum Thema Wissenschaft und Hochschule zu entwerfen.
Der als „Blumenmaler“bekannte Sprüher Bernhard McQueen, auch BRNZN genannt, hat die Ausschreibung gewonnen. Vor einigen Jahren sprühte er in hundertfacher Ausführung Blumenmotive an Wände und Schilder in Augsburg – illegal, was ihm juristischen Ärger einbrachte. Doch er erlangte dadurch öffentliche Aufmerksamkeit.
An der Außenmauer des ehemaligen Gefängnisses sind bereits erste Motive des Kunstwerks zu sehen: Sie zeigen das Zukunftsthema Autonomes Fahren. Weitere innovative Themen wie das Zusammenleben von Mensch und Maschine oder ITSicherheit sollen sich später im Bild wiederfinden. Entworfen hat die Motive Bernhard McQueen. Künst- des Augsburger Graffiti-Vereins „Die Bunten“werden sie interpretieren und umsetzen.
„Die Außenwand ist seit Längerem ein beliebter Ort für illegale Graffiti“, sagt Tatjana Dörfler. Um dem entgegenzuwirken, habe sich die Hochschule dazu entschlossen, dort ein großes legales Graffiti anzubringen. „Wir wollen uns mit dem neuen Campus in die Nachbarschaft und für die Anwohner sichtbar sein“, sagt Dörfler. Dadurch soll auch ein Dialog mit den Nachbarn darüber entstehen, wie sich der Campus entwickeln soll, erklärt sie. Daniel Tröster, Vorstand von „Die Bunten“, freut sich, mit der 50 Meter langen Mauer ein Filetstück für Sprayer gestalten zu dürfen: „Als ehemalige Gefängniswand ist sie für uns besonders atler traktiv. Auch weil sie sehr zentral liegt.“Bernhard McQueen verbindet mit der JVA eine emotionale Geschichte. „Wegen Schwarzfahrens war ich hier sechs Wochen eingesperrt“, sagt er. Einem erneuten Gang ins Gefängnis entging er später knapp: Für das hundertfache Sprayen der sogenannten Augsburg-Blume wurde er 2012 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Weil er rückeinfügen fällig wurde, verurteilte ihn ein Gericht später zu einer Haftstrafe. In einer Berufungsverhandlung wurde diese jedoch 2017 erneut zur Bewährung ausgesetzt. Mittlerweile zeigt sich McQueen geläutert. Um seiner Kunst Ausdruck zu verleihen, hat er legale Wege gefunden. Unter anderem unterrichtet er Jugendliche in Street Art. Seinen Lebensunterhalt finanziert er nach eigenen Angaben größtenteils mit dem Sprayen. Und auch das „Augsburger Blümchen“, eine Biersorte, deren Aufdruck die Augsburg-Blume ziert, werfe monatlich ein bisschen etwas ab. Als Gastronom auf dem Modular-Festival hat er sich ebenfalls schon ausprobiert: Dieses Jahr betrieb er dort einen Currywurst-Stand. Als DJ tritt er am Samstagabend im Anschluss an das Deutschlandspiel auf den Sommernächten auf. „Ich hoffe ein bisschen, dass Deutschland verliert. Dann kann ich ABBA spielen“, sagt er.
Die Hochschule Augsburg hat 2016 das Nutzungsrecht für die ehemalige JVA Hochfeld vom Freistaat Bayern bekommen. Auf dem Gelände sollen in den nächsten Jahren Büros für Professoren und Mitarbeiter entstehen. Auch Forschungs- und Lehrgebäude sind auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände geplant.