Augsburger Allgemeine (Land West)
Brechtbühne: Auch sie war nur ein Interim
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Die Brechtbühne ist ein Bau, dem man zwiespältig begegnen konnte. Denn ein richtiges Theater, nein, das war er eigentlich nie. Die reduzierte Bühnentechnik ließ keine raffinierten Inszenierungen zu, hinter den Kulissen war es eng und die Seitenausgänge der Bühne führten teilweise direkt ins Freie. Auch das Publikum wurde in diesem Haus nie hoffiert: Wenn der Besucher ganz links in der Reihe hustete, schüttelte es den ganz rechts mit. Ganz davon abgesehen, dass die Glocken von Heilig Kreuz manch leise Passage einer Inszenierung übertönten.
Dennoch war der Protest groß, als während der Sanierungsdebatte bekannt wurde, dass die Brechtbühne vorzeitig einem Neubau würde weichen müssen. Die Spielstätte, davor oft despektierlich als „Container“abgetan, erschien manchem plötzlich gar nicht mehr als Übergangsbau. Genau als solcher war die Brechtbühne 2012 aber entstanden. Sie hätte maximal 15 Jahre dort stehen sollen.
Nun sind „nur“sechs daraus geworden und ja: Man könnte dies als Geldverschwendung anprangern. Doch was wäre die Alternative gewesen? Die Sanierung des Theaterstandorts ein weiteres Mal hinauszuschieben und damit den kompletten Verfall des Großen Hauses zu riskieren? Die Brechtbühne stehen zu lassen und ein weiteres „Provisorium“drumherum zu bauen? Beides wären wieder einmal nur Kompromisslösungen gewesen, die man einige Jahre darauf bereut hätte.
Mit der Schließung der Brechtbühne geht nun also eine weitere Übergangsphase in der Geschichte des Theaters Augsburg zu Ende. Es wird nicht die letzte sein: In fünf bis sechs Jahren wird das Theater aus dem Martinipark ausziehen, kurz darauf aus dem Gaskessel. Erst dann werden Künstler und Publikum wieder eine Heimat haben von der man sich in absehbarer Zeit (hoffentlich) nicht mehr verabschieden muss.