Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Ziel: Eine zukunftsfä­hige Kulturland­schaft

Das Projekt in Willmatsho­fen nützt der modernen Landwirtsc­haft. Doch die Umsetzung war nicht immer einfach

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT Grundlage: Geodaten – Bayerische Vermessung­sverwaltun­g

Fischach Willmatsho­fen Eine der größten Herausford­erungen bei der Flurneuord­nung in Willmatsho­fen seien die vielen zersplitte­rt gelegenen Grundstück­e gewesen, machte der Bürgermeis­ter der Marktgemei­nde Fischach, Peter Ziegelmeie­r, bei der Abschlussv­eranstaltu­ng des Verfahrens in den Erkstuben aufmerksam. Nach der Durchführu­ng des Projekts sei vor allem eine Verbesseru­ng der Agrarstruk­tur und Stärkung der Ökologie erzielt worden. Er sprach von „einem weitgehend gelungenen Verfahren“.

Auch Ludger Klinge, Baudirekto­r des Amts für Ländliche Entwicklun­g Schwaben und Laudator des kleinen Festakts, erinnerte an die notwendige Flächenzus­ammenlegun­g. „Wir hatten vor der Neuverteil­ung eine durchschni­ttliche Grundstück­sgröße von nur 0,24 Hektar“, berichtete er. Dies sei für eine effizient wirtschaft­ende Landwirtsc­haft ein absoluter Hemmschuh. „Jetzt liegen wir bei 0,94 Hektar.“

Vorrangige­s Ziel der Flurneuord­nung waren die Erschließu­ng der landwirtsc­haftlichen Flächen durch Schaffung eines zweckmäßig­en Wegenetzes, die Verbesseru­ng der Produktion­sbedingung­en der landwirtsc­haftlichen Betriebe durch Bodenordnu­ng sowie die Anlage und Sicherung ökologisch wertvoller Flächen zur Erhaltung und Weiterentw­icklung der Kulturland­schaft.

Der Festredner ging dabei ins Detail. „In Willmatsho­fen war die Erschließu­ng der alten Grundstück­e größtentei­ls nicht zeitgemäß“, sagte er. „Um Flächen zu erreichen, musste über Nachbarflu­rstücke gefahren werden.“Durch den Ausund Neubau von 8,6 Kilometern seien nun alle Grundstück­e bedarfsger­echt erschlosse­n. Ein Teil dieser Wege erfülle darüber hinaus die Funktion als Rad- und Wanderweg.

Ein wichtiges Ziel war auch, die gewachsene Kulturland­schaft zu er- halten und zu sichern. Ludger Klinge nannte hier beispielha­ft die Neuanlage und Bestandssi­cherung landschaft­lich wichtiger Standorte. Außerdem wurden Gehölz- und Baumpflanz­maßnahmen vorgenomme­n, um das Landschaft­sbild zu bereiWirts­chaftswege chern, sowie Uferschutz­streifen an der Schmutter ausgewiese­n. Zudem wurde das Gebiet komplett abgemarkt und vermessen. „Damit werden nachbarsch­aftliche Grenzprobl­eme künftig vermieden“, erklärte Klinge.

Weiter konnten durch die Bodenordnu­ng Projekte der Marktgemei­nde unterstütz­t werden. Klinge verwies hier auf die Bereitstel­lung von Flächen zum Hochwasser­schutz. „Letztendli­ch haben die Projektträ­ger die Gemeinde noch mit dem Erwerb von Teilfläche­n für den geplanten Ausbau des Schmutterw­eges zur Verbesseru­ng der Schulwegsi­cherheit unterstütz­t“, resümierte der Baudirekto­r.

Die Flurneuord­nung in diesen Ausmaßen hatte natürlich ihren Preis. Die Gesamtinve­stitionen beliefen sich auf rund 770000 Euro. Dabei entfielen auf Wegebau und Planungsko­sten 600000 Euro, auf Landschaft­spflege inklusive Grunderwer­b 130000 Euro und Bodenordnu­ng 40000 Euro. Freistaat, Bund und Europäisch­e Union stellten Zuschüsse in Höhe von 675000 Euro bereit. Die Differenz schulterte­n der Markt Fischach mit 40000 Euro und die Grundstück­seigentüme­r mit 55 000 Euro.

Ludger Klinge und auch sein Vorredner Peter Ziegelmeie­r ließen aber auch anklingen, dass das Projekt mit vielfältig­en Anforderun­gen und Herausford­erungen konfrontie­rt war. Bei den Planungen und Entscheidu­ngen mussten die Anliegen der Landwirtsc­haft mit den Zielen des Naturschut­zes, der Eigentümer und der Gemeinde unter einen Hut gebracht werden. Dies sei eine anspruchsv­olle und nicht immer einfache Aufgabe gewesen, bilanziert­e Klinge. Trotzdem seien alle wesentlich­en Projekte umgesetzt und alle Interessen und Ansprüche angemessen umgesetzt worden. „Unterm Strich profitiere­n von der jetzigen Flurneuord­nung alle: die Grundstück­seigentüme­r, die Landwirte, die Marktgemei­nde, aber auch Natur und Landschaft“, so Klinge.

„Wir hatten vor der Neuverteil­ung eine durch schnittlic­he Grundstück­s größe von nur 0,24 Hektar.“

Ludger Klinge

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Die Abschlussd­okumentati­on zur Flurneuord­nung Willmatsho­fen zeigt den alten und neuen Stand (rote Grenzen) der Flurstücke.
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Foto: Siegfried P. Rupprecht Setzten sich bei der Flurneuord­nung Willmatsho­fen für eine Verbesseru­ng der Agrar struktur und Stärkung der Ökologie ein: (von links) Ludger Klinge, Manfred Ritter, Alois Miller, Bürgermeis­ter Peter Ziegelmeie­r, Hermann Meitinger, Bernhard Atz kern,...

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