Augsburger Allgemeine (Land West)
Dinkelscherben muss weiter abkochen
Bis das Chlor im gesamten Leitungsnetz angekommen ist, können noch Wochen vergehen
Dinkelscherben/Bobingen Trotz Chlor: Ein Ende des Abkochgebots für das Leitungswasser in Dinkelscherben ist nicht in Sicht. Das bestätigte das Gesundheitsamt auf Anfrage unserer Zeitung. Aufgehoben werden kann die Abkochanordnung erst, wenn die Chlorwerte überall im Leitungsnetz 0,1 bis 0,3 Milligramm je Liter erreicht haben. Dies könne noch Tage oder sogar Wochen dauern, schriebt Bürgermeister Edgar Kalb im Dinkelscherber Amtsblatt.
Nach Angaben des Gesundheitsamtes, das die Chlorung in den Netzen Oberschöneberg, wo seit fast zwei Wochen gechlort wird, und Dinkelscherben (seit Montag) überwacht, sei es nicht ungewöhnlich, dass sich die gleichmäßige Verteilung in die Länge ziehe. Zudem habe es noch einen Wasserrohrbruch gegeben, der für Verzögerungen sorgte.
Nach Angaben des Dinkelscherber Rathauschefs Kalb wird in beide Versorgungsnetze eine Natriumhypochloritlösung eingespeist. Dreimal täglich wird an insgesamt 30 Messstellen überprüft, wie hoch die Konzentration des Desinfektionsmittels ist. Messstellen sind in der Regel Hydranten. Mit einem Messgerät wird dann die Konzentration geprüft.
Die Gemeinde Dinkelscherben hält die Chlorung des Trinkwasssers, die voraussichtlich bis mindestens Jahresende gehen wird, für überzogen. Deswegen klagt sie dagegen vor dem Verwaltungsgericht. Begründet hat das Gesundheitsamt die Abkochanordnung mit den technischen und hygienischen Zuständen in der Wasserversorgung. Bei einzelnen Proben waren im Trinkwasser koliforme Keime gefunden worden, die Durchfall auslösen können. Die Gemeinde ihrerseits verweist auf Proben, bei denen keine Keime gefunden wurden.
Die Stadt Bobingen strengt derweil keinen Rechtsstreit an. Auch dort muss abgekocht werden, obwohl seit einer Woche die Chlorung läuft. Ähnlich wie in Dinkelscherben dauert es länger, bis sich das Chlor gleichmäßig verteilt hat. Stadtwerke-Chef Bernhard Langert kann nur spekulieren, woran das liegt. Eine rasche Verteilung des Chlors werde durch eine möglichst gleichmäßige Durchspülung des rund 130 Kilometer langen Netzes mit rund 4000 angeschlossenen Haushalten gefördert.
Andererseits sei der Wasserverbrauch zurückgegangen. Das könne am zurückhaltenden Umgang der Bürger mit dem Trinkwasser liegen. Langert schließt auch nicht aus, dass das regnerische und kühle Wetter der vergangenen Tage den Verbrauch gegenüber den heißen Vorwochen habe sinken lassen. Doch sorge die Stadt von Beginn der Chlorung an selbst für zusätzlichen Durchfluss der Leitungen, indem sie immer wieder verschiedene Hydranten öffnet, um Wasser abfließen zu lassen. Langert sagt: „Es muss also niemand eigens seinen Gartenhahn aufdrehen, nur um den Prozess zu beschleunigen.“