Augsburger Allgemeine (Land West)
Händler rechnen mit weniger Kunden
Angesichts der Auswirkungen des AfD-Parteitags rechnen viele Geschäfte im Zentrum nicht mit großem Andrang. Einige machen gar nicht erst auf. Angst vor Krawallen hat zwar niemand, einige rüsten aber auf
Die Gewerbetreibenden in Augsburg sehen dem AfD-Parteitag am Wochenende größtenteils gelassen entgegen. Wie der Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, André Köhn, mitteilt, werden die meisten Geschäfte im Innenstadtbereich am Samstag wohl offen sein. Der Parteitag und die damit einhergehenden Demonstrationen im Zentrum seien natürlich Thema gewesen unter den Händlern, sagt Köhn. Man verlasse sich aber auf die Angaben der Polizei.
Die hatte zuletzt mehrfach betont, es gebe keinen Grund, Angst zu haben oder in Panik zu verfallen. Weder eine Schließung der Geschäfte noch eine spezielle Sicherung der Schaufenster sei erforderlich. Beim AfD-Bundesparteitag 2017 in Köln waren Krawalle trotz Befürchtungen im Vorfeld weitgehend ausgeblieben. Trotzdem werden die Auswirkungen des Parteitags das öffentliche Leben in der Innenstadt am Samstag dominieren. Gruppen und Initiativen planen insgesamt zwei Demonstrationszüge durch die Stadt; sie wollen mit friedlichen Aktionen für ein solidarisches und weltoffenes Augsburg eintreten.
Rund um den Königsplatz ist am Samstag ab dem späten Vormittag mit einem größeren Aufgebot an Demonstranten und Polizisten zu rechnen, und das etwas länger: Wie berichtet, hat der Münchner Ableger der Pegida-Bewegung um den Rechtsextremisten Heinz Meyer für den Tag sein Kommen angekündigt. Es dürfte mit zehn angemeldeten Teilnehmern zwar eine recht überschaubare Kundgebung am nordwestlichen Rand des Königsplatzes werden, allerdings ist mit Gegendemonstranten zu rechnen, die wegen des AfD-Parteitags ohnehin auf den Beinen sind. Pegida wollte ursprünglich ab 12 Uhr auf den Kö, nach einem Gespräch mit Stadt und Polizei am Mittwoch werden die Pegida-Aktivisten nun erst ab 16 Uhr eine Kundgebung abhalten. Inwieweit diese Demo und der Protest dagegen Auswirkungen auf den Nahverkehr am späten Nachmittag haben werden, ist noch unklar. Die Stadtwerke planen grundsätzlich, Königsplatz gegen 13 Uhr wieder in Betrieb zu nehmen, nachdem die großen Demo-Züge dort abgezogen sind.
Dass die Demonstrationen den Nahverkehr in der City teils lahmlegen werden, ist jetzt schon klar. Dass damit weniger Menschen in die Geschäfte kommen, auch. Betriebswirtschaftlich, sagt Handelsverbands-Geschäftsführer Köhn, „erwarten wir an dem Wochenende sicher keinen Höhenflug“. Man könnte auch sagen: Die Innenstadt wird nach den Sommernächten zum zweiten Mal nacheinander zu einer Art Festung. Thomas Schmedding, Geschäftsführer des Juwelierge- schäftes Schmedding in der Bürgermeister-Fischer-Straße, hat sich entschlossen, seinen Laden am Samstag dichtzumachen. Durch den eingeschränkten Nahverkehr komme ohnehin weniger Kundschaft in die Straße, zudem werde die Stimmung in der Innenstadt sicher nicht verkaufsfördernd sein, sagt er.
In den Geschäften in der Straße waren der AfD-Parteitag und die Demos ohnehin ein Gesprächsthema in den vergangenen Wochen. Ein Demo-Zug führt mitten durch die Straße. Auch andere Händler überlegten, an dem Tag zu schließen. „Es war mal im Gespräch“, sagt Tanja Gugelmann, Geschäftsführeden rin vom Bekleidungsgeschäft Nile in Augsburg. Doch man mache am Samstag auf. „Wir lassen uns nicht vertreiben.“Eine Sprecherin von H&M teilt mit, dass die Geschäfte in der Stadt am Samstag öffnen werden, zumindest „zum heutigen Informationsstand“. Man habe „alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen“. Dass welche getroffen werden, ist eher keine Ausnahme. Von Rewe heißt es, der Markt am Rathausplatz sei am Samstag offen, man habe aber für den ganzen Tag Sicherheitspersonal beauftragt. „Sollte sich im Laufe des Samstags herausstellen, dass die Lage doch bedrohlicher wird als angenommen, können wir immer noch spontan mit einer Ladenschließung reagieren“, sagt eine Sprecherin. Bei „Rituals“in der Annastraße, wo Körperpflege-Produkte verkauft werden, wird nur der Eingangsbereich verkleinert, das war es. „Aber sollte was sein, machen wir zu“, sagt Leiterin Eugenie Thomma. Die meisten Restaurants im Innenstadtbereich machen wohl auf. Die „Fleischhalle“auf dem Stadtmarkt wird am Samstag zwar ebenfalls offen haben, einige Stände allerdings bleiben wohl zu, sagt Marktamtsleiter Werner Kaufmann. Man müsse angesichts der Lage auch mit weniger Besuchern rechnen.