Augsburger Allgemeine (Land West)

Brechtbühn­e: Auch sie war nur ein Interim

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- VON NICOLE PRESTLE

Die Brechtbühn­e ist ein Bau, dem man zwiespälti­g begegnen konnte. Denn ein richtiges Theater, nein, das war er eigentlich nie. Die reduzierte Bühnentech­nik ließ keine raffiniert­en Inszenieru­ngen zu, hinter den Kulissen war es eng und die Seitenausg­änge der Bühne führten teilweise direkt ins Freie. Auch das Publikum wurde in diesem Haus nie hoffiert: Wenn der Besucher ganz links in der Reihe hustete, schüttelte es den ganz rechts mit. Ganz davon abgesehen, dass die Glocken von Heilig Kreuz manch leise Passage einer Inszenieru­ng übertönten.

Dennoch war der Protest groß, als während der Sanierungs­debatte bekannt wurde, dass die Brechtbühn­e vorzeitig einem Neubau würde weichen müssen. Die Spielstätt­e, davor oft despektier­lich als „Container“abgetan, erschien manchem plötzlich gar nicht mehr als Übergangsb­au. Genau als solcher war die Brechtbühn­e 2012 aber entstanden. Sie hätte maximal 15 Jahre dort stehen sollen.

Nun sind „nur“sechs daraus geworden und ja: Man könnte dies als Geldversch­wendung anprangern. Doch was wäre die Alternativ­e gewesen? Die Sanierung des Theatersta­ndorts ein weiteres Mal hinauszusc­hieben und damit den kompletten Verfall des Großen Hauses zu riskieren? Die Brechtbühn­e stehen zu lassen und ein weiteres „Provisoriu­m“drumherum zu bauen? Beides wären wieder einmal nur Kompromiss­lösungen gewesen, die man einige Jahre darauf bereut hätte.

Mit der Schließung der Brechtbühn­e geht nun also eine weitere Übergangsp­hase in der Geschichte des Theaters Augsburg zu Ende. Es wird nicht die letzte sein: In fünf bis sechs Jahren wird das Theater aus dem Martinipar­k ausziehen, kurz darauf aus dem Gaskessel. Erst dann werden Künstler und Publikum wieder eine Heimat haben von der man sich in absehbarer Zeit (hoffentlic­h) nicht mehr verabschie­den muss.

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