Augsburger Allgemeine (Land West)

Nonstop durch Deutschlan­d geradelt

Andreas Rotunno und Michael Reitmayer fahren ohne Pause in 40 Stunden von der dänischen zur österreich­ischen Grenze und sammeln dabei eifrig Spenden

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Biburg/Zusmarshau­sen Deutschlan­d mit dem Rad von der dänischen bis zur österreich­ischen Grenze zu durchquere­n – das hat schon der ein oder andere gemacht. Allerdings nur wenige nonstop und ohne Schlaf in 40 Stunden. Als Teil einer Gruppe von 36 Radverrück­ten waren Andreas Rotunno (44, Biburg) und Michael Reitmayer (29, Zusmarshau­sen) mit von der Partie.

Hinter der Aktion steckt der Verein Radeln und Helfen aus Garching an der Alz. Ziel ist es, Geld für kranke, behinderte und anderweiti­g benachteil­igte Kinder zu sammeln. Jeder der Rennradler hat deshalb mindestens einen Paten, der ein Kilometerg­eld spendet. Jeder Teilnehmer kümmerte sich außerdem darum Freunde, Bekannte und Verwandte als Spender zu gewinnen. Denn ohne sie wäre es einfach nur eine lange Radtour gewesen und wäre dem Anspruch des Helfens nicht gerecht geworden. Es entstand sogar ein kleiner Wettbewerb unter den Fahrern, wer mehr Geld einsammelt. Bereits vor Beginn der Fahrt kamen so knapp 50000 Euro zusammen.

Auf die Aktion aufmerksam wurde Andreas Rotunno durch seinen guten Freund Peter Scherrer. Nur zwei Wochen vor der Tour durch Deutschlan­d siegte er noch in seiner Altersklas­se beim Glockner Man, einem Ultradista­nz-Rennen über 888 km und 14000 Höhenmeter. Noch unsicher, ob er es wagen soll, sprach Andreas Rotunno im November letzten Jahres seinen Arbeitskol­legen Michael Reitmayer an. Als dieser sich dann nach reiflicher Überlegung entschied mitzufahre­n, gab es für Andreas Rotunno kein Zurück mehr.

mit den anderen Fahrern fanden Vorbereitu­ngstouren über mehrere Hundert Kilometer an den Gardasee und nach Wien statt. Denn auch wenn die beiden oft und gerne Rad fahren, ist eine solche Strecke eine Herausford­erung und bedarf eines speziellen Trainings. Dabei wurden neben der Fahrt bei Nacht auch kurze Stopps geübt, wie sie auf der langen Strecke vorgesehen waren.

Am 23. Juni um 4.30 Uhr starteten die 36 Radler in zwei Gruppen von Flensburg aus. Die erste Stunde wurde noch im Trockenen gefahren. Dann setzte allerdings der Regen ein. Insgesamt mehr als 15 Stunden fuhr die Gruppe im Nassen. Und das bei Temperatur­en von zeitweise nur 5 Grad Celsius. Als obers- tes Ziel gab Organisato­r Gerhard Dashuber aus, dass alle gesund im Ziel ankommen. Das zweite Ziel: die strikte Einhaltung des engen Zeitplans. Das Fest in Oberwössen, das die örtliche Feuerwehr zu Ehren der Fahrer veranstalt­ete, sollte pünktlich um 20.30 Uhr erreicht werden. Mit nur 10 Minuten etwa alle 100 Kilometer fielen die Pausen für Kleidungsw­echsel und das Füllen der Trikottasc­hen mit Verpflegun­g entspreche­nd kurz aus. Dazwischen gab es nur kurze Stopps von maximal fünf Minuten, um die Trinkflasc­hen aufzufülle­n. Gegessen und getrunken wurde auf dem Rad. Insgesamt verbraucht­en die Teilnehmer jeweils etwa 20 000 Kilokalori­en.

Begleitet wurden die zwei Gruppen von drei Fahrzeugen und insgeZusam­men samt neun Helfern. Sie versorgten die Radfahrer mit allem, was diese benötigten, und sammelten sie bei Defekten auf, um sie wieder an das Feld heranzufah­ren. Wegen vieler Baustellen, die umfahren werden mussten, war der Zeitplan irgendwann nicht mehr zu halten. Um trotzdem rechtzeiti­g in Oberwössen anzukommen, wurden die Fahrer einen Teil der Strecke geshuttelt.

Dem Erfolg der Unternehmu­ng tat das aber keinen Abbruch. Ohne Sturz und lediglich mit mehreren Plattfüßen und einem gerissenen Schaltzug kamen die Radler unter frenetisch­em Beifall der Oberwössen­er ins Ziel. „Das war ein absoluter Gänsehautm­oment, den ich so schnell nicht vergessen werde“, erinnert sich Andreas Rotunno an den überwältig­enden Empfang. Am 30. September soll das gesammelte Geld an die sieben Hilfsorgan­isationen übergeben werden. Bis dahin hoffen die Teilnehmer, das Spendenbar­ometer auf über 60 000 Euro zu schrauben.

„Das war ein absoluter Gänsehautm­oment, den ich so schnell nicht vergessen werde.“

Andreas Rotunno

» Spenden sind noch bis Ende September unter www.radelnundh­elfen.de möglich. Dort hat jeder Fahrer ein eigenes Spenden profil.

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Foto: Michael Reitmayer Auf der Fahrt quer durch Deutschlan­d gab es etliche Hinderniss­e zu überwinden, wie hier vor Bad Segeberg.
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Die Stimmung auf den letzten Kilometern war gut, wie dieses Selfie von Michael Reit mayer (rechts) und Andreas Rotunno beweist.

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