Augsburger Allgemeine (Land West)
Der „Handschuhpapst“
Christoph Nowak berät seit Jahren Firmen, die Torwarthandschuhe herstellen und pflegt engen Kontakt zu mehreren Profikeepern. Warum er nun doch nicht zur WM nach Russland fliegt
Landkreis Insgesamt 96 Torhüter sind bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland dabei, von jeder der 32 Nationen drei. Auf einen hatte bis vor wenigen Tagen Christoph Nowak sein besonderes Augenmerk gerichtet: Daniel Akpeyi vom Team Nigeria. Schließlich sollte der 31-Jährige, der bei Chippa United in Südafrika spielt, mit Torwarthandschuhen der Firma POPE’s ausgestattet werden, für die Nowak als sogenannter „Chief Operating Officer“tätig ist.
Ein „Chief Operating Officer“ist nichts anderes als ein Manager, der das operative Geschäft einer Firma leitet beziehungsweise betreut. Vor wenigen Monaten hat Nowak, der im Profibusiness seit vielen Jahren auch „Handschuhpapst“genannt wird, mit drei Freunden das Label POPE’s ins Leben gerufen und kurz vor der WM mit Akpeyi eigentlich fest vereinbart, dass dieser in Russland mit Handschuhen der Firma ausgerüstet wird, für die Nowak arbeitet. Zustande gekommen war der Kontakt über den WeltenbummlerTorhüter Lutz Pfannenstiel, einem langjährigen Freund Nowaks, der die Schlussmänner der „Supereagles“kürzlich anlässlich eines Besuchs bei Nigerias deutschem Nationaltrainer Gernot Rohr auf die Produkte von POPE’s aufmerksam gemacht hatte.
Wenige Stunden bevor Nigeria am vergangenen Samstag das erste Gruppenspiel gegen Kroatien zu bestreiten hatte, setzte sich Nowak per WhatsApp nochmals mit seinem Klienten in Verbindung, als dieser – obwohl er schon mit Handschuhen von Nowaks Firma ausgestattet war – plötzlich einen Rückzieher machte und vom vereinbarten Deal nichts mehr wissen wollte. „Typisch Afrikaner“, ärgerte sich Nowak, dessen Blicke sich in den nächsten Wochen und Monaten wieder auf andere Torhüter richten werden.
Insbesondere auf Fabian Bredlow vom Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg und Sascha Burchert vom Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Beide Keeper sorgten beim letzten Derby beider Traditionsvereine im vergangenen März dafür, dass das Torwarthandschuhlabel von POPE’s mitten drin statt nur dabei war. „Man hat auch im Fernsehen gesehen, dass sie mit unseren Produkten ausgerüstet sind“, freute sich Nowak über die gelungene Premiere im Profifußball.
Selbst ist Christoph Nowak seit
2012 Erster Vorsitzender der SSV Dillingen und vor allem im Amateurbereich ein gefragter Experte in der Region. Dabei fällt der 44-Jährige oft gerne ein Urteil über die Torhüter, stand er doch während seiner aktiven Zeit selbst zwischen den Pfosten - unter anderem beim SC Altenmünster. Den Ball, den der deutsche Nationaltorhüter Manuel Neuer bei der 0:1-Niederlage gegen Mexiko passieren lassen musste, hätte man mit entsprechender Spielpraxis im Vorfeld vielleicht auch halten können, urteilt der „Handschuhpapst“aus dem Landkreis Dillingen.
Dass Nowak auf der großen Bühne des Fußballsports kein Unbekannter ist, zeigt ein Blick auf seine berufliche Biografie: Aufgrund seiner Sammelleidenschaft von Torwarthandschuhen, die schon im Kindesalter begann, entstand 1995 unter anderem ein Interesse beim Weltkonzern adidas. Zu dieser Zeit schob Nowak als Berater in Herzogenaurach viele Dinge an, welche die Drei-Streifen-Firma im Laufe der Zeit zu einer der führenden Torwarthandschuhmarken aufsteigen ließen. Gleiches gilt für seine spätere Tätigkeit bei PUMA. Wiss- begierig fragte Nowak damals auch immer bei den Profis nach ihrem Umgang und ihren Vorlieben mit beziehungsweise bei ihrem wichtigsten Arbeitswerkzeug. Diese freuten sich in vielen Fällen über das große Interesse und füllten zum Beispiel bereitwillig Fragebögen aus. Auch aus dem regelmäßigen Kontakt Nowaks entstand bei ihm ein Fachwissen zur Entwicklung eines modernen Torwarthandschuhs.
Gerne hätte es Nowak übrigens gesehen, wenn Bernd Leno für Deutschland mit zur WM gefahren wäre. Seit Jahren ist er mit dem Torhüter, der nun von Bayer Leverkusen zu Arsenal London wechselt, befreundet. Immer wieder wurde Nowak, der schon seit gut zwei Wochen über den bevorstehenden Transfer informiert war, von Leno zu Bundesliga- oder internationalen Spielen eingeladen. „Ein ganz feiner Kerl“, lässt der in Holzheim wohnende Torwarthandschuh-Manager über den künftigen Londoner nichts kommen. Dass Leno nun von der Bundesliga in die Premiere League wechselt, dürften die persönlichen Begegnungen zwischen beiden nicht eingrenzen. „Von Flughafen in Memmingen ist man schnell in London“, schmunzelt der 44-Jährige.
Zur WM in Russland wäre Christoph Nowak auch gerne geflogen. Doch nach der Nichtnominierung Lenos und dem geplatzten Deal mit Daniel Akpeyi verspürt er darauf nur noch wenig Lust. Dafür braucht der „Handschuhpapst“Nigeria nun nicht mehr die Daumen drücken. Umso mehr wird Nowak mitfiebern, wenn Deutschland am Samstag gegen Schweden spielt. Doch nicht erst seit dem schwachen Auftritt gegen Mexiko traut er der Truppe von Jogi Löw bei dieser WM nur wenig zu.